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Interview mit dem Koblenzer OB zur Bundesgartenschau und Seilbahn: BUGA: "Kann eine große Zukunftschance sein"

Interview mit dem Koblenzer OB zur Bundesgartenschau und Seilbahn : BUGA: "Kann eine große Zukunftschance sein"

Die Stadt Wuppertal plant eine Bewerbung für die Bundesgartenschau 2025, gleichzeitig wird der Bau einer Seilbahn kontrovers diskutiert. Die Stadt Koblenz hat beides schon: Von April bis Oktober 2011 fand hier die Bundesgartenschau statt — dazu wurde auch eine Seilbahn über den Rhein gebaut.

Rundschau-Mitarbeiter Klaus Göntzsche sprach über die Erfahrungen mit dem Koblenzer Oberbürgermeister Joachim Hofmann-Göttig.

Rundschau: Herr Hofmann-Göttig, wie gut kennen Sie Wuppertal?

Hofmann-Göttig: Mein Bruder lebt in Wuppertal. Ich war deshalb mehrfach dort, bin auch mit der Schwebebahn gefahren und war in dem sehr schönen Zoo. Auch die Geschichte mit dem Tuffi-Sprung ist mir bekannt. Zudem war meine Frau einige Jahre lang im Büro von Johannes Rau tätig. Das ging nicht ohne Wuppertal.

Rundschau: Sie haben im Vorfeld die Bundesgartenschau als Jahrhundert-Chance für Koblenz bezeichnet. Sechs Jahre später gefragt: War das tatsächlich der Fall?

Hofmann-Göttig: Ohne jede Frage. Vor allem mit einer großen Nachhaltigkeit. Wir haben zum Beispiel im Jahre 2016 unsere Übernachtungszahlen aus dem BuGa-Jahr 2011 noch getoppt. Als Wirtschaftsstandort ist Koblenz seitdem sehr interessant geworden. Es hat sich auf unser Gewerbesteueraufkommen sehr positiv ausgewirkt. Ich werde auf vielen Terminen in Wirtschaftskreisen immer wieder angesprochen. Die BuGa hat dabei eine tragende Rolle gespielt.

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Rundschau: Der Bund der Steuerzahler hat Ihnen trotzdem vorgeworfen, sich durch die BuGa mit ihren Investitionen von etwa 102 Millionen Euro weiter verschuldet und den Haushalt mit Zinslasten beschwert zu haben.

Hofmann-Göttig: Es gab mit 45 Millionen Euro sehr hohe Landeszuschüsse, die Investitionen von damals waren rentierlich. Wir haben seitdem einen ausgeglichenen Haushalt.

Rundschau: Die Vorbehalte in der Bevölkerung waren groß und die Abstimmung im Rat der Stadt fiel knapp aus. Im Grunde hatte man schlimmste Befürchtungen, die Stadt würde sich an der BuGa total verheben.

Hofmann-Göttig: Das war so. Aber es kam anders. Wir hatten 3,5 Millionen Besucher und haben einen Gewinn von 13 Millionen Euro erzielt.

Rundschau: Die Skepsis in Ihrer Stadt gründete sich auf verlustreiche Gartenschauen vor Koblenz, unter anderem in München, Rostock und auch in der Wuppertaler Partnerstadt Schwerin. Insgesamt mit um die 40 Millionen Euro Verlusten. Die Internationale Gartenschau 2013 in Hamburg-Wilhelmsburg brachte deutlich zu wenig Besucher und ein Defizit für die Stadt von ungefähr 37 Millionen Euro.

Hofmann-Göttig: Große Städte wie München und Hamburg bieten zu viele andere Anreize. Es ist dort kein Ereignis. Die BuGa passt in eine mittelgroße Stadt wie Koblenz mit seinen 113.000 Einwohnern.

Rundschau: Wuppertal hat aber fast 360.000 Einwohner ...

Hofmann-Göttig: Das passt sicher auch noch. Eine Gartenschau muss für eine Stadt etwas Besonderes sein und die Politik muss dahinter stehen. Ich war während unserer BuGa jeden Tag und manchmal auch mehrfach auf dem Gelände.

Rundschau: Zur BuGa gehörte auch die für rund zwölf Millionen Euro gebaute Seilbahn. Sie sollte eigentlich im November 2013 wieder abgebaut werden. Sie fährt aber immer noch.

Hofmann-Göttig: Die Seilbahn hat für den Erfolg der BuGa eine tragende Rolle gespielt. Es hat deshalb schon früh eine Bürgerinitiative "Pro Seilbahn" gegeben. Dann ist im Rahmen des angeblich gefährdeten Unesco-Welterbe-Status eine Verlängerung der Betriebserlaubnis bis 2026 vereinbart worden. Nun gibt es für eine mögliche Bewerbung des Oberen Mittelrhein-Tales für eine BuGa 2031 sogar Bestrebungen für eine weitere Verlängerung.

Rundschau: In Koblenz lockt die Seilbahn als Endpunkt mit der Festung Ehrenbreitstein. Es geht über den Rhein mit dem Blick auf das Deutsche Eck. Diese Fahrt vergisst man sein Leben lang nicht. In Wuppertal soll es am Hauptbahnhof logehen, auf Küllenhahn enden und vor allem eine Entlastung für die Studierenden bedeuten.

Hofmann-Göttig: Ich halte eine Seilbahn für eine wichtige ökologische Einrichtung. Keine Luftverschmutzung, Öko-Strom, sie ist behindertenfreundlich und wir hatten eine minimale Ausfallquote, hauptsächlich in der Probephase. Eine Seilbahn hat unzweifelhaft viele Vorteile.

Rundschau: Und sie rechnet sich bis heute?

Hofmann-Göttig: Ja, sie wird von einer Tochtergesellschaft der Herstellerfirma Doppelmayr betrieben. Auch die Erstinvestition in die Seilbahn stammte ausschließlich von Doppelmayr.

Rundschau: Würden Sie Wuppertal zu einer BuGa-Bewerbung raten und auch zum Bau einer Seilbahn?

Hofmann-Göttig: Ich werde nicht der Ratgeber Wuppertals dafür sein und kann es nur aus der Koblenzer Sicht beurteilen. Grundsätzlich gilt aber: Eine Bundesgartenschau kann eine große Zukunftschance sein. Es muss alles stimmen: Konzeption, Größe und auch Mut zum Risiko.