Fichtensterben in Wuppertal Fällarbeiten machen Waldwegen zu schaffen

Wuppertal · Eigentlich ist der Begriff auch der Chirurgie bekannt: „Minimalinvasiv“ sind Eingriffe, die nur winzige Wunden trotz großer OP hinterlassen. Genauso, erläutert aber Sebastian Rabe (Abteilungsleiter Forsten), geht die Stadt eigentlich immer dann vor, wenn im Wald Bäume gefällt werden.

 Viele Waldgebiete sind inzwischen stark angegriffen.

Viele Waldgebiete sind inzwischen stark angegriffen.

Foto: Achim Kemper

Die beauftragten Unternehmen, die in städtischen Wäldern oder in denen der Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) arbeiten, müssen darauf achten, Bäume, den Waldboden und die Waldwege nicht zu beschädigen und die Arbeiten möglichst schonend zu erledigten. Aktuell kommt es aber genau wegen solcher Schäden immer wieder zu Meldungen durch Bürgerinnen und Bürger.

Sie machen sich Sorgen, weil bei aktuellen Fällungen in Wuppertals Wäldern immer wieder zerwühlte Waldwege oder geschädigte Bäume zu sehen sind. Rabe kann den Grund erläutern. Wegen der großen Trockenheit der vergangenen Sommer und einem großen Borkenkäfer-Befall sind derzeit weitaus mehr Fällungen notwendig als sonst üblich: „Wir sind selbst nicht glücklich darüber, welche Spuren unsere Arbeit aktuell im Wald hinterlässt. Wir sind es gewohnt, minimalinvasiv zu arbeiten. Doch normalerweise entnehmen wir auch nur Einzelbäume aus dem Wald. Leider müssen wir aktuell Massen an Holz aus dem Wald holen, weil die Bäume abgestorben sind. Wir hoffen, dass wir wegen des großen Fichtensterbens wohl gegen Mitte dieses Jahres das Schlimmste hinter uns und ein Großteil der Flächen geräumt haben.“

Bei der Vergabe von Fällarbeiten an Unternehmen achtet die Stadt darauf, dass ihre Ausschreibungen immer auch die Qualität der Arbeiten berücksichtigen. „Den Unternehmern machen wir sehr klare Vorgaben, welche Maschinen, wie eingesetzt werden dürfen. So schreiben wir beispielsweise vor, dass die Maschinen mit sogenannten Boogie-Bänder ausgestattet sein müssen. Auf diese Weise wird der Waldboden auf den Rückegassen (alle 40 Meter) sehr viel besser geschont. Allerdings führen diese zu einer stärkeren Schädigung der Wege. In der Abwägung war es uns aber wichtiger, den Waldboden zu schonen. Denn Wege kann man reparieren, Waldboden nicht“, so Rabe. Die hohen Qualitätsstandards bei den Arbeiten führen dazu, dass die Maßnahmen selten kostendeckend (Holzfällung gegen Holzverkaufserlös) sein können. Das ist besonders für private Waldbesitzer ein Problem.

Rabe hofft, dass im Laufe des Jahres viele Waldwege wieder instandgesetzt werden können.

Wuppertal hat eine Waldfläche von insgesamt 4.850 Hektar. Davon sind 1.700 Hektar im Besitz der Stadt, 2.200 Hektar sind in Privatbesitz verteilt auf unzählige Eigentümer, 950 Hektar gehören dem Land. Wuppertals Wälder werden intensiv für die Freizeit genutzt, es gibt 650 Kilometer Wander- und 50 Kilometer Reitwege, 18 Wetterschutzhütten, 14 Wanderparkplätze, zwei Wildgehege und eine offizielle Downhill-Strecke für Radfahrer.

Die Forstbetriebsgemeinschaft Wuppertal (FBG) wurde 1970 als erste anerkannte FBG in Nordrhein-Westfalen gegründet und wird durch die städtischen Förster betreut. In der FBG sind 230 Waldbesitzer mit rund 1.000 Hektar Wald zusammengeschlossen.

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