Leserbrief „Mehr als doppelt so viel Verkehr als bisher“
Betr.: Diskussion über geplanten Ausbau der L419
Für den 14. Juni 2023 hatte der Bürgerverein Hochbarmen zu einer öffentlichen Versammlung eingeladen. Die Gründe bzw. Kritiken zum derzeit geplanten Ausbau der L419 sollten dargelegt und Ansichten ausgetauscht werden.
Herr Schwefringhaus vom Ronsdorfer Verschönerungsverein (RVV) trug sachlich seine Argumente gegen den derzeit geplanten Ausbau vor. Er ging mit seinen Ausführungen in die Tiefe. Hierbei zeigte er auf, wo welche Nachteile mit welchen Auswirkungen zu erwarten sind.
Herr Luchtenberg als Befürworter für den Ausbau trug seine Argumente engagiert vor. Schnell fühlte ich mich in die Verkehrspolitik der 60er Jahre zurückversetzt. Einer Politik bei der der Individual- und Schwerlastverkehr an erster, zweiter und dritter Stelle stehen. Alles andere habe sich danach unterzuordnen.
Damals mag eine solche Verkehrspolitik noch richtig gewesen sein. Aber die Welt hat sich geändert und die letzten 60 Jahre haben aufgezeigt, dass neben positiven Aspekten auch viele Fehlentwicklungen mit dieser Verkehrspolitik einhergehen.
Herr Luchtenberg räumte ein, dass es bessere und intelligentere Lösungen gebe. Diese wären allerdings teurer. Dafür werde jedoch kein Geld ausgegeben. An dieser Aussage kann man erkennen, welche Wertschätzung die Bürgerinnen und Bürger durch die Politik erfahren. Wer besorgte Bürgerinnen und Bürger nicht dort abholt, wo diese stehen, und wer gewonnene Erkenntnisse einfach links liegen lässt, darf sich nicht wundern, wenn am Tag X Wählerstimmen in andere Richtungen abwandern.
Oberhausen bitte derzeit seine Bürgerinnen und Bürger, Standorte aufzuzeigen, an denen Bäume gepflanzt werden sollten. In den beiden letzten Jahren wurden so bereits 700 Bäume für ein besseres Klima gepflanzt. In Ronsdorf soll ein anderer Weg eingeschlagen werden. Circa drei Hektar gesunder Wald sollen gefällt werden, damit diese Fläche versiegelt werden kann. Vielleicht kann man der Stadt Oberhausen einige Bäume zur Verfügung stellen.
Mit dem mehrspurigen Ausbau wird mehr als doppelt so viel Verkehr als bisher erwartet. Der Begriff Verkehrswende erhält hierdurch eine neue Bedeutung. Die Lärmbelästigung soll durch bis zu sieben Meter hohe Lärmschutzwände reduziert werden. Zum Größenvergleich: Die Berliner Mauer war zwischen 3 bis 4,20 Meter hoch. Die Lärmschutzwände werden aber nicht die höheren Kohlendioxid- und Feinstaubwerte im Bereich der L419 reduzieren können.
Wie soll der ÖPNV attraktiv werden, wenn längere Fahrzeiten nach dem Ausbau zu erwarten sind?
Ich danke beiden Referenten für ihr Darlegungen. Beide haben mich dahingehend bestärkt, mit gutem Gewissen den derzeit geplanten Ausbau abzulehnen.
Alexander Heinemann
● Leserbrief an die Wuppertaler Rundschau: redaktion@wuppertaler-rundschau.de
● Zu den Rundschau-Leserbriefen: hier klicken!