Notfallseelsorge in Wuppertal Da sein, wo es am schlimmsten ist

Wuppertal · Ralf Engelbert ist einer von rund 45 Notfallseelsorgern in Wuppertal. Er ist für fremde Menschen in ihren schwierigsten Stunden da — nach Unfällen oder anderen traumatischen Erlebnissen.

 Das Gespräch mit Ralf Engelbert fand im Katholischen Stadthaus statt. Dienstlich ist er meist unterwegs, seine Freizeit verbringt er am liebsten mit seiner Frau und seinen fünf Kindern.

Das Gespräch mit Ralf Engelbert fand im Katholischen Stadthaus statt. Dienstlich ist er meist unterwegs, seine Freizeit verbringt er am liebsten mit seiner Frau und seinen fünf Kindern.

Foto: Rundschau

Wenn irgendwo in Wuppertal etwas Schreckliches passiert, dann klingelt anderswo ein Handy. Ralf Engelbert hatte es in solchen Momenten schon oft in der Tasche. Seit 15 Jahren koordiniert der katholische Diakon die Notfallseelsorge im Stadtdekanat Wuppertal. Anfang September wurden fünf neue Notfallseelsorger beauftragt — mit einer Aufgabe, die viel abverlangt und nur durch Dankbarkeit bezahlbar ist.

"Die Notfallseelsorge ist unverzichtbarer Teil der Rettungskette", sagt Ralf Engelbert und schaut aus dem Pastoralbüro auf den Laurentiusplatz. Hier ist er selten. Zu seinem Beruf gehört es, dass er mehr bei den Menschen statt am Schreibtisch ist. Die Einsatzkräfte sorgen sich bei Unfällen um die Sachschäden und die körperlichen Schäden. Ralf Engelbert und sein Team kommen, um sich um die Seelen der Menschen zu kümmern.

20 Minuten, nachdem das Bereitschaftshandy der Notfallseelsorge geklingelt hat, ist Engelbert vor Ort. "Was ist passiert? Wer ist beteiligt? Ist jemand verstorben?", listet der Diakon die Fragen auf, die er dem Einsatzleiter stellt. Dann geht er zu den Betroffenen — und hört zu. "Wenn ein Kind stirbt oder Menschen Unfassbares gesehen haben, dann darf man sie nicht alleine lassen." Zwei bis drei Stunden dauert eine Betreuung, dann kehrt er in seinen Alltag zurück.

Um mit dem Erlebten zurechtzukommen, müssen Notfallseelsorger wie Ralf Engelbert ihre eigene Seele pflegen. Jedes halbe Jahr kommen die Kollegen zusammen, um sich untereinander zu beraten und zu betreuen. Außerdem telefoniert Engelbert als Koordinator mit jedem, nachdem er eine Woche das Notfallhandy in der Tasche hatte. "Wie geht's dir? Was hast du erlebt?", fragt er dann und hört wieder einmal zu.

Wie kann man sich diesem unendlichen Leid freiwillig stellen? "In solch schrecklichen Moment des Unglücks bringt der Notfallseelsorger einen Hauch Hoffnung", sagt der Diakon. Und egal, wie dunkel das Leben gerade scheint, ist der Mensch, der zuhört, gerade ein kleines Licht.

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