Arbeitskreis Schuldnerberatung „Viele Menschen machen sich große Sorgen“

Wuppertal · Der Arbeitskreis der Schuldnerberatung in Wuppertal ist am Mittwoch (14. Juni 2023) von 9 bis 14 Uhr mit einem Informationsstand in der Barmer Innenstadt vertreten. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Diakonie Wuppertal, der AWO und der Verbraucherzentrale stehen dann Rede und Antwort.

Viele Menschen müssen auf den Cent rechnen.

Viele Menschen müssen auf den Cent rechnen.

Foto: AlexanderStein

„Das Überschuldungsrisiko steigt“, sagt Anke Lichte (Leiterin der Schuldnerberatung der Diakonie Wuppertal Soziale Teilhabe gGmbH) zu Beginn der Aktionswoche mit Blick auf die Folgen der Inflation. „Viele Menschen machen sich große Sorgen und sind verunsichert, wie sie die Zukunft bewältigen können. Das erleben wir tagtäglich in unserer Schuldnerberatung. Das Motto der Aktionswoche Schuldnerberatung ,Was können wir uns noch leisten? – Überschuldungsrisiko Inflation‘ gibt die Stimmung ganz gut wieder.“

Es sei deutlich zu spüren, dass die meisten Waren, Energie, Mieten und andere Dinge teurer geworden seien. Nicht wenige Haushalte müssten bereits ein Drittel des Einkommens allein für den Wohnraum ausgeben, eine Entspannung der Situation sei nicht in Sicht. Umso schwieriger werde es dann, die gestiegenen Energiekosten und die deutlich teureren Lebenshaltungskosten zu stemmen.

Die Inflationsrate ist in Deutschland auf einem so hohen Niveau wie zuletzt vor 25 Jahren. Die Folgen sind Verteuerungen in allen Lebensbereichen, insbesondere bei Grundnahrungsmitteln, Energie, Bekleidung und Kraftstoffen. Bei den Kosten für Energie drohen Vervielfachungen der bisherigen Abschläge und hohe Nachzahlungen.

„Besonders hart trifft die Inflation Familien, Geringverdienende und die Bezieherinnen von Transferleistungen. Sie sind die größten Verliererinnen der aktuellen Preissteigerungen. Ihre schon verminderte Kaufkraft sinkt stetig und führt zu einem erhöhten Risiko für eine Überschuldung“, so Diakoniedirektorin Dr. Sabine Federmann.

Auch in den ländlichen Regionen seien die Menschen in besonderem Maß betroffen: Die ständig steigenden Treibstoffkosten belasten die ohnehin schon strapazierte Haushaltskasse enorm. Unbezahlte Rechnungen, Mahnverfahren und vor allem drohende Energiesperren: All dies strapaziert die Menschen. Auf viele kommt diese Situation womöglich zum ersten Mal zu.“

Anke Lichte: „Als eine der gemeinnützigen Schuldnerberatungen ist es uns ein Anliegen, in der Diskussion über Inflation und ihre Folgen die Menschen in den Mittelpunkt zu stellen, die aufgrund ihrer Einkommenssituation besonders von der Inflation betroffen sind. Sie unterstützt sie die Forderungen der AG SBV zur Aktionswoche Schuldnerberatung: „Wir brauchen einen gesetzlichen Rechtsanspruch auf Schuldnerberatung.“ Das sei angesichts des deutlich wachsenden Beratungsbedarfs dringend notwendig, denn die Zugänge zur Schuldnerberatung seien deutschlandweit sehr uneinheitlich.

„Vor Ort haben wir einen Zugang zur sozialen Schuldnerberatung für alle Wuppertaler Bürgerinnen und Bürger. Aber in anderen Kommunen können nur Ratsuchende, die Bürgergeld oder Sozialhilfe erhalten, ohne jegliche Einschränkung kostenfrei beraten werden“, kritisiert Lichte. Zudem müsse es einen zukunftsweisenden Ausbau der Finanzierung von sozialer Schuldnerberatung geben.

Die Schuldnerberaterin fordert einen generellen Pfändungsschutz von existenzsichernden Leistungen. Solange es den nicht gebe, sei eine finanzielle Abwärtsspirale für viele Haushalte vorprogrammiert. Diese führe dann auch dazu, dass die grundlegenden Dinge wie Strom und Gas nicht mehr bezahlt werden können, so dass es zu Energiesperren komme. „Mit allen Schuldnerberatungen der Verbände fordern wir: Keine Energiesperren für Verbraucherinnen und Verbraucher“, sagt Anke Lichte. Vielmehr müsse ein unbürokratischer Zugang zu Sozialleistungen gewährleistet werden.

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