GEW schlägt Alarm Lehrerinnen und Lehrer: Neues Schuljahr, alte Probleme

Wuppertal · Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) beklagt einen immer weiter voranschreitenden Lehrermangel an Wuppertaler Schulen. Alleine den Grundschulen fehlten 60 Lehrkräfte. Ein Ende sei nicht absehbar.

 Der Vorstand der GEW Wuppertal (v.li.): Tino Orlishausen, Martina Haesen und Richard Voß.

Der Vorstand der GEW Wuppertal (v.li.): Tino Orlishausen, Martina Haesen und Richard Voß.

Foto: GEW

Wenn heute zum Schulanfang die Wuppertaler Kinder mit ihren Schultüten frohlockend in einen neuen Lebensabschnitt starten, kann es gut sein, dass ihnen schon bald eine Lehrkraft vorsteht, die über keine Lehrerausbildung verfügt. 200 Seiteneinsteiger mit befristeten Verträgen für Krankheits- und Elternzeitvertretung sind laut GEW aktuell an den Wuppertaler Grundschulen beschäftigt. Sie versuchen das Loch zu stopfen, das in Folge des voranschreitenden Lehrermangels entstanden ist und immer weiter wächst. 60 Lehrerstellen sind an den Grundschulen unbesetzt.

Eine problematische Situation, kommt es doch besonders in den ersten vier Schuljahren auf ein fundiertes pädagogisches Handwerkszeug an, das den Seiteneinsteigern in der Regel abgeht.

„Die Seiteneinsteiger dürfen nicht mehr länger ins kalte Wasser geworfen werden. Es muss dringend eine Vorabqualifizierung organisiert werden, bevor sie mit aller Verantwortung vor eine Klasse gestellt werden. Andere Bundesländer haben solche Programme bereits eingeführt, in NRW erfolgt ein Crashkurs erst nach der Einstellung. Das muss sich ändern“, sagt Tino Orlishausen vom Leitungsteam der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Wuppertal.

Die Grundschulen seien mit ihren Problemen dabei längst nicht allein. Mit Ausnahme der Gymnasien gingen Wuppertal in sämtlichen Schulformen die Lehrer aus.

An Haupt-, Real- und Gesamtschulen seien im Schnitt gerade einmal die Hälfte der offenen Stellen besetzt. An den Realschulen würden gar nur sechs von 35 Stellen angetreten.

Die GEW sieht den negativen Hauptfaktor im fehlenden finanziellen Anreiz für angehende Grundschullehrer und Kräfte der Sekundarstufe I, die momentan mindestens 500 Euro im Monat weniger verdienen als ihre Kollegen der Sekundarstufe II. Sie fordert die Landesregierung deshalb auf, die Lehrer der verschiedenen Schulstufen künftig gleich zu bezahlen, um das Überangebot an Lehrkräften für die Sekundarstufe II abzubauen.

Besonders dramatisch von den Auswirkungen des Lehrermangels seien die viel zu schlecht ausgestatteten Brennpunktschulen betroffen, und auch die Inklusion funktioniere an den Wuppertaler Schulen aufgrund der massiven Unterbesetzung der Sonderpädagogen nicht wirklich.

Investitionen in Personal und Ausstattung seien dringend notwendig, damit der Schulanfang nicht mit dem Ende des kommunalen Bildungswesens einhergehe, so die GEW.

(as)
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