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Amtsgericht: „1a-Gehirnwäsche“

Amtsgericht : „1a-Gehirnwäsche“

Ein Gerichtsstalker (57) hat vor dem Amtsgericht 2.400 Euro Geldstrafe angenommen — ist aber nach eigenen Angaben in den Hungerstreik getreten, bis die Ministerpräsidentin zurücktritt ...

Der Mann hatte mehrere Richter des Land- und Amtsgerichts am Eiland auf Flugblättern verunglimpft. Die Texte hängte er an Bushaltestellen aus und verteilte sie in einem Café — zusammen mit Fotos und persönlichen Daten der Betroffenen. Die Polizei hatte ihm über mehrere Monate sogar Stadtverbot erteilt. So sollten weitere Straftaten zumindest erschwert werden.

Der Mann führt einen intensiven Schlagabtausch mit der Justiz. Er behauptet: "An mir werden seit 17 Jahren Rechtsbrüche begangen." Hintergrund seien Entdeckungen von ihm zu Korruption und Medikamentenversuchen. Der Angeklagte tauchte sogar mehrfach an Wohnadressen von Richtern auf.

Der 57-Jährige lebt in Oberhausen. Er war — anscheinend zu Unrecht — vorübergehend zwangsweise in der Psychiatrie. Laut seinen Angaben wurde ihm dort "eine 1a Gehirnwäsche verpasst", inklusive "Behandlung mit Schadstrahlen". Inzwischen gilt er der Justiz als voll schuldfähig.

Zur ersten Prozessstart im Februar war der 57-Jährige ohne Verteidiger gekommen. Er hatte erklärt: "Die Anwälte arbeiten alle mit euch Richtern zusammen!" Das Gericht wiederum werde "vom Staatsschutz" gesteuert. Und: Die zuständige Amtsrichterin dürfe gar nicht über ihn urteilen. Er habe sie nämlich angezeigt. Drei mal. Zusammen mit Ministerpräsidentin Hannelore Kraft. Die trockene Antwort der Richterin: "Ich bin nicht befangen."

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Im Februar hatte das Gericht die Verhandlung zunächst abgebrochen. Der 57-Jährige hatte rechtlich Anspruch darauf, seine Verteidigung neu zur ordnen. Zum erneuten Prozessstart am Montag war der Mann dann nicht erschienen. Sein Widerspruch gegen den Vorwurf der Verleumdung wurde verworfen. Die bereits rechtskräftige Strafe entspricht seinem Einkommen von vier Monaten.

Gegen den 57-Jährigen laufen weitere Verfahren. Zusätzlich hat er weitere Strafanzeigen gegen Richter gestellt. Das ansonsten öffentliche Gerichtszentrum darf der Mann weiter nur betreten, wenn es für seine Prozesse nötig ist. Nach eigenen Angaben befindet er sich derzeit im Hungerstreik bis Hannelore Kraft, Justizminister Thomas Kutschaty und mehrere Richter des Landgerichts zurücktreten.