Oper Wuppertal Selbstversuch bei der Weltpremiere

Wuppertal · Entstanden aus der Frustration heraus, junge Zuschauer nicht für die Oper begeistern zu können, geht man in Wuppertal mit dem Projekt "Share your opera" nun ganz neue Wege. Eine App soll helfen, indem sie während der Vorstellung kleine bunte Info-Häppchen bietet.

 Weitere „Rigoletto“-Aufführungen gibt es am 8. Oktober sowie am 2. und 3. Dezember.

Weitere „Rigoletto“-Aufführungen gibt es am 8. Oktober sowie am 2. und 3. Dezember.

Foto: Wil van Iersel

Am vergangenen Wochenende gab es anlässlich der Wiederaufnahme von "Rigoletto" die Weltpremiere der App. Ein Selbstversuch.

Nein, ein Opernfan war ich, ich muss es gestehen, bisher nicht. Lang, sperrig, altbacken, schwer zugänglich — die Liste an Vorurteilen ist lang. Nicht nur bei mir, sondern auch bei den 16- bis 35-Jährigen, der sogenannten "Generation Smartphone", die den Weg auch nur allzu selten in die Oper findet. "Diese Digital Natives", sagt Opernintendant Berthold Schneider vorab im Pressegespräch, "sind für uns schwer zu erreichen."

Um für diese Generation die Hemmschwellen zu senken, hat die Oper gemeinsam mit der Universität Wien und der Wuppertaler Agentur "Netzkern" eine App entwickelt, die während der Aufführung alle fünf Minuten nützliche Informationen in moderner Sprache anzeigt und so verständlich und unterhaltsam durch das Stück leiten soll. Sie soll auch den — mitunter lästigen — Blick auf die Übertitel ersetzen. Am vergangenen Samstag hatte das Projekt "Share your Opera" Weltpremiere. Gezeigt wurde die Wiederaufnahme von Verdis "Rigoletto", im Sommer von Kritikern zur besten Musiktheaterinszenierung in NRW gewählt. Also, App runterladen, öffnen und los geht's.

 Bei „Rigoletto“ bleibt jetzt das Handy an. Jedenfalls auf den Plätzen, die für „Share your opera“ reserviert sind.

Bei „Rigoletto“ bleibt jetzt das Handy an. Jedenfalls auf den Plätzen, die für „Share your opera“ reserviert sind.

Foto: Rundschau

Der Anfang ist eine kleine Herausforderung. Die App gibt einen Überblick über den Inhalt und auch die Übertitel führen ein in Personal und Handlung. Ich habe noch das Gefühl, möglichst viele Informationen aufsaugen zu müssen und blicke hin und her. Als der Vorhang sich öffnet und das Stück beginnt, sortiere ich noch im Kopf die Figuren, lese in der App noch mal nach — das ist praktisch. In der ersten halben Stunde kommen die Infos Schlag auf Schlag und ich habe etwas Mühe, mich einfach auf das Bühnengeschehen zu konzentrieren.

Während auf der Bühne ein Auftragskiller Rigoletto seine Dienste anbietet, zeigt mir die App die Entstehung des Bühnenbilds. Das ist interessant, lenkt mich aber ab. Dieses Gefühl bleibt. Die App bietet mir Bilder von Hofnarren in anderen Inszenierungen, ein Video vom Bühnenumbau und dem Dirigenten in Aktion, schickt Infos zu den Sängern oder zum Stück. Manchmal ist das sehr gut abgestimmt auf das Bühnengeschehen und bleibt in dramatischen Szenen auch mal angenehm still. An anderen Stellen reißen mich die Info-Häppchen wieder aus der Konzentration. Es ist schwer, emotional einzutauchen, wenn man nebenbei witzige Fotos und kleine Videos schaut.

Und posten darf man ja auch noch. Wer unter dem Hashtag #shareyouropera postet, bekommt in der Pause ein Freigetränk. Also, Nachricht tippen und veröffentlichen. Und wo ich schon mal bei Facebook bin, kann ich auch gleich mal gucken, was die anderen so schreiben...

Fazit: Ich gehöre definitiv nicht zur Zielgruppe, die gewohnt ist, permanent aufs Smartphone zu blicken. Die App an sich aber ist gut gemacht — kurzweilig und informativ. Einfach mal ausprobieren — tut auch gar nicht weh. Die Oper selbst bleibt mir als Genre zwar noch etwas fern, aber ich wage einen neuen Versuch. Versprochen!

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