Kita-Plätze „Der Bedarf steigt weiter an“
Wuppertal · Sozialdezernent Stefan Kühn und Cornelia Weidenbruch, Stadtbetriebsleiterin Tageseinrichtungen für Kinder, kennen das Problem der fehlenden Plätze in der U-3 Betreuung.
"In den letzten Jahren haben wir ein Ausbauprogramm hingelegt, das sich sehen lassen kann. Zusammen mit den freien Trägern bieten wir 12.000 Betreuungsplätze für Kinder vom ersten Lebensjahr bis zum Beginn der Schulpflicht an. Doch der Bedarf steigt schneller als unsere Ausbaumaßnahmen", so Stefan Kühn, der den Grund in einer gesellschaftlichen Veränderung ausmacht. "Früher galt man hier als Rabenmutter, wenn man ein Kleinkind in die Fremdbetreuung gab. Heute ist die Kita ein selbstverständlicher Ort, an dem Kinder aufwachsen, pädagogisch gefördert werden", erklärt ihn Cornelia Weidenbruch.
"Heute ist die Kita die erste Bildungseinrichtung, die hilft, Kinder bis zur Einschulung zu fördern, Sprachlücken auszugleichen und so möglichst eine Chancengleichheit bis zum Schulbeginn zu erreichen", hat Stefan Kühn den Wandel im Blick. Gleichzeitig warnt der Sozialdezernent vor Neid und Vorurteilen, weder Flüchtlingsfamilien noch Hartz IV-Empfänger würden bevorzugt, "aber auch nicht benachteiligt. Hier gilt, gleiches Recht für alle. Es gibt keine Wartelisten, auf denen man nach oben wandert. Wir orientieren uns am Kind. Wenn wir zwischen einem Dreijährigen und einem Fünfjährigen entscheiden müssen, hat der Ältere Vorrang, um ihm wenigstens noch ein Kita-Jahr vor der Schule zu ermöglichen.
Nach wie vor fehlen der Stadt zum Umbau geeignete Gebäude und Grundstücke, Angebote auch ungewöhnlicher Immobilien werden gerne angenommen. Außerdem hoffen Kühn und Weidenbruch auf den Haushalt 18/19. "Nur wenn die Stadt nochmals eine Schüppe drauflegt, können wir weitermachen. Zwar dürfen wir auf rund 5 Millionen Euro vom Bund hoffen, doch die können wir nur in Anspruch nehmen, wenn wir als Stadt 80 Prozent der Baukosten für jede neue Kita selbst aufbringen", so der Sozialdezernent.
Die Gewerkschaft "komba nrw" rät derweil von unüberlegten Schnellschüssen mit Blick auf den Rechtsanspruch ab. "Wenn Klagedrohungen kommen, dann darf es nicht sein, dass die Kommunen wegen des äußeren Drucks mehr und mehr Kinder aufnehmen und die Gruppen bei gleichbleibend wenig Personal überfüllen. Da kommen die Kitas qualitativ und quantitativ noch schneller an ihre Grenzen", so die stellvertretende Landesvorsitzende Sandra van Heemskerk.