Musiker aus Wuppertal Wolfgang-Petry-Double: 20 Jahre "Doppelleben"

Wuppertal · Seit 1998 tritt der Wuppertaler Wolfgang Engel als Double von Kult-Schlagersänger Wolfgang Petry auf. SWR4 wählte ihn jetzt zum besten "Wolle"-Doppelgänger in Deutschland. Bemerkenswert: Bei seinen Auftritten mit Wolle-Locken, Holzfällerhemd und Freundschaftsbändchen-Knäuel singt er die Hits der Ikone live.

 Wolfgang Engel sieht auf der Bühne nicht nur aus wie Wolfgang Petry, sondern singt auch seine Hits — und das live. Seit 1998 schlüpft der Wuppertaler Zahntechniker regelmäßig in die Rolle des Kult-Schlagersängers.

Wolfgang Engel sieht auf der Bühne nicht nur aus wie Wolfgang Petry, sondern singt auch seine Hits — und das live. Seit 1998 schlüpft der Wuppertaler Zahntechniker regelmäßig in die Rolle des Kult-Schlagersängers.

Foto: Wolfgang Engel

"Hölle! Hölle! Hölle!" - bis heute kommt kaum eine Party ohne diesen Dreifach-Urschrei aus dem Song "Wahnsinn" aus. Irgendwie Wahnsinn ist für Wolfgang Engel auch, dass er jetzt schon ein Drittel seines Lebens als Wolle-Petry-Double auf der Bühne steht. Denn der künstlerische Plan des heute 61-Jährigen war eigentlich ganz anders gestrickt: Mit 16 hatte er angefangen zu singen und Gitarre zu spielen - 1981 zog der gebürtige Remscheider mit seiner Hardrock-Band "Brain Operation" nach Wuppertal. "Wir hatten eine WG im Briller Viertel, das sollte das Sprungbrett zu einer großen Karriere werden", erinnert er sich.

Herausgekommen ist stattdessen ein "ordentlicher" Beruf als Zahntechniker und eine musikalische Laufbahn der etwas anderen Art: "In den 90ern ist Wolfgang Petry unglaublich abgegangen, da schossen dann auch die Doubles wie Pilze aus dem Boden. Ich habe dann welche von denen gesehen und dachte: Mensch, das machst du auch!"

Und er machte es viel besser als die meisten. Vor allem als die, die nur zum Vollplayback die Lippen bewegten. Der erfahrene Band-Frontmann singt "Wahnsinn", "Verlieben, verloren, vergessen, verzeih'n" und die anderen Petry-Klassiker live zum Halbplayback — und das täuschend echt. Mit Lockenkopf und den restlichen typischen Wolle-Accessoires wird die Illusion so perfekt, dass er es zu vielen Fernsehauftritten und sogar bis in die Sendung von Stefan Raab sowie zu unzähligen Auftritten in Deutschland und im deutschsprachigen Ausland schaffte. "Auf dem Höhepunkt der Wolle-Mania hatte ich acht bis zehn Anfragen im Monat, heute sind es immer noch einige", erinnert sich Engel an zwei Jahrzehnte "Doppelleben".

Für den ersten Auftritt als Wolle hatte er sich 1998 übrigens die wilden Locken in seine "Vokuhila"-Frisur einschweißen lassen. "Mein Chef hat mich am nächsten Tag nicht mehr erkannt ..."

Kann man als Rockmusiker eigentlich ohne Schmerzen Schlager singen? Für Wolfgang Engel stellt sich diese Frage nicht, denn: "Was Wolfgang Petry gemacht hat, ist eigentlich nichts anderes als Hardrock. Ich habe da ganz viel von meiner Musik wiedergefunden, die sägenden Gitarren und so."

Verständlich also, dass es für Wolfgang Engel schon ein Schreck war, als Wolfgang Petry 2006 sein Karriereende bekannt gab. Aber die Nachfrage ist bis heute geblieben, und Engel hat auch eine Idee, warum das so ist: "Es gibt kaum jemanden, der die Leute so mitgenommen hat wie Wolfgang Petry. Wenn ich auf der Bühne stehe, sehe ich ja immer, wer die Texte mitsingt. Das sind Leute von 7 bis 70 Jahre."

Persönlich kennengelernt hat er sein Vorbild übrigens nie. "Das hätte ich gerne, aber er ist privat ein sehr zurückhaltender und bodenständiger Typ. Selbst zur Verleihung der Goldenen Stimmgabel ist er mit dem Fahrrad gefahren."

Zum 20-Jährigen Bühnenjubiläum durfte sich Wolfgang Engel jetzt nicht nur über die Auszeichnung von SWR4 freuen, sondern will auf den Spuren des echten Wolle auch etwas ganz Neues probieren: "Wolfgang Petry hat vier Weihnachts-CDs eingespielt, auf denen er Klassiker in seinem eigenen Stil interpretiert. Daraus mache ich jetzt ein Programm, mit dem ich auf Weihnachtsmärkten und Weihnachtsfeiern auftreten möchte." Und danach: "So lange es geht, will ich die Double-Show weiter machen. Ich vertrete Wolle gerne!"

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