Stimmen zum Tod von Norbert Blüm Jürgen Hardt: „Vorbild für junge Politiker“

Wuppertal · Der langjährige Bundesministers für Arbeit und Soziales, Dr. Norbert Blüm (84), ist tot. Der Wuppertaler CDU-Bundestagsabgeordnete Jürgen Hardt und Superintendent Manfred Rekowski erinnern an ihn mit Nachrufen.

 Das Bild entstand auf dem CDU-Parteitag im Mai 1987 in Essen, als Norbert Blüm zum CDU-NRW-Landesvorsitzenden gewählt wurde. Der junge Mann vorne rechts mit langen Haaren, Brille und Jancker ist Jürgen Hardt.

Das Bild entstand auf dem CDU-Parteitag im Mai 1987 in Essen, als Norbert Blüm zum CDU-NRW-Landesvorsitzenden gewählt wurde. Der junge Mann vorne rechts mit langen Haaren, Brille und Jancker ist Jürgen Hardt.

Foto: Büro Hardt

Der Wuppertaler CDU-Bundestagsabgeordnete Jürgen Hardt: „Bereits vor einigen Wochen hat die Öffentlichkeit erfahren, dass Norbert Blüm gesundheitlich schwer angeschlagen war. Er saß im Rollstuhl. Heute haben wir die Nachricht erhalten, dass Norbert Blüm (84) verstorben ist. Als ich 1981 in die CDU eintrat, war Norbert Blüm eine der zentralen Personen der deutschen Politik, zu der ich aufgeschaut habe. Gebürtiger Hesse wie ich, seine Geburtsstadt Rüsselsheim liegt nicht weit von meinem Geburtsort Hofheim entfernt, sprach mich nicht nur sein heimatlicher Zungenschlag an. Auch sein Eintreten für soziale Gerechtigkeit und Menschenrechte beeindruckte mich zutiefst.

Als ich 1987 mit 23 Jahren zum Bundesvorsitzenden des Rings Christlich Demokratischer Studenten (RCDS), gewählt wurde, war ich mächtig nervös, Norbert Blüm im Bundesvorstand der CDU leibhaftig gegenüber zu stehen. Als Norbert Blüm in Chile beim Diktator Pinochet offensiv für Menschrechte eintrat und damit die Demokratie-Bewegung um den Christdemokraten und späteren chilenischen Präsidenten Patricio Aylwin massiv und letztlich erfolgreich förderte, habe ich dies als RCDS-Bundesvorsitzender aktiv unterstützt.

Große Rückendeckung hatte ich durch Norbert Blüm auch bei der wichtigen Bafög-Novelle Ende der 80iger Jahre. Unvergessen für mich ist auch ein langes Gespräch am späten Abend am Rheinufer in Königswinter, bei dem Norbert Blüm ein offenes Ohr für die Sorgen der Studierenden bei der Reform der Krankenversicherung hatte. Er hat den Entwurf des Gesetzes dann zugunsten der Studenten noch geändert. Als Büroleiters des CDU-Generalsekretärs Peter Hintze erlebte ich die legendären Kurzanrufe Norbert Blüms beim examinierten Theologen Peter Hintze: Norbert Blüm würzte seine Reden gerne mit Bibelzitaten, die er im Kopf hatte. Peter Hintze konnte ihm meist auf Anhieb die wörtliche Formulierung und die exakte Bibelstelle hierzu benennen.

Norbert Blüm ist eine der prägenden Gestalten der deutschen Politik des 20. Jahrhunderts. Grundsatztreue, Bürgernähe und die notwendige Klugheit und Raffinesse zur Durchsetzung politischer Ziele vereinen sich in seiner Person in beispielhafter Weise. Er sollte Vorbild für junge Politiker nicht nur aus der Union sein.“

Manfred Rekowski, ehemaliger Wuppertaler Superintendent und Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland: „Die Evangelische Kirche im Rheinland hat Norbert Blüm in seinen unterschiedlichsten Ämtern und Funktionen als einen Politiker schätzen gelernt, der aus tiefer christlicher Grundüberzeugung stets die Schwachen und Benachteiligten im Blick hatte. Er verstand sich als ihr leidenschaftlicher Anwalt. Im Mittelpunkt seines politischen Koordinatensystems stand das konsequente Bemühen um soziale Gerechtigkeit. Auch wenn die Ergebnisse seiner Politik naturgemäß immer wieder in unserer Kirche durchaus kontrovers diskutiert wurden, so genoss Norbert Blüm mit seinem Engagement für eine Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung, bei der niemand auf der Strecke bleibt, hohes Ansehen.“

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