Interview mit Jonah Näckel („Fridays for Future“ Wuppertal) „Corona hat uns gezeigt, was passiert, wenn wir Krisen nicht ernst nehmen“

Wuppertal · Protest geht auch anders: Anstatt auf ihr Recht auf Demonstration zu beharren, verlagern die Schülerinnen und Schüler der „Fridays for Future“ Bewegung ihren Streik kurzerhand ins Netz. Knapp 200 Wuppertaler haben sich bisher auf der FFF-Webseite zum globalen digitalen Streiktag am Freitag (24. April 2020) angemeldet. Die Rundschau hat mit Jonah Näckel, einem der Köpfe der Wuppertaler Bewegung, über Klimaprotest im Schatten der Corona-Krise gesprochen.

 Jonah Näckel (19) ist einer der Initiatoren der Wuppertaler Fridays for Future Bewegung und kämpft dafür, dass die Forderungen der Bewegung auch in Corona-Zeiten gehört werden.

Jonah Näckel (19) ist einer der Initiatoren der Wuppertaler Fridays for Future Bewegung und kämpft dafür, dass die Forderungen der Bewegung auch in Corona-Zeiten gehört werden.

Foto: Fridays for Future Wuppertal

Rundschau: Einer einer Mitstreiter sagte letztens, ihr wärt zurzeit so aktiv wie nie. Kannst du das bestätigen?

Näckel: So aktiv wie nie sind wir nicht ganz, weil wir ja nicht alles umsetzten können. Unser Handlungsspielraum ist aktuell etwas beschränkt. Aber in dem, was wir machen können, sind wir so aktiv wie nie. Die Motivation ist sehr hoch.

Rundschau: Warum habt ihr euch für digitalen Protest entschieden, anstatt zum Beispiel wie die Wuppertaler Initiative „Seebrücke“ mit weniger Menschen, Maskenschutz und Abstand zu demonstrieren?

Näckel: Wir nehmen die Krise sehr ernst und sehen eine Demonstration mit vielen Menschen auf einem Platz sehr kritisch. Unsere Aktion am Döppersberg führen wir mit sieben Personen durch, wir wissen, wer dabei ist und kennen uns untereinander. Wir möchten niemanden durch unsere Proteste gefährden.

Rundschau: Habt ihr das Gefühl, eure digitalen Aktionen werden genauso wahrgenommen wie die Proteste vor Corona?

Näckel: Digital stecken wir eher in einer Blase. Wir sind untereinander vernetzt und erreichen leider nicht die Menschen, die wir erreichen würden, wenn wir auf die Straße gehen würden. Wir sind trotzdem sehr laut, nur anders.

Rundschau: Digitaler Protest, wie geht das überhaupt?

Näckel: Die meisten Teilnehmer basteln ein Plakat oder Banner, machen ein Foto damit und teilen es anschließend über die eigenen Social-Media-Kanäle. Wer will, kann das Protestplakat dann noch ins Fenster hängen.

Rundschau: Wie wollt ihr euch denn populärer in der Öffentlichkeit präsentieren, sollten die Corona-Beschränkungen noch viele Monate gelten?

Näckel: Das ist jetzt unsere große Aufgabe. Unsere Plattform war immer die Straße und die wurde uns genommen. Jetzt müssen wir andere Wege finden und uns dabei natürlich auch an die aktuell geltenden Vorgaben halten.

Rundschau: Das klingt nach einem doppelten Kampf.

Näckel: Ja, es ist kein einfacher Job. Aber Corona hat uns gezeigt, was passiert, wenn wir Krisen nicht ernst nehmen. Und die Klima-Krise wird irgendwann genauso starke Auswirkungen haben auf unser Leben wie aktuell die Corona-Krise.

Rundschau: Habt ihr durch die Corona-Kontaktbeschränkungen Mitglieder verloren oder hast du das Gefühl, ihr schafft es, die Bewegung zusammenzuhalten?

Näckel: Vor der Corona-Krise waren wir bei der „Fridays for Future“-Bewegung unglaublich viele. Und das hat sich gehalten. Unsere „Daily Climate Challenge“, bei der wir jeden Tag eine Aufgabe in den sozialen Medien zur Rettung der Erde gestellt haben, wurde gut angenommen. Trotzdem ist das digitale natürlich eine Herausforderung. Man verliert durch Kontaktbeschränkungen ein bisschen Nähe. Trotzdem gibt es immer noch so viele, die Lust haben.

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