ESWL Nierensteine zertrümmern

Nierensteine behandeln mit der extrakorporalen Stoßwellen-Lithotripsie (ESWL): Wie das Zertrümmern durch Ultraschall funktioniert, lesen Sie hier!

Wie lassen sich Nierensteine mit Schallwellen zertrümmern?

Manche Patienten bemerken sie gar nicht, andere leiden ihretwegen unter starken Schmerzen: Nierensteine. Liegen sie in den Harnleitern vor, sprechen Mediziner auch von Harnleitersteinen. Für beide Arten ist auch der Begriff Harnsteine geläufig. Woher kommen die Störenfriede, wie lassen sie sich behandeln und wie funktioniert das Zertrümmern der Nierensteine durch Ultraschall?

Was sind Nierensteine?

Nieren- oder Harnsteine, von Ärzten als Nephrolithiasis bezeichnet, entstehen aus Ablagerungen des Urins. Sie können an verschiedenen Stellen des Harntrakts entstehen: in der Niere, im Nierenbecken oder in den weiteren ableitenden Harnwegen. Die Größe variiert von reiskorngroßen bis Nierenbecken-ausfüllenden Steinen.

Etwa fünf Prozent aller Deutschen sind mindestens einmal im Leben davon betroffen – jährlich sind es circa 1,2 Millionen Menschen.[1] Männer leiden deutlich öfter an Nierensteinen als Frauen.[2] Am häufigsten tritt die Erkrankung zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr auf.[3]

Welche Symptome gehören dazu?

Typischerweise klagen Patienten über stechende, krampfartige, wellenförmige Schmerzen im Harntrakt, die in den Rücken, den seitlichen Unterbauch, die Leisten und die Genitalregion ausstrahlen können. Hinzu kommen manchmal auch Übelkeit, Brechreiz und Erbrechen (Nierenkolik), ständiger Harndrang, häufiges Wasserlassen kleiner Harnmengen (Pollakisurie) sowie Schweißausbrüche. Sind die Schleimhäute in den Harnwegen verletzt, ist außerdem Blut im Urin möglich. 

Was sind die Ursachen von Nierensteinen? 

Nierensteine entstehen, wenn der Körper vermehrt bestimmte, steinbildende Substanzen aufnimmt und nicht richtig ausscheidet. Dazu gehören unter anderem Kalzium, Phosphat, Oxalat und Harnsäure. Eine erhöhte Urinkonzentration infolge von Flüssigkeitsmangel ist eine weitere mögliche Ursache, da diese Stoffe dann höher konzentriert vorliegen.

Bestimmte Faktoren können das Risiko für Nierensteine weiter erhöhen, zum Beispiel eine eiweißhaltige Ernährung, Fettleibigkeit (Adipositas), Bewegungsmangel oder wasserentziehende Nahrungsmittel (etwa Spargel oder Rhabarber). Denkbar sind zudem Nahrungsergänzungsmittel mit Kalzium und Vitamin D sowie bestimmte Medikamente.

Sind bei anderen Familienmitgliedern bereits Nierