Altweiber in Wuppertal Bunter, voller, fröhlicher
Wuppertal · "Wir kriegen die Macht. Das ist unser Tag!", sagt Prinzessin Nadia I. an Altweiber (23. Februar 2017) vor der Stürmung des ersten Sitzungssaals kurz vor 11:11 Uhr. Eine illustre Frauenmenge hat sich bereits im Eingangsbereich versammelt, um später den OB symbolisch zu entthronen.
Trotz des bescheidenen Wetters wird sich eingestimmt, geschunkelt, gesungen und gelacht. Und bei allen schimmert der Lokalpatriotismus durch: Größere Ereignisse und Partys für die Möhnen wären sicherlich in Köln oder im Düsseldorf gewesen, aber es gilt besonders das eigene Brauchtum hochzuhalten, wie Annerose Beckmann, dieses Jahr im Schottinnen-Kostüm, findet. "Karneval in Wuppertal ist einfach familiärer", sagt auch die Karnevalistin Rita Loose, die nach eigenen Angaben zum bereits elften Mal dabei ist.
Die Gründe der Närrinnen sind verschieden, die 27-jährige Nicole sieht das Event zum Beispiel auch als ihre feministische Pflicht, für andere ist es eine Tradition, im Vordergrund steht aber ganz klar der Spaß. "Wir können auch als Mamas einmal im Jahr so richtig bekloppt sein", findet Anke im Robin Hood-Kostüm, die mit ihren Freundinnen da ist und ihren Nachnamen lieber nicht preisgibt. Die Vorfreude auf den Tag ist ihr richtig anzusehen.
Die Bilder:
Als es dann in den Sitzungssaal geht, waren bei Andreas Mucke und Stefan Kühn, der heute aufgrund seiner Kostümierung mit dem Alias Steve McSocial unterwegs ist, ehe man sich versah, die Krawatten ab. Der Garnbleicher Mucke sieht sich schon als Karnevalist, schließlich liege Wuppertal streng genommen ja auch im Rheinland. Am Sonntag wird er mit auf dem Prinzenwagen stehen.
Traditionell gilt es bei der Machtübernahme im Rathaus der Obrigkeit den Spiegel vorzuhalten, so erklärt Mr. McSocial. Die Ehre Wuppertals Missstände anzukreiden wird der Präsidentin der Großen Wuppertaler Damen Silvia Hagedorn zuteil. Nicht nur der Döppersberg oder das Seilbahnunterfangen kriegen in den ironischen Reimen ihr Fett weg. Muckes Antwort gibt natürlich zu, dass die Frauen es besser machen würden. Anderes wäre ihm in dieser vernichtenden Minderheit auch natürlich nicht zu raten.
Seine Vorfreude auf die Rathausstürmung 2018 findet zudem auch Erwähnung: "Ihr seid unser großes Glück, kommt im nächsten Jahr bitte zurück."