Erich-Fried-Gesamtschule Schüler bringen Faust auf die Bühne

Wuppertal · Sie müssen ihn in der Schule lesen und jetzt spielen sie ihn auch noch: Die Rede ist von Goethes ,,Faust". Aber sie spielen ihn natürlich anders, nämlich so, wie sie ihn in ihrer Lebenssituation verstehen.

 Mit großer Lust spielten sich die sieben Schüler durch ein Feuerwerk an Dialogen und zeigten sich dabei allen Stimmungslagen gewachsen.

Mit großer Lust spielten sich die sieben Schüler durch ein Feuerwerk an Dialogen und zeigten sich dabei allen Stimmungslagen gewachsen.

Foto: Erich-Fried-Gesamtschule

Das gilt nicht nur für die sieben 13-Klässler der Erich-Fried-Gesamtschule, die ihren Projektkurs mit einer furiosen Aufführung ihrer Eigenproduktion abschlossen.

Es gilt gleichermaßen für die Figuren, die sie spielen, junge, frustrierte Menschen, die sich ihrer Mittelmäßigkeit und Perspektivlosigkeit schmerzlich bewusst sind. Da lernen sie Goethes ,,Faust" in der Schule kennen, und weil ihre Mathekenntnisse nur rudimentär sind, lassen sie sich im Spiel von der Faszination des Bösen anziehen. Wenigstens ein bisschen Spaß wollen sie haben. Aber der, der ihnen Flügel verspricht, löst sein Versprechen nicht ganz so ein, wie gedacht. Nach und nach nehmen die Schüler die Identitäten der Faust-Figuren an und beide Handlungen vermischen sich. Anstelle des in zwei Seelen gespaltenen Faust treten zwei höchst unterschiedliche Gretchen auf und geraten sich prompt in die Haare. Eingebunden in diese Spielhandlung sind originale Goethe-Szenen, die mit großem Stimmeinsatz über Musik gesprochen werden und so den Kampf des Schülers mit dem Goethe-Text akustisch spiegeln.

Der Titel des Stückes war zunächst dem Mephisto-Darsteller Jonas Kralle geschuldet, aufgenommen wurde die Kralle aber auch als Requisit: Ein rotes Kratzehändchen verschaffte nicht nur den Teufeln in der Hölle Spaß, sondern tauchte in unterschiedlichen Funktionen immer wieder auf. Mit großer Lust spielten sich die sieben Schülerinnen und Schüler durch ein Feuerwerk an Dialogen und zeigten sich dabei allen Stimmungslagen gewachsen. Höchst witzige Szenen wechselten mit Tragik und Brutalität; eine Gesangseinlage von Gretchen 2 (Lena Kowalsky), die den Freunden gekonnt das Lied vom König in Thule vorträgt, kontrastierte anrührend als lyrisches Element.

Auch die anderen Spieler agierten konzentriert und variabel. Jonathan Blass als Faust steckte gelassen Hiebe und Demütigung ein, Lea Steinki als selbstbewusstes Gretchen 1 blieb den Jungs keine Antwort schuldig und Fabian Schirmer als Wagner beeindruckte durch sein expressives und komisches Spiel. Juris Juchem in den Rollen als Herr und als Streber überzeugte ebenso wie Koray Cekinmez als wortkarger Scherge des Teufels. Grandios wurde die Rolle des Mephisto von Jonas Kralle dargestellt, der sowohl als Zyniker wie auch als Schmeichler seiner komplexen Rolle gerecht wurde.

Die Aufführung unter der Spielleitung von Dr. Susanne Meier fesselte die Zuschauer vom ersten bis zum letzten Moment und demonstrierte eindrucksvoll, welch hohes Niveau Schultheater haben kann.

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