„Termin-Monster“ erschaffen

Betr.: Satire "Nach Toreschluss", Rundschau vom 23. Januar

Warum bekommen Privatpatienten denn "schnelle" Termine? Das ist systembedingt — durch eben die Kassenbürokratie, die nun dieses "Termin-Monster" erschaffen hat! Im Regen Slicks aufziehen und dann von den Werkstätten einen schnelleren Reparaturservice der verunfallten Wagen verlangen! Seit Jahren und Jahrzehnten wird unser Gesundheitssystem von der Politik kaputtgespart, vor allem auf Kosten der Leistungserbringer und Patienten. Der Bürokratie-Moloch wächst in demselben Maß, wie der Leistungsumfang sinkt! Wenn schon Geld fehlt, wieso dürfen die gesetzlichen Krankenkassen (GKV) dann noch millionenschwere Werbekampagnen fahren? Ich freue mich an den Spielen der Handballer bei der EM, nicht aber am AOK-Logo auf den Trikots. Das ist für mich Veruntreuung von Mitgliedsbeiträgen. Es gibt einen Leistungsrahmen, der für alle gleich ist. Man sollte die GKV in einem Unternehmen zusammenführen, anstatt Risikostrukturausgleiche vorzunehmen und circa 200 Vorstände durchzufüttern. Die privaten Honorare subventionieren die Kassenbehandlung.

Das Kassen-"Honorar" (ich weiß nicht, wie man diese budgetierten Dumpingpreise noch als Honorierung verstehen will) reicht ja kaum für den Strom fürs Licht im Wartezimmer. Selbst Arztpraxen müssen wirtschaftlich arbeiten. Von Kostendeckung ist noch niemand satt geworden.

Der ehemalige Vorsitzende der deutschen Ärzteschaft, Dr. Hoppe (seines Zeichens passenderweise Pathologe), hat einmal von einem durch das GKV-System begünstigten "sozialverträglichem Frühableben" gesprochen und dafür üble Schimpfe bekommen. Auch haben schon Ärzte — natürlich hinter vorgehaltener Hand — behauptet, dass in deutschen Krankenhäusern aus wirtschaftlichen Gründen gestorben werde.

Deutschland ist wohl noch nicht reif für die ganze Wahrheit?

Jochen Plate, zahnärztliche Privatpraxis, Hahnerberger Straße

(Rundschau Verlagsgesellschaft)
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