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Sparkasse Wuppertal kündigt Negativzinsen an

Sparkassen-Bilanz : „Sind mit Einlagen geflutet worden“

Im Corona-Jahr 2020 haben die Wuppertaler noch mehr gespart als sonst. Das erklärte die Stadtsparkasse bei ihrer Bilanzpressekonferenz. Weil immer mehr Geld nur „geparkt“ wird, sind jetzt auch Negativzinsen ein Thema. Betreffen werden sie aber nur die allerwenigsten Kunden.

„Wir sind regelrecht geflutet worden“, fasste Sparkassen-Vorstand Axel Jütz zusammen, was sich 2020 auf den Kundenkonten getan hat. Die Einlagen sind um 11 Prozent gewachsen, die Sparquote (der Prozentsatz des vom verfügbaren Einkommen zur Seite gelegten Geldes) stieg von früher üblichen 10 bis 11 auf 16,6 Prozent. Mangelnde Konsummöglichkeiten durch die Lockdowns, aber auch der Wunsch nach Vorsorge und Sicherheit sind laut Jütz die Gründe. Konkret sind es rund 400 Millionen Euro, um die die Einlagen der Sparkassen-Privatkunden 2020 wuchsen. Geld, das aber nur zu einem geringen Teil in Wertpapiere und Aktien fließt und damit für die Sparkasse zum Problem wird. Denn die muss für das „geparkte“ Geld selbst an die Bundesbank zahlen. „Wir sind da jetzt an der Belastungsgrenze angekommen“, erklärt Jütz einen Kurswechsel der Sparkasse, die dieses „Verwahr-Entgelt“ künftig weitergeben will.

Konkret trifft das zunächst Neukunden, die auf Beträge oberhalb von 100.000 Euro 0,5 Prozent Negativzinsen zahlen sollen – exakt das, was der Sparkasse selbst auch berechnet wird. Sie haben vorher aber drei Monate Zeit, nach passenden Anlagemöglichkeiten zu suchen. Eine identische Regelung für Bestandskunden ist noch in Vorbereitung. „Wir müssen hier zunächst die rechtlichen Voraussetzungen schaffen“, so der Sparkassen-Vorstandsvorsitzende Gunther Wölfges.

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Auch in den meisten anderen Bereichen stand das Geschäftsjahr der Sparkasse unter den besonderen Corona-Vorzeichen. Insgesamt wurde Firmenkunden mit Corona-Darlehen von nahezu 150 Millionen Euro zur Liquiditätssicherung geholfen – und tausendfach Tilgungserleichterungen ermöglicht. Trotz der Krise gab es aber in den meisten Bereichen Zuwächse: So stieg die Zahl der privaten Girokonten auf 183.500, die Anzahl der Firmenkunden wuchs auf über 21.200 an. Und auch der Immobilienmarkt litt nur geringfügig unter der Pandemie: Die Verkaufszahlen bewegten sich weiter auf hohem Niveau, die Häuserpreise stiegen um rund 10 Prozent. Aus einem einfachen Grund. „Der Markt ist leergefegt“, so Axel Jütz, dessen Institut inzwischen bei jeder zweiten privaten Immobilienfinanzierung beteiligt ist. Der in der Regel von 3.000 bis 4.000 Interessenten besuchte Sparkassen-Immobilientag musste 2020 wegen Corona kurzfristig abgesagt werden, am 6. März 2021 soll er wieder stattfinden, dann aber als digitales Format.

Nichts mit Corona zu tun hatte das Problem, das die Sparkasse Ende des vergangenen Jahres nach dem Ausfall eines Transportdienstleisters mit der Bargeldversorgung bekam. Leere Automaten und lange Schlangen an Schaltern waren die Folge. Wölfges entschuldigte sich dafür ausdrücklich. „Zum Jahreswechsel können wir an den meisten Stellen über die meiste Zeit wieder den gewohnten Service anbieten“, so Sparkassen-Vorstand Patrick Hahne zur aktuellen Lage. Die Sparkasse betreibt mit 1.154 Beschäftigten (Vorjahr 1.187) und 98 Azubis 34 Filialen und 13 Geldautomaten-Standorte. Unter dem Strich steht beim Geschäftsjahr 2020 ein Überschuss von 11 Millionen Euro – 300.000 Euro weniger als 2019, weil die Kostensenkungen den Rückgang bei den Zins und Provisonserlösen nicht ganz kompensieren konnten.

Substanz genug hat die Sparkasse aber allemal, um ihrem gesellschaftlichen Auftrag nachzukommen und in Wuppertal viel Gutes zu tun. Das bewies sie auch in der Corona-Krise mit zahlreichen Aktionen, die über das ohnehin große gesellschaftliche Engagement hinaus insbesondere der schwer gebeutelten Kultur-Landschaft unter die Arme greifen sollten. „Durch das Kunde-Sein bei uns unterstützt man automatisch die Stadtgemeinschaft“, betonte Wölfges daher einmal mehr.