Interview mit Kerstin Holzmann vom Kinderschutzbund "Kickern geht in jeder Sprache"

Wuppertal · Eine große Sorge ist dem Kinderschutzbund gerade genommen: Die Wuppertaler Tafel darf weiter für das Mittagessen sorgen. Doch für weitere Aufgaben, auch hinsichtlich der steigenden Flüchtlingszahlen, werden ehrenamtliche Mitarbeiter gebraucht.

Rundschau-Redakteurin Sabina Bartholomä sprach darüber mit Kerstin Holzmann, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit des Kinderschutzbundes.

Rundschau: Welches Projekt brennt Ihnen momentan besonders unter den Nägeln?

Holzmann: Wir möchten im Oktober einen neuen Kleiderladen an der Westkotter Straße in Wichlinghausen eröffnen. In diesem Stadtteil wohnen viele sozial schwache Familien, zusätzlich haben Flüchtlinge hier ein neues Zuhause gefunden.

Rundschau: Gehen viele Spenden für Flüchtlinge bei Ihnen ein?

Holzmann: Ja, extrem viele Kleiderspenden, aber auch Anfragen, wie man konkret helfen kann. In Wuppertal gibt es wirklich eine Willkommenskultur. Wir haben mittlerweile ein gutes Netzwerk zu den Beratungsstellen wie etwa Caritas und Diakonie. Besonders bedürftige Flüchtlinge, die man uns schickt, erhalten eine kostenlose Erstausstattung.

Rundschau: Was wird für den neuen Laden noch gebraucht?

Holzmann: Kleiderständer und Regale und natürlich ehrenamtliche Mitarbeiter, die helfen, den Laden aufzubauen, die Spenden annehmen, sortieren und die Kunden beraten. Gefragt sind freundliche Helfer, die offen auf Menschen zugehen können. Und ein Fahrer, der bereit ist, die Spenden abzuholen. Das Benzingeld erstatten wir natürlich. Unterstützung könnten wir außerdem beim Eltern-Kind-Treff gebrauchen.

Rundschau: Können in Ihren Läden nur bedürftige Menschen kaufen?

Holzmann: Nein, überwiegend werden sie zwar von sozial-schwachen Familien genutzt, aber jeder kann hier Kleidung, Spielsachen, Babyausstattung kaufen. Von den Einnahmen finanzieren wir andere Projekte, für die sonst kein Geld da wäre.

Rundschau: In Ihren Räumen an der Schloßbleiche gibt es nicht nur Mittagessen, sondern auch offene Spielangebote. Nehmen Flüchtlingskinder schon daran teil?

Holzmann: Ja, wir haben Kinder aus Syrien und aus Albanien, die gut Englisch sprechen. Aber Kickern kann man ja in jeder Sprache. Zuerst schauen sie zu, beobachten, schnappen viel auf und machen dann mit. Oft kommen beim ersten Besuch die Eltern mit, oder Lehrer und Sozialarbeiter bringen sie, wir haben Flyer verteilt, um die Familien auf unser Angebot aufmerksam zu machen. Übrigens gibt es während unserer Öffnungszeiten für alle Mütter die Möglichkeit, den Still- und Wickelraum zu nutzen.

Bieten Sie auch gezielt Hilfe bei den Hausaufgaben an?

Holzmann: Nicht speziell auf Flüchtlingskinder abgestimmt. Aber an der Schule Königshöher Weg haben wir eine Hausaufgabenbetreuung

Rundschau: Wo kann man sich als ehrenamtliches Mitglied des Kinderschutzbundes noch engagieren?

Holzmann: Etwa durch die Übernahme einer Spielplatzpatenschaft, am Kinder-, Jugend- und Elterntelefon und eben in den Kleiderläden. Die Mitgliedschaft bei uns kostet im Jahr nur 30 Euro. Das ist Geld, mit dem man wirklich hilft.

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