Bergische Uni „Arthur Schnitzler digital“: Umzug von Wuppertal nach Cambridge

Wuppertal · Ende April hat eine der bedeutendsten Bibliotheken der Welt, die Cambridge University Library, das Hosting von „Arthur Schnitzler digital. Digitale historisch-kritische Edition (Werke 1905 bis 1931)“ übernommen. Die Übergabe der bislang an der Bergischen Universität Wuppertal gehosteten Edition erfolgte im Rahmen einer Festveranstaltung in Cambridge, u.a. in Gegenwart von Michael Schnitzler, dem Enkel von Arthur Schnitzler.

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Vorgestellt wurden die Funktionen und Möglichkeiten der Editionswebsite sowie deren Einbindung in das Forschungsumfeld und die Website der Cambridge University Library. Als Vertreter der Bergischen Universität sprachen die Projektleiter Prof. Dr. Wolfgang Lukas und Prof. Dr. Michael Scheffel, anwesend waren – neben den englischen Projektleitern Prof. Dr. Andrew Webber und Prof. Dr. Judith Beniston mit ihrem Team – auch die Wuppertaler Christian Belz und Dana Machwitz.

Das binationale Forschungsprojekt „Arthur Schnitzler digital. Digitale historisch-kritische Edition (Werke 1905 bis 1931)“ wird von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern an der Bergischen Universität Wuppertal, der University of Cambridge und dem University College London in Kooperation mit der Cambridge University Library, dem Deutschen Literaturarchiv Marbach, dem Arthur-Schnitzler-Archiv-Freiburg sowie dem Trier Center for Digital Humanities durchgeführt.

Das deutsche, Anfang 2012 gegründete und als Forschungsvorhaben der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste im Rahmen des Akademienprogramms geförderte Teilprojekt bearbeitet die Werke ab 1914; das britische, vom Arts and Humanities Research Council (AHRC) finanzierte Teilprojekt hat Anfang 2014 seine Arbeit aufgenommen und bearbeitet Werke von 1905 bis 1913.

Ziel des Großprojekts ist die Erarbeitung einer digitalen historisch-kritischen Edition und deren Publikation im Rahmen einer öffentlich zugänglichen Online-Plattform. Im Gegensatz zu anderen bedeutenden Vertretern der Klassischen Moderne waren die Werke des Wiener Autors Arthur Schnitzler (1862–1931) für lange Zeit nicht in einer wissenschaftlichen Edition greifbar. Während Werke aus der frühen Schaffensperiode (bis 1904) im Rahmen eines vom österreichischen Wissenschaftsfonds FWF geförderten Wiener Projekts als historisch-kritische Buchausgabe (und als eBook) erscheinen (de Gruyter 2011ff.), nutzt Arthur Schnitzler digital die medienspezifischen Möglichkeiten einer von Beginn an digital konzipierten Edition für die Präsentation der Werke ab 1905.

Unter Einbeziehung des umfangreichen, 1938 nach Cambridge geretteten (und heute hauptsächlich dort, zu einem kleineren Teil in Marbach und vereinzelt anderenorts aufbewahrten) Nachlassmaterials bietet das Forschungsprojekt Einblicke in Arbeitsweise und produktionsästhetische Prinzipien eines Autors, der die gesamte Epoche der Klassischen Moderne von ihren Anfängen bis zu ihrem Ende literarisch äußerst vielgestaltig und mit hochgradiger Sensibilität für ihre Probleme und Widersprüche begleitet hat.

Das Online-Portal führt die physikalisch getrennten Archivbestände erstmals virtuell zusammen und vereint die Funktionen eines digitalen Archivs und einer Edition. Sämtliches überliefertes Material – Manuskripte wie Typoskripte – wird digital reproduziert, transkribiert und durch Kommentare, Annotationen, Suchfunktion etc. erschlossen. Auf der Basis von verschiedenen Textansichten (semidiplomatische Transkription, genetisch-interpretierende Rekonstruktion, Lesefassung) entsteht – gestaffelt nach Publikationseinheiten, die jeweils weitere Funktionalitäten bieten – eine multiperspektivische, die Dimensionen der ‚Textualität‘ und der ‚Materialität‘ gleichermaßen berücksichtigende Edition.

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