Umwelt Der „Fisch des Jahres“ schwimmt auch in der Wupper

Wuppertal · Seit 1984 wird der „Fisch des Jahres“ gekürt. Für das Jahr 2020 wurde die „Nase“ ausgewählt. „Die Nase gehört auch in der Wupper zu den typischen Fischen und wurde bei Untersuchungen immer wieder gefunden“, weiß Andrea van den Boom, Leiterin der Fachgruppe Limnologie und Gewässergüte beim Wupperverband.

 Das ist die „Nase“.

Das ist die „Nase“.

Foto: Wupperverband

Die „Nase“ komme in der Wupper von Wuppertal bis Leverkusen vor, an manchen Stellen sogar in guten Beständen. „Regelmäßig kann man im Frühjahr zur Laichzeit große Schwärme im Stadtgebiet Wuppertals sehen. Das ist sehr erfreulich, denn in langfristigen Trends gilt die Art bezogen auf Deutschland als regional stark gefährdet und lokal ausgestorben“, so van den Boom. Mancherorts haben sich jedoch die Bestände in den vergangenen Jahren positiv entwickelt – wie zum Beispiel in der Wupper.

Die „Nase“ stellt hohe Ansprüche an das Gewässer. Die erwachsenen Tiere vollziehen innerhalb des Flusses weite Wanderungen zu geeigneten Laichplätzen durch. Dafür muss die Strecke durchgängig, also barrierefrei sein. Für ihren gesamten Lebenszyklus benötigt die Fischart eine Vielfalt an Fließgeschwindigkeiten und Gewässertiefen. Für die Eiablage werden lockere Kiesbänke in flachen, rasch fließenden Flussabschnitten bevorzugt. Die frisch geschlüpfte Brut hält sich in strömungsarmen Flachwasserbereichen auf. Die heranwachsenden Jungfische wechseln in die rasch fließenden Flussabschnitte, die großen erwachsenen Tiere überwintern in ruhigeren Abschnitten des Unterlaufes. Die Art profitiert also von einer großen Vielfalt der Gewässerstrukturen, Gewässertiefen und Fließgeschwindigkeiten.

Für den Fluss erfüllt die „Nase“ eine wichtige Funktion. Sie weidet die Algen, die auf den Steinen wachsen, ab. Das hat positive Auswirkungen auf die Qualität des Gewässerbetts und stärkt die Selbstreinigungskraft des Flusses. Die Verbesserung der Lebensbedingungen von „Nasen“ und allen anderen Fischarten und Kleintieren in der Wupper und ihren Nebenbächen ist das Ziel der Maßnahmen des Wupperverbandes.

Damit die Wupper wieder natürlicher wird, hat der Wupperverband in Kooperation mit seinen Mitgliedern und Partnern in den vergangenen Jahren mehrere Projekte durchgeführt. Wehre wurden entweder entfernt oder an noch genutzten Wehren wurde die Durchgängigkeit verbessert, etwa durch den großen Fischaufstieg am Stausee Beyenburg. Mit Steinen, Inseln und Baumstämmen wurde Flussbett aufgelockert. So entstehen mehr Dynamik und abwechslungsreiche Strömungen.

 Die Wupper auf Höhe von Solingen.

Die Wupper auf Höhe von Solingen.

Foto: Wupperverband

Wo es möglich ist, wird das Flussbett aufgeweitet, wie zum Beispiel in Laaken auf dem Gelände des Familienunternehmens Vorwerk. Dort, wo Bebauung, Ufermauern oder wie in Wuppertal die Schwebebahnstützen berücksichtigt werden müssen, wird die Wupper innerhalb der bestehenden Begrenzungen mit Steinen und Inseln abwechslungsreicher gestaltet.

Die Wupper und ihre Nebenbäche wieder natürlicher zu entwickeln ist Bestandteil der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie. Sie hat die Zielsetzung, dass alle Flüsse und Bäche in Europa bis 2027 einen guten Zustand haben. Die Projekte werden vom Land gefördert. Auch in den kommenden Jahren setzt der Wupperverband diese Arbeit fort: Das von den Gremien beschlossene Maßnahmenpaket umfasst für den Zeitraum 2018 bis 2030 rund 13,8 Millionen Euro.

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