Halbjahresbilanz des Gutachterausschusses Immobilienpreise nicht gesunken
Drücken steigende Zinsen, Energie- und Wirtschaftskrise auf die Immobilienpreise, die in Wuppertal jahrelang auf Rekordkurs waren? In der Halbjahresbilanz des Gutachterausschusses ist das (noch) nicht abzulesen.
Der mit Branchenexperten besetzte Ausschuss ist eine Einrichtung des Landes, die alle in Wuppertal geschlossenen Kaufverträge über Immobilien auswertet, daraus regelmäßig ein Abbild des Marktes zeichnet und beispielsweise Bodenrichtwerte festsetzt. Von Januar bis Ende Juni verzeichnete das Gremium 615 Millionen Euro Umsatz - höchster Wert der vergangenen zehn Jahre für die traditionell etwas schwächeren ersten sechs Monate bei etwas weniger Kauffällen als 2021. Das Preisniveau bei Einfamilienhäusern bewegte sich dabei vor allem bei Doppelhaushälften noch einmal nach oben, Eigentumswohnungen stagnierten auf dem hohen Niveau, das sich genau wie bei den Häusern in der vergangenen Jahren durch wenig Angebot, enorme Nachfrage und niedrige Zinsen entwickelt hatte.
Fazit der Ausschussvorsitzenden Ricarda Baltz: „Wir können die Folgen von Ukrainekrieg, Wirtschaftskrise und Zinserhöhungen noch nicht ablesen.“ Das hat auch technische Gründe: Ausschussmitglied Frank Müller erklärt, warum: „In den ersten zwei Monaten des Jahres spielten diese Faktoren noch keine Rolle. Und Käufe, die in der ersten Jahreshälfte beurkundet wurden, sind oft noch unter anderen Voraussetzungen verhandelt worden.“ Außerdem hätten sich viele vorher noch zögernde Interessenten offensichtlich jetzt zum Kauf entschieden.
Ob die Preise ihren Zenit erreicht haben, bleibt aktuell Spekulation. Der stellvertretende Ausschussvorsitzende Harald Kübler sieht dafür ganz widersprüchliche Indikatoren: „In Zeiten hoher Inflation sind Immobilien als ‚Betongold‘ attraktiv. Umgekehrt sorgen die wirtschaftliche Lage und die hohen Zinsen dafür, dass sich viele Interessenten fragen, ob sie die Finanzierung eines Objektes noch tragen können.“
Der öffentlich bestellte Sachverständige Ulrich Renner sieht als Ausschussmitglied zudem eine Art Pattsituation bei selbst genutzten Immobilien: „Dieser Markt reagiert emotional: Käufer wollen sich nicht von ihren Preisvorstellungen lösen, während Interessenten vorsichtiger sind.“ Im professionellen Markt sei das anders. Renner: „Hier reagieren die Akteure rational, viele überbieten sich weiterhin.“ Abzulesen ist das bei Mehrfamilienhäusern als klassischen Anlageobjekten: Ihr Preis liegt jetzt in Wuppertal im Schnitt bei der 18-fachen Jahresnettomiete. Vor fünf bis zehn Jahren lag dieser so genannte Ertragsfaktor noch bei zehn bis zwölf ...