1. Held des Alltags

Alltagshelden: „Das berührt mich wirklich tief"

Alltagshelden : „Das berührt mich wirklich tief"

Evelyn Miß hat zwei Kinder, drei Jobs und kümmert sich in ihrer Freizeit um Flüchtlingsfamilien und ihre Nachbarn und Freunde. Das alles macht sie mit einem großen Lächeln im Gesicht. Aus diesem Grund ist sie unsere nächste Heldin des Alltags.

"Mir war es gar nicht klar, dass ich so viel mache, dass es wirklich so viel ist", sagt Evelyn Miß und wischt sich mit einen Taschentuch ein paar Tränen aus den Augenwinkeln. "Dass ich als Heldin des Alltags vorgeschlagen wurde, berührt mich wirklich tief."

Dabei hat Evelyn Miß die Nominierung als Alltagsheldin wirklich verdient. Täglich jongliert sie drei Jobs, kümmert sich zusätzlich um Flüchtlingsfamilien und wenn einer ihrer Bekannten ein Loch in der Hose hat, ist sie sofort mit Nadel und Faden zur Stelle. Evelyn Miß ist ein wahres Energiebündel und Allround-Talent. "Ich möchte immer ganz viel machen und habe ganz viel Energie — und dann ist plötzlich der Tag um", sagt sie und lacht. Nach der Trennung von ihrem Mann stand Evelyn Miß ohne Arbeit und mit ihren zwei Kindern alleine da. Von HartzIV leben wollte sie aber nicht, also ging sie los und suchte sich nicht nur einen, sondern gleich drei Jobs. Mittlerweile fördert sie im Programm "Deutsch für den Schulstart" Grundschulkinder mit Flüchtlingshintergrund, arbeitet im Offenen Ganztag einer anderen Grundschule und gibt Nachhilfe über ihr selbst gegründetes Lerninstitut.
Darüber hinaus hilft sie den Familien ihrer Nachhilfekinder ehrenamtlich bei Behördengängen, füllt gemeinsam mit ihnen Anträge aus, unterstützt bei familiären Problemen oder leiht einfach mal ihr Auto für einen Großeinkauf aus. Und damit nicht genug: Für ihre Nachbarn und Freunde bügelt sie die Wäsche, stopft Löcher und verkauft zu allem Überfluss Selbstgenähtes übers Internet —ihre eigenen Kinder vergisst sie dabei selbstverständlich auch nicht. Und Zeit für sich? Es scheint so, als brauche sie die gar nicht. "Zur Entspannung handarbeite ich eben gerne", sagt sie.

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Vorgeschlagen wurde die Alltags-Heldin Evelyn Miß von der Schulleiterin der Grundschule Schützenstraße, Claudia Hoppius , an der Miß die Förderung "Deutsch für den Schulstart" anbietet. "Wir machen alle unsere Arbeit, aber in Evelyns besonderen Fall geht es über das reine Geldverdienen hinaus. Trotz drei Jobs pro Tag spendet sie ihre kostbare Zeit an Familien und Kinder, die ohne sie an vielen Stellen verloren wären", schrieb Claudia Hoppius an die Rundschau-Redaktion. Und Evelyn Miß bestätigt: "Wenn die Familien Hilfe brauchen, rufen sie auch abends oder am Wochenende an, und dann helfe ich eben." Und davon profitieren nicht nur die Familien, sondern auch die Lehrer an der Grundschule Schützenstraße. Da Evelyn Miß‘ Nachhilfekinder fast alle die Grundschule Schützenstraße besuchen, bekommen dort auch die Lehrer durch unsere Alltags-Heldin ab und zu einen Eindruck von den Kindern, der über das reine Schulgeschehen hinausgeht. "Und das ist viel wert", weiß Schulleiterin Claudia Hoppius.

Und man sieht Evelyn Miß an, wie glücklich sie ihre Arbeit macht. Mit einem strahlenden Gesicht sitzt sie zwischen ihren "Deutsch für den Schulstart"-Kindern und beschäftigt sich mehr mit ihnen, als mit unserer Rundschau-Fotografin. Den ganzen Trubel um ihre Person versteht sie sowieso nicht: "Frau Hoppius ist schuld, sie sollte man vorschlagen", sagt sie. Und auf die Frage, ob ihre unzähligen Aufgaben ihr nicht irgendwann zu viel werden, antwortet Evelyn Miß: "Mit Gottes Segen und Frau Hoppius komme ich hier durch."