Indirekt involviert, direkt betroffen Auswirkungen der Corona-Krise auf vielfältige Branchen

Die Corona-Krise hat Auswirkungen auf die verschiedensten Branchen, die in der öffentlichen Debatte umfangreich diskutiert werden. Dazu gehören unter anderem der Veranstaltungssektor oder der Bereich Tourismus. Weitere Sparten, die oft mit diesen Sektoren zusammenhängen, sind ebenfalls betroffen, finden jedoch seltener eine breite öffentliche Aufmerksamkeit. Welche Branchen gehören dazu, welche Auswirkungen hat die Krise auf sie? Und: Welche Sparten profitieren auf indirektem Wege von der Situation?

 Von den Schließungen in der Gastronomie sind vor allem Brauereien, die Fassbier herstellen, indirekt betroffen.

Von den Schließungen in der Gastronomie sind vor allem Brauereien, die Fassbier herstellen, indirekt betroffen.

Foto: Adobe Stock/Hoda Bogdan

Brauereien

Eine Sparte, die besonders betroffen ist, sind Brauereien. Dies liegt daran, dass Kneipen und Restaurants über einen längeren Zeitraum geschlossen haben. Große Events wie beispielsweise Volksfeste finden ebenfalls nicht statt. Somit finden die Brauereien vor allem für das Fassbier keine Abnehmer mehr.

Deutliche Absatzeinbußen

Der Rückgang zeigte sich bereits im ersten Halbjahr des Jahres 2020 sehr deutlich. In diesem Zeitraum ist der Bierabsatz im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahres um 6,6 Prozent gesunken. Das entspricht einer Menge von 302,5 Millionen Litern - für den Normalbürger eine schier unvorstellbar hohe Menge.

Angaben verschiedener Firmen aus dem Januar das Jahres 2021 zeigen insgesamt sogar deutlich höhere Umsatzeinbußen auf. Diese liegen je nach Brauerei zwischen 20 und 80 Prozent.

Wie hoch der Umfang des geringeren Absatzes im Einzelfall ist, hängt maßgeblich davon ab, inwieweit der Hersteller seinen Fokus auf der Gastronomie hatte. Einige Brauereien können die Verluste durch den Verkauf von Flaschenbieren an den Endverbraucher bis zu einem gewissen Grad ausgleichen.

Weitere Probleme

Das Problem ist nicht nur in Deutschland gegeben. International kämpfen Brauereien gleichermaßen mit den Umständen. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist Großbritannien. Mittlerweile kommt ein weiterer Aspekt hinzu. Eine große Menge des zuvor produzierten und bisher nicht abgesetzten Fass-Bieres verliert die Haltbarkeit.

Brauereien schütten die nicht verkauften Fässer teilweise weg – ein weiteres Minusgeschäft also. Wie hoch die Verluste insgesamt werden und ob einige Brauereien in die Insolvenz gehen müssen, ist stark davon abhängig, wie lange die Schließungen andauern.

Druck-Branche

Auch die Druckbranche hat Probleme. Seit dem Beginn der Pandemie ist die Geschäftslage kritisch und bleibt weit hinter den Erwartungen zurück. Dies liegt daran, dass der Sektor in verschiedenen Bereichen der Wirtschaft wichtige Abnehmer hat.

Er ist infolgedessen stark vom Funktionieren dieser Sparten abhängig. Kunden, die in der Krise Verluste haben oder gar nicht aktiv sein können, haben weniger Möglichkeiten, bei den Druckereien Bestellungen aufzugeben. Zudem kann es zu Problemen in der Lieferkette kommen.

 Druckereien haben in der Krise mittelbar aus verschiedenen Gründen mit Problemen zu kämpfen.

Druckereien haben in der Krise mittelbar aus verschiedenen Gründen mit Problemen zu kämpfen.

