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Noch fünf Aufführungen in Wuppertal: Ukrainisches Ensemble spielt im K4

Noch fünf Aufführungen in Wuppertal : Ukrainisches Ensemble spielt im K4

Sie sind aus Kiew geflohen vor Krieg und Not. Jetzt stehen die vier Schauspielerinnen Svetlana Maliuha, Tamara Patsata, Alina Iskerko und Irina Sokovich auf der kleinen Bühne des Wuppertaler K4. Das zeigt mit dieser Hilfsaktion, dass der Namenszusatz „Theater der Menschlichkeit“ gelebte Wirklichkeit ist.

Als ein Hilferuf aus der Ukraine über kulturelle Netzwerke geteilt wurde, reagierten Mona und Kris Köhler vom K4 (ehemals Müllers Marionettentheater) direkt. Sie boten ihr Theater nebst darüber liegendem Appartement als Fluchtziel für die ihnen bis dahin unbekannten Kolleginnen an.

„Die ukrainische Schauspielschule Theaterstudio Splash mit Sitz in Kiew hatte eine befreundete Kollegin in Köln kontaktiert. Ihr Wunsch: eine Unterkunft und eine Auftrittsmöglichkeit in Deutschland für vier Darstellerinnen des eigenen Ensembles. Die männlichen Künstler dürfen die Ukraine aktuell nicht mehr verlassen“, berichtet Kris Köhler. In digitalen Treffen lernten sich die Beteiligten kennen. Dann machten sich die vier Ukrainerinnen auf den holprigen Weg über Warschau und Berlin nach Wuppertal. Familie Köhler begleitete sie digital.

Gut für Kulturfans am Zielort: Die Darstellerinnen haben ihr Vierpersonen-Stück „Das gestohlene Glück“ in einer Inszenierung von Gio Pachkoria dabei. Innerhalb von drei Tagen wurde die Produktion für die Bühne am Neuenteich angepasst. „Der Regisseur unterstützte die Vorbereitungen und kreativen Lösungsansätze via Audio- und Videobotschaften. Irina Miller vom Kölner Theaterensemble Integral stand als dolmetschende Vermittlerin zur Seite“, so Kris Köhler.

  • Die vier Schauspielerinnen des „Theaterstudios Splash“.
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„Das gestohlene Glück” feierte dann kurzfristig Premiere – vor vollem Haus. Familie Köhler hatte ordentlich die Werbetrommel gerührt. Das zum Großteil deutschsprachige Publikum ließ sich auf das Experiment ein, ein Stück in ukrainischer Sprache zu sehen. Gut, dass die Köhlers Zettel mit der Inhaltsangabe verteilten und auch einige erklärende Worte abgaben. Denn auch wenn das Splash-Ensemble sehr bildgewaltig agiert, lebt Theater meist vom Text.

 Die vier Schauspielerinnen aus der Ukraine.
Die vier Schauspielerinnen aus der Ukraine. Foto: Splash

So half es zu wissen, dass es in dem Stück um eine junge Frau, Anna, geht, die nach dem angeblichen Tod ihres Freundes in eine Zwangsehe gesteckt wird. Die Trauer überschattet ihr ganzes Leben. Irgendwann erfährt sie, dass der Geliebte wohl doch noch lebt. Ihr Ehemann wird zeitgleich grundlos verhaftet und Anna wird von der Dorfgemeinschaft ausgegrenzt. Sie muss sich ihren Ängsten und Schuldgefühlen – symbolisiert durch eine rote Perlenkette – stellen.

Soweit der Inhalt, der mit Musik, Tanz und Licht sowie von großartigen Schauspielerinnen präsentiert wird. Die Inszenierung ist beeindruckend und rührte so manch Anwesenden sogar zu Tränen. Deswegen und als Zeichen gelebter Solidarität ist ein Besuch des Stückes unbedingt zu empfehlen.