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Betr.: Stadtdirektor Slawig - Heiligenschein für Sankt Johannes

Leserbrief : Heiligenschein für Sankt Johannes

Betr.: Stadtdirektor Johannes Slawig

Ich wundere mich oft, mit welcher Sicherheit einige Leserbriefverfasser über alles unfehlbar Bescheid wissen. So auch im Falle des Dr. Johannes Slawig. Da herrscht doch tatsächlich die Meinung vor, dass Professionalität und Fähigkeit einer Person daran festgemacht werden, wie oft ihr Name und Bild in der Presse erscheinen; aber auch ebenso, wie lange eine bestimmte Person bereits in ihrem ver(t)eidigten Amt ist.

Nicht immer wird das Erscheinungsbild von Ruhm begleitet, und leider ist das Erinnerungsvermögen einiger Leserbriefschreiber nicht so stark ausgeprägt, dass man sich der Vergangenheit zu erinnern vermag. Ich denke da unter anderem an die mehr als unrühmliche Behandlung der Personalie der Adolphe Binder, deren restlose Aufarbeitung der Öffentlichkeit bis zum heutigen Tag verschleiert bleibt. Unleugbar jedoch Herrn Slawigs fragwürdige Personalführung und Versenkung von Millionen Euros.

Zeitsprung 1993 bis 2003: Cross-Border-Verträge. Geldsegen dank der Cleverness unseres Stadtkämmerers? Mitnichten: Skandal und Geldvernichtung! Zugegeben, nicht nur in Wuppertal, aber auch. Jedoch hat es Herr Slawig dank großer "Professionalität" geschafft, sich aus diesen Verträgen angeblich schadlos herauszuwinden. Kein Leser hat die Möglichkeit das nachzuprüfen. Somit ist Zweifeln durchaus erlaubt. Täuschung oder Vertuschung nicht ausgeschlossen. Wie viel Millionen?

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Nach dem Umbau des Opernhauses war ursprünglich angedacht, das Schauspielhaus zu restaurieren und den vorgeschriebenen Sicherheitsvorkehrungen anzupassen. Jedoch erschienen die Baukosten zu hoch, worauf man kurzerhand beschloss, das Haus als Spielstätte und Heimat auch des Tanztheaters nicht mehr zu nutzen. Doch dann der Seitenwechsel des Herrn Slawig, dem Schauspielhaus neues Leben in Form eines Pina-Bausch-Zentrums einzuhauchen. Allerdings reiner Selbstzweck, denn für ihn wäre dies zum Zeitpunkt seines Ausscheidens aus der ersten Position der Stadt ein Glanzprojekt geworden und ihm ein Lorbeerkranz sicher gewesen. Sichergestellt ist das gesamte Projekt bis heute nicht.

Es bleibt daher die bittere Frage, ob es jemals zu Ende geführt werden wird oder Herr Slawig diesen Alptraum in seiner Pensionszeit zu Ende träumen muss. Noch ein paar Jahre warten und die Generation der Kenner und Verehrer von Pina Bausch wächst sich allmählich aus.

Bleibt da noch die Personalie Panagiotis Paschalis und der sagenumwobene ASS-Skandal. Eine mehr als unerfreuliche Angelegenheit, die der Stadt Wuppertal lockere 700.000 Euro kostete, aus der sich der Profi Slawig nur mit richterlichen Worten herauszuwinden wusste. Merkwürdigerweise bekam die Elite der Stadt, als es darum ging, Stellung zu beziehen, die Lippen nicht mehr auseinander.

Das Recht der kollektiven Aussageverweigerung machte die Runde. Freiwillig? Hier bleibt mehr als ein Geschmäckle. Aber der Profi Slawig, der "...wirklich etwas von seinem Ressort versteht" hat die Stadt "...so gut es ging durch die letzten 24 nicht wirklich einfachen Jahre geführt." (Zitat aus einem Leserbrief vom 31. Januar 2022 in der WZ).

Tatsache ist, dass die Menschen zu schnell vergessen. Einen Heiligenschein hat Sankt Johannes nicht verdient, und es ist gut, neuen Wind durchs Rathaus fegen zu lassen - am besten einen Schneidewind, mit der Hoffnung einer künftig klareren Darstellung seiner selbst und seiner Ergebnisse der gerade mal gut einjährigen Amtszeit.

Manfred Klee