Bergische Uni Wuppertal Flutkatastrophe 2021: „Nicht ohne Widerhall“

Wuppertal · Die Flutkatastrophe 2021 hat auch die Seelen der Menschen im Kreis Euskirchen stark getroffen. Das ist das Ergebnis einer Umfrage, die der Lehrstuhl für Bevölkerungsschutz, Katastrophenhilfe und Objektsicherheit an der Bergischen Universität Wuppertal mit dem Kreis Euskirchen im März 2023 durchgeführt hat.

 Das Hochwasser im Juli 2021 in Wuppertal-Beyenburg.

Das Hochwasser im Juli 2021 in Wuppertal-Beyenburg.

Foto: Christoph Petersen

Ziel des gemeinsamen Projektes „FLUTPerspektive PSNV“ (PsychoSoziale NotfallVersorgung) ist es, für künftige Krisen besser aufgestellt zu sein. Erste Ergebnisse wurden nun im Rahmen einer Pressekonferenz vorgestellt.

„Die Corona-Pandemie führte in den letzten Jahren zu massiven Belastungen in großen Teilen der Bevölkerung. Im Sommer 2021 zerstörten massive Überschwemmungen und Starkregenereignisse die Existenzgrundlagen vieler Menschen im Ahrtal, Kreis Euskirchen und weiteren Gegenden. In den Köpfen der Bevölkerung bleiben derartige Krisen nicht ohne Widerhall. Um die psychischen Folgen und Unterstützungsbedarfe der Bevölkerung besser einschätzen zu können, wurde im Rahmen des Forschungsprojektes #sosmap eine groß angelegte Studie durchgeführt“, erläutert Projektmitarbeiterin Francesca Müller.

An der zugehörigen Onlineumfrage nahmen mehr als 1400 Personen teil, zusätzlich führten die Projektmitarbeiterinnen und -mitarbeiter 37 Einzelinterviews und organisierten Workshops.

Dabei kam heraus: Der Begriff „Betroffenheit“ müsse weiter gedacht werden. „Nicht nur direkt materiell-physisch betroffene Personen zeigen eine psychische Belastung, sondern auch das nahe und weitere soziale Umfeld“, erklärt Francesca Müller. Darüber hinaus zeige sich eine „Betroffenheitsdiffusion“. Die individuelle Betroffenheit werde dabei in Relation zu noch schlimmeren Erfahrungen gesetzt und durch diese Referenz bagatellisiert.

Die Umfrage ergab außerdem, dass vor allem die Menschen psychosoziale Unterstützung in Anspruch genommen haben, die auch vor der Katastrophe Kontakt zu entsprechenden Einrichtungen hatten. Umso wichtiger sei es, so Müller weiter, die Angebote der akuten, mittel- und langfristigen psychosozialen Betreuung noch bekannter zu machen, um jeder belasteten Person die Option für Hilfe aufzuzeigen.

In enger Zusammenarbeit mit dem Kreis Euskirchen wollen die Wuppertaler Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nun weitere Potenziale für Verbesserung aufdecken und in sozialwissenschaftlich fundierte Rahmenempfehlungen für das staatliche Krisenmanagement integrieren, um für zukünftige Krisen besser aufgestellt zu sein.

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