Drogenkonsumraum Wuppertal Ein Tag mehr im Druckraum

Wuppertal · Den Drogenkonsumraum, kurz "Druckraum" genannt, in unmittelbarer Nähe des Hauptbahnhofs, gibt es seit 16 Jahren. Süchtige können hier unter sauberen Bedingungen und unter Aufsicht (illegale) Drogen konsumieren.

 Die Räume befinden sich am Wuppertaler Hauptbahnhof.

Die Räume befinden sich am Wuppertaler Hauptbahnhof.

Foto: Gleis 1 Drogenhilfe Wuppertal

In Zukunft wird der Raum auch sonntags offen sein.

Die Einrichtung war seinerzeit die zweite in NRW — ihrer Eröffnung waren viele und zähe Diskussionen vorausgegangen. Bewährt hat sie sich unbedingt: Wenn es zu Notfällen kommt, was in all den Jahren etwa 300 Mal der Fall war, ist Sanitätsfachpersonal anwesend, das helfen kann. Im Wuppertaler Druckraum gab es noch nie einen Todesfall.

Grundsätzlich gilt: Mit der Einrichtung des Raumes ist die Zahl der Drogentoten in der Stadt klar gesunken. Im Jahr 2015 etwa war es stadtweit "nur" noch ein Mensch. Der "Freundes- und Förderkreis Suchtkrankenhilfe", der hinter dem Drogenkonsumraum steht, verweist als Gegenbeispiel auf München: Weil man in der Bayern-Hauptstadt solche Einrichtungen nach wie vor ablehnt, sehe die Lage dort im Vergleich mit Wuppertal "dramatisch" aus.

Der Druckraum ist von montags bis freitags zwischen 10 und 16 Uhr geöffnet — und bekommt jetzt auch noch einen offenen Sonntag dazu. Zuerst vier Stunden lang, später kann auf sechs Stunden erweitert werden.

Zahlen: 2015 gab es in der Einrichtung fast 20.000 "Konsumvorgänge", so der Fachjargon. 70 bis 110 Menschen kommen pro Tag, sie bleiben dabei anonym. 86,5 Prozent der Nutzer des Konsumraumes sind Männer, nur 13,5 Prozent Frauen. Begleitung, Beratung, Hilfe und Unterstützung, wenn es um den Ausstieg aus dem Heroin geht, sind im Druckraum möglich.

Die stets gewünschte Öffnungszeitenerweiterung war immer am Geld gescheitert. Jetzt hat der Sozialausschuss Zuschüsse umgeschichtet — und den Weg frei gemacht.

Was der "Freundes- und Förderkreis Suchtkrankenhilfe" nun noch braucht, sind zusätzliche ausgebildete Rettungsassistenten, die in einem Notfall umgehende Hilfe gewährleisten können — und die auch bereit sind, sonntags zu arbeiten.

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