Aus dem Tagebuch der Redaktion "Ja, de Bruyn ..."

Wuppertal · Hans Joachim de Bruyn-Ouboter (*1947), leidenschaftlicher Lokal-Historiker und früherer Lehrer am Gymnasium Sedanstraße, ist gestorben. Wenn man, wie ich etwa 24 Jahre bei der Rundschau arbeitet, ist man einer solchen "Lokalgröße" natürlich gefühlte 100 Mal begegnet.

 Hans Joachim de Bruyn-Ouboter lebt nicht mehr.

Hans Joachim de Bruyn-Ouboter lebt nicht mehr.

Foto: Archiv Klaus-Günther Conrads

Am Telefon und "in echt".

Beispielsweise im November 2000, als de Bruyn zusammen mit vielen Mitstreitern mit Blick auf die Regionale 2006 den "Bergischen Ring" als städteübergreifenden (Verkehrs-)Verbund für facettenreiche Touristik-Touren mit historischen Nahverkehrsfahrzeugen im wahrsten Wortsinn auf die Schiene setzte. Der "Bergische Ring" hat sich — trotz vieler (Fördergeld- und Bürokratie-)Widrigkeiten — entwickelt und etabliert. Hans Joachim de Bruyn-Ouboter war stets sein Vorsitzender.

De Bruyn war außerdem an entscheidenden Positionen aktiv im Bergischen Geschichtsverein, für den er auch im Stadtentwicklungsausschuss saß, im Rheinischen Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz sowie im "Förderverein Historische Schwebebahn". Einer seiner Erfolge war 1997, dass die Schwebebahn unter Denkmalschutz gestellt worden ist.

Vor allem aber ist de Bruyn jemand gewesen, der sich auskannte, sich aber auf seinem Wissen nicht ausruhte, sondern sich in aktuelle Debatten einschaltete. Historiker Klaus Goebel sagt über ihn: "Hans Joachim de Bruyn-Ouboter war der derzeit beste Kenner der Barmer Geschichte." Und hat damit recht. De Bruyn schaffte aber zusätzlich noch etwas, was nicht vielen gelingt: Zurückzuschauen auf die Geschichte — und mit diesem Wissen das Heute sowie vor allem das Morgen im Blick zu haben. Geschichte eben nicht als biedermeierlich-gemütliche Dröppelminna-Nostalgie, sondern als lebendige Wissenschaft unter dem Motto: Wenn wir wissen, woher wir kommen, können wir (besser) verstehen, wohin sich etwas entwickeln wird oder könnte. Und uns aktiv in diesen Prozess einschalten.

Zuletzt sehr gut sichtbar in der "Döppersberg-Fensterdebatte": De Bruyn stand klar auf der Seite der Rundbogenfensterbefürworter. Mit hochklassigen Argumenten, eigenen Recherchen und umfangreichem, selbst erstelltem Fotomaterial. Wissenschaftlich-ästhetisch haben ihm dabei auch die härtesten Eckfenster-Verfechter nicht wirklich widersprechen können.

Ebenso ging es übrigens in mancher Politischen Runde der VHS: Hans-Joachim de Bruyn-Ouboter saß nie auf dem Podium, wenn ich moderiert habe, aber oft im Publikum. Von dort aus hat er manchen Expertenvortrag ganz en passant ergänzt. Ohne je besserwisserisch zu sein.
Was mir fehlen wird, sind seine Anrufe. "Ja, de Bruyn..." — so meldete er sich stets. Und dann gab's etwa eine halbe Stunde lang unglaublich umfassende und komprimierte Informationen, Hintergründe, Diskussionsansätze.

Unglaublich schnell und komprimiert gesprochen. So schnell kann ein normaler Redakteur gar nicht mitschreiben... Gefolgt von meist mindestens einer Mail mit weiteren Hintergründen, Fotos, Zeichnungen.

Doch ja, das wird mir fehlen. Leute, die ihre Stadt kennen, mögen und sich für sie "reinhängen" (auch wenn's, siehe "Fensterdebatte", aussichtslos ist), kann es nie genug geben.

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