Gründer der Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft Hajo Jahn mit Verdienstorden ausgezeichnet

Wuppertal · Der Wuppertaler Hajo Jahn, ehemaliger WDR-Journalist und Gründer der Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft, ist für sein jahrzehntelanges ehrenamtliches Wirken im interkulturellen Bereich und für seinen großen Einsatz für die Erinnerungskultur mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet worden.

 Ministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen und Hajo Jahn.

Ministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen und Hajo Jahn.

Foto: MKW 2021

NRW-Kulturministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen händigte dem 80-jährigen das Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland im Ministerium für Kultur und Wissenschaft aus.

„Als Mahner gegen die Verfolgung und Vertreibung von Künstlerinnen und Künstlern bezieht Hajo Jahn seit vielen Jahren gegen die Verfemung von Kunst und Kultur durch willkürliche Herrschaftssysteme Stellung. Mit Initiativen wie der Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft – einer der aktivsten Literaturgesellschaften Deutschlands – und dem Zentrum für verfolgte Künste hat er sich tatkräftig der Aufklärung nationalsozialistischen Unrechts verschrieben“, so Pfeiffer-Poensgen. „Er fordert nicht nur ein, dieses Unrecht aufzuarbeiten, sondern trägt durch sein vielfältiges ehrenamtliches Engagement unter anderem in Form von Else-Lasker-Schüler-Foren, Ausstellungen, Konzerten und Vorträgen selbst zu dieser Aufarbeitung bei. Für diese besondere Leistung gebührt Hajo Jahn höchste Anerkennung.“

Zunächst als Bergmann, später als Volontär und Lokalredakteur bei der Westfälischen Rundschau in Dortmund sowie freier Journalist für die ARD tätig, begann Jahn ab 1970, als Redakteur und Leiter das Bergische Studio des WDR in Wuppertal aufzubauen. Dort arbeitete er zugleich als Reporter und Moderator diverser Landessendungen bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand im Jahr 2000.

1990 gründete er die Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft in Wuppertal, eine internationale politische Literaturvereinigung mit rund 1.200 Mitgliedern. Ziel der Einrichtung ist es, das literarische und künstlerische Werk der in Wuppertal geborenen, im „Dritten Reich“ verfolgten und emigrierten deutsch-jüdischen Schriftstellerin wachzuhalten auf Grundlage einer zeitgemäßen Erinnerungskultur, die auch Herausforderungen der Gegenwart wie Flucht, Immigration und Verfolgung von Künstlern einbezieht.

 Von re.: Hajo Jahn, Doris Rother (Lebensgefährtin und Helferin im Büro der Else Lasker-Schüler Gesellschaft), Ministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen, Rainald und Anne Gréve (Vorstandsmitglieder der Else Lasker-Schüler-Gesellschaft).

Von re.: Hajo Jahn, Doris Rother (Lebensgefährtin und Helferin im Büro der Else Lasker-Schüler Gesellschaft), Ministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen, Rainald und Anne Gréve (Vorstandsmitglieder der Else Lasker-Schüler-Gesellschaft).

Foto: MKW 2021

1994 gründete Jahn die Stiftung „Verbrannte und verbannte Dichter – für ein Zentrum der verfolgten Künste“, um an die vom Nationalsozialismus und anderen autoritären Regimen verfolgten Künstler und Intellektuellen zu erinnern, aber auch gegen aktuellen Antisemitismus, Nationalismus und Rassismus zu arbeiten: „Weil es Verfolgung von Künstlern, Journalisten und Schriftstellern gibt, so lange Diktaturen bestehen. Deshalb muss der Blick zurück auch ein Blick nach vorn sein, um junge Menschen aufzuklären“, so Jahn. Mit Hilfe von Unterstützern und des Bundes hat er zudem die Internetplattformen „Exil-Club“ und „Exil-Archiv“ eingerichtet.

Der Journalist, der mehrere Bücher zu seinen Themen herausgegeben hat, darunter „Gewissen gegen Gewalt“, konnte mit Hilfe öffentlicher Stiftungen des Landes und des Bundes Originalzeichnungen von Else Lasker-Schüler erwerben, die 1937 als „entartet“ aus der Berliner Nationalgalerie entfernt worden waren. Die von ihm gegründete Else-Lasker-Schüler-Stiftung erwarb die Exil-Literatur-Sammlung Jürgen Serke für das von ihm initiierte und in Solingen mit Hilfe des Landschaftsverbandes Rheinland und der Stadt Solingen realisierte „Zentrum für verfolgte Künste“.

Neben dem Bundesverdienstorden wurde Hajo Jahn im Jahre 2006 der Rheinlandtaler und 2010 vom nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten der Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen verliehen. Jahn: „Wichtiger als die persönliche Auszeichnung ist für mich die damit verbundene Ehrung der Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft und vor allem der Malerpoetin Else Lasker-Schüler, die ihr Leben lang für eine Versöhnung der Juden, Christen und Muslime eingetreten ist.“

Wuppertals Oberbürgermeister Uwe Schneidewind hat Hajo Jahn zur Auszeichnung gratuliert. In seinem Schreiben würdigt der er Jahns Verdienste. „Mit der Gründung der Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft im Jahr 1990 haben Sie den Grundstein für den Erhalt des literarischen und künstlerischen Werkes der, in Elberfeld geborenen, während des Nationalsozialismus verfolgten und 1945 in Israel gestorbenen, Dichterin gelegt“, so Schneidewind. Auch das Engagement Jahns für das in der Nachbarstadt Solingen von ihm mitgegründete „Zentrum der verfolgten Künste“ würdigt er in seinem Glückwunschschreiben. „Ich danke Ihnen sehr für Ihr wichtiges Engagement und wünsche Ihnen für die Zukunft weiterhin viel Kraft und Energie für hoffentlich viele neue Projekte.“

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