Klinik ist kein Gratis-Hotel

Betr.: "Kasse will Kasse machen", Rundschau vom 30. August

Hier geht die betroffene Familie von falschen Voraussetzungen aus und verwechselt Wunschdenken mit der Realität. Dass sich das Krankenhauspersonal nicht 24 Stunden um einen Patienten mit Weglauf-Tendenz kümmern kann, ist selbstverständlich. Hier sind natürlich die Angehörigen gefordert, falls vorhanden. Da ist auch nicht bei einem Taxifahrer die Schuld zu suchen, nur weil der den Patienten befördert hat. Dies wurde ja kürzlich in einem Leserbrief eines Taxiunternehmers klargestellt.

In diesem Fall hatte eine 70-jährige Ehefrau zwei Wochen den Ehemann im Krankenhaus betreut. Dass die für die Ehefrau angefallenen Kosten für Kost und Logis nicht von der Gemeinschaft der Versicherten erstattet werden, versteht sich doch von selbst. Das Krankenhaus ist kein Gratis-Hotel! Die Ehefrau hatte genug Zeit, sparte ihre eigenen Lebenshaltungskosten, die ihr sonst zu Hause angefallen wären, und jetzt empört sich die Familie über diese rechtlich korrekte Abwicklung. Wenn alle Menschen, die eine selbstverständliche Geste/Leistung für einen Familienangehörigen ausführen und diese dann bezahlt haben wollen, so denken würden, dann ginge es mit der Mitmenschlichkeit in unserem Lande noch mehr bergab.

Jeder sollte natürlich das erstattet bekommen, was ihm zusteht, aber irgendwo ist bei der betroffenen Familie im Bereich des Anspruchsdenkens eine Grenze erreicht, die nicht weiter überschritten werden sollte.

Thomas Winkler, Waisenstraße

(Rundschau Verlagsgesellschaft)
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