Foto: Adobe Stock/Goss Vitalij

Beispielsweise Flyer oder Plakate für Events werden kaum noch gedruckt, was daran liegt, dass keine Veranstaltungen mehr stattfinden dürfen. Zudem hatte die Branche bereits vor der Krise das (vergleichsweise kleinere) Problem des Rückgangs der Printmedien. Laut Experten ist es für den Sektor daher aktuell in besonderem Maße unabdingbar, auf eine hohe Flexibilität zu setzen.

Medien-Branche

Ähnlich wie die Druckbranche hat die Medienbranche mit der Corona-Pandemie zu kämpfen. Vor allem betroffen sind solche Medien, die einen großen Teil ihrer Umsätze aus Anzeigen generieren.

Entsprechende Kunden, deren Geschäft einbricht, haben nur noch in geringerem Umfang die Möglichkeit, Annoncen für Werbung oder Ähnliches zu schalten. Außerdem sind die Inserate, wenn in der jeweiligen Sparte keine positiven Effekte durch umfangreichere Verkäufe zu erwarten sind, wenig zielführend.

Die Erlöse aus diesem Bereich sanken bei den allermeisten deutschen Verlagen um mehr als 20 Prozent. Zudem werden bezüglich der Lage der Medienbranche in Europa zwischen verschiedenen Ländern deutliche Unterschiede erkennbar.

So sind beispielsweise britische Printmedien sehr umfangreich von der Krise gebeutelt, die Konsequenzen sind mitunter ein Mitarbeiterabbau. Ebenfalls stark in Mitleidenschaft gezogen wurden lokale Medien ist osteuropäischen Ländern wie Polen und der Ukraine.

Aluminiumindustrie

Ebenfalls von der Krise stark beeinflusst ist die Aluminiumindustrie. Hierbei ist die Begründung gleichermaßen darin zu finden, dass die Branchen, die diesen Rohstoff benötigen, weniger produzieren. Dazu gehören vor allem:

  • die Automobilindustrie
  • die Herstellung von Flugzeugen

Besonders stark betroffen sind die Hersteller, die Aluminium recyceln, also für den Bau solcher Endprodukte aufbereiten. Hier lag der Einbruch bereits im ersten Halbjahr 2020 bei 30 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum im Vorjahr.

In den weiteren Monaten des Jahres hat sich die Branche zwar wieder ein wenig stabilisiert, da die Automobilindustrie etwas mehr produzierte. Nach wie vor stark betroffen war jedoch die Sparte des Flugzeugbaus.

Security-Branche

 Die Security-Branche verzeichnet Einbußen aufgrund von abgesagten Events und geschlossenen Diskotheken.

Die Security-Branche verzeichnet Einbußen aufgrund von abgesagten Events und geschlossenen Diskotheken.

Foto: Adobe Stock/Somboon

Die Security-Branche bekommt besonders umfangreich die Auswirkungen der Krise zu spüren. Dies liegt vorrangig an den Betätigungsfeldern. Unter anderem sind Sicherheitsdienste tätig in und bei:

  • Diskotheken und Clubs
  • Konzerten
  • Veranstaltungen
  • Flughäfen

Veranstaltungen und Konzerte finden nicht statt und Diskotheken haben geschlossen. Auch in Wuppertal gibt es hierfür prominenten Beispiele. So wurde neben vielen weiteren Events Anfang des Jahres 2021 ein Auftritt von Helge Schneider ins nächste Jahr verschoben.

Der Branche brechen also in diesen Bereichen entsprechend die Aufträge weg. Flughäfen sind deutlich weniger belebt, da die Tourismusindustrie in vielen Ländern zurückschrauben muss. Hier wird in logischer Konsequenz gleichermaßen weniger Sicherheitspersonal benötigt.

Eine Ausweichmöglichkeit besteht bis zu einem gewissen Grad vor und in Supermärkten. Gerade in Zeiten, in denen die zulässige Personenzahl in Geschäften beschränkt ist, wird hier Sicherheitspersonal benötigt, um diese Einschränkungen umzusetzen.

