Schuldzuweisungen

Betr.: "Andere Gründe?!", Rundschau-Leserbrief vom 7. November

Die Leserzuschrift zum "Auf ein Wort" enthält wichtige Denkanstöße. Die Argumentation, rhythmisiert mit dem Leitmotiv "wir sind so frei", ist aber nichts anderes als eine undifferenzierte Schuldzuweisung.

Schauen wir, wer mit "wir" tatsächlich gemeint sein könnte, wenn Arbeitssklaven in Dritte-Welt-Ländern schuften. Es sind die Profiteure, denen die Billigketten und Konzerne gehören, eine Handvoll Personen, weltweit nicht mehr als 300 bis 400. Der Protest gegen diese, also gegen Primark, Ikea und Konsorten, wird hier in Wuppertal ja auf breitester Front zurückgewiesen. Auch über die Verteilung von Rohstoffen weiß der Leserbriefschreiber Wichtiges zu berichten. Nur eines nicht: Nämlich, dass märchenhaft reiche Erdölländer gar keine Flüchtlinge aufnehmen.

Fazit: doppelter Schaden für den kleinen Mann. Er bekommt in Wuppertal und anderswo Kritikverbot in puncto Billigketten, "da man ja eh nichts machen kann" — und hat, so der Leserbriefschreiber, auch noch den Schaden verschuldet, der in der Fremde durch Ausbeuter entsteht.

Profunde Analyse sieht anders aus.

Rolf Schneider, Stahlsberg

(Rundschau Verlagsgesellschaft)
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