Nach Messerattacke an Gymnasium WDG: Haftbefehl gegen 17-Jährigen beantragt

Wuppertal · Gegen den 17 Jahre alten Jugendlichen, der am Donnerstagvormittag (22. Februar 2024) im Wuppertaler Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasium vier Mitschülerinnen und Mitschüler mit einem Messer verletzt haben soll, hat die Staatsanwaltschaft einen Haftbefehl wegen versuchten Mordes beantragt. Darüber entscheidet ein Haftrichter im Laufe des Tages.

 Bernd Huppert (stellvertretender Behördenleiter des Polizeipräsidiums Wuppertal).

Bernd Huppert (stellvertretender Behördenleiter des Polizeipräsidiums Wuppertal).

Foto: Christoph Petersen

Polizei und Staatsanwaltschaft haben am Freitagmittag im Rahmen einer Pressekonferenz weitere Details bekanntgegeben. Demnach sei der in Wuppertal geborene Deutsch-Türke, der bislang polizeitechnisch nicht in Erscheinung getreten ist, in einen für Oberstufenschüler vorgesehenen Pausenraum getreten und habe „relativ unvermittelt auf vier Mitschüler im Alter von 16 bis 17 Jahre eingestochen“, so Bernd Huppert (stellvertretender Behördenleiter des Polizeipräsidiums Wuppertal). (Bilder)

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Pressekonferenz zur Amoktat am WDG

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Anschließend habe sich der Beschuldigte laut Zeuginnen und Zeugen selber schwer verletzt. Die Tatwaffe war mutmaßlich ein aufgefundenes Klappmesser mit einer Klingenlänge zwischen sechs bis acht Zentimeter mit Blutanhaftungen. Neben den vier Attackierten erlitten drei weitere Schülerinnen und Schüler einen Schock.

Die Schule löste Amokalarm aus. Die um 9:52 Uhr alarmierten Einsatzkräfte trafen den 17-Jährigen in dem Pausenraum in Anwesenheit eines Lehrers an. Dieser hatte ihn entwaffnet bzw. dazu bewegt, die Waffe niederzulegen. „Der Tatverdächtige saß ruhig auf dem Stuhl“, so Collin Nierenz, Kriminaldirektor der Polizeidirektion Düsseldorf, die die Ermittlungen übernommen hat. Als er die Einsatzkräfte erkannt habe, sei er wieder in einen Erregungszustand verfallen. Der 17-Jährige habe nun gefordert, von den Beamten erschossen zu werden. Dem „besonnenen Verhalten“ der Einsatzkräfte sei es zu verdanken, dass keine Schusswaffen eingesetzt und stattdessen dem Jugendlichen Handfesseln angelegt worden seien.

Nach Angaben des Wuppertaler Staatsanwalts Patrick Penders hatte der Tatverdächtige der anwesenden Lehrkraft einen Brief übergeben: „Darin bekennt er sich zur Tat. Der Inhalt lässt vermuten, dass eine psychische Erkrankung vorliegt.“ Das werde nun fachmedizinisch begutachtet. Eine politische oder religiöse Motivation schließen die Behörden bislang aus.

Die Schule war komplett geräumt worden, anschließend von Spezialeinheiten „nach weiteren gefährlichen Gegenständen und Personen“ durchsucht worden. Mit Hilfe eines Hubschraubers wurde zudem das Schuldach observiert. Die 614 Schülerinnen und Schüler sowie 14 Lehrer wurden zunächst auf den Schulhof, dann in die Räume der Sparkasse am Johannisberg gebracht. Dort wurden sie durch Feuerwehr, DRK und Schulpsychologen betreut, aber auch nach tatrelevanten Infos befragt, 16 Schülerinnen und Schüler sowie eine Lehrerin dabei konkreter.

Die Polizei hat unterdessen auch die Wohnung des Tatverdächtigen durchsucht. Dabei wurden Beweismittel sichergestellt. Die weiteren Ermittlungen laufen im Polizeipräsidium Düsseldorf im Rahmen einer Mordkommission. Zugleich werde später auch wie immer der Ablauf des Einsatzes analysiert. Zuvor war Kritik lautgeworden, dass die Kinder und Jugendlichen zunächst nicht mit den Eltern in Kontakt treten sollten.

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