Allerdings können in diesem Bereich bei Weitem nicht alle Mitarbeiter unterkommen, es zeigt sich eine deutliche Diskrepanz. Das ist wenig verwunderlich, da in der Branche bis 2020 etwas mehr als 263.000 Menschen tätig waren.

Indirekte positive Auswirkungen auf einzelne Sparten

 Die IT-Branche profitiert davon, dass in der Corona-Krise Online-Shops und Online-Kommunikation gefragter sind denn je.

Die IT-Branche profitiert davon, dass in der Corona-Krise Online-Shops und Online-Kommunikation gefragter sind denn je.

Foto: Adobe Stock/NDABCREATIVITY

Einige Sektoren, die indirekt von der Corona-Pandemie betroffen sind, spüren jedoch positive Auswirkungen. Dazu gehören unter anderem die Digitalbranche sowie der Consulting-Sektor.

Die Digitalbranche

Die Digitalbranche hat aus der Corona-Industrie viele Vorteile. Dies gilt in den verschiedensten Bereichen. Online-Shops boomen gerade in Zeiten des Lockdowns, in denen der Einzelhandel weitgehend geschlossen hat.

Das Streaming von Filmen und Musik nimmt gleichermaßen zu, da die Menschen vermehrt zu Hause sind. Kommunikationsmittel wie die Videotelefonie sind aufgrund von Kontakt-Beschränkungen und Homeoffice-Regelungen ebenfalls gefragt. Davon profitiert der gesamte Sektor.

Schließlich müssen die entsprechenden Webseiten, Angebote und Apps technisch erstellt, überarbeitet, betreut und gewartet werden. IT-Spezialisten sind daher äußerst gefragte Kräfte am Arbeitsmarkt. Entsprechende Meldungen konnten durch die verschiedenen Phasen des Jahres 2020 beobachtet werden, auch im Jahr 2021 bleibt die Nachfrage bisher hoch.

Allerdings gibt es IT-Experten, die in einer Sparte arbeiten, die von der Krise etwas mehr betroffen ist, beispielsweise in der Automobilindustrie. Hier sind entsprechende Vorteile nicht so umfangreich gegeben.

Die Consulting-Branche

Der Consulting-Sektor profitiert ebenfalls. Beispielsweise Unternehmensberater sind sehr gefragt, die Aussichten der Branche stehen gut. Dieser Umstand kann unter anderem am Geschäftsklimaindex des Bundesverbandes Deutscher Unternehmensberater abgelesen werden.

Die Gründe hierfür sind logisch nachvollziehbar. Gerade in der Krise müssen viele Unternehmen überlegen, welche Wege sie aktuell gehen sollten, um massive Einbrüche abzumildern oder sogar eine Insolvenz zu vermeiden.

Die Consulting-Branche zeigt bezüglich dieser Fragen Wege auf. Dies gilt im monetär-wirtschaftlichen Sinne sowie im Feld der inhaltlichen Aufstellung. Berater können durch neue Ideen und frischen Wind Impulse liefern, die einem Unternehmen eine flexiblere Anpassung und ein besseres Überstehen der Krise ermöglichen.

Natürlich hat dieser Umstand gewisse Grenzen. Schließlich können nur Firmen entsprechende Leistungen in Anspruch nehmen, die durch die Krise nicht derart betroffen sind, dass auch hierfür die nötigen Mittel fehlen.

Fazit

Viele Beispiele in diesem Artikel sind ein Beleg dafür, dass die Corona-Krise nicht nur einzelne Sparten trifft, sondern dass durch eng verwobene wirtschaftliche Verbindungen in vielen Fällen mittelbar weitere Sektoren in Mitleidenschaft gezogen werden. Andererseits gibt es Sparten, die vom Aufschwung einzelner Branchen indirekt mitprofitieren können und so Vorteile aus der Krise ziehen. 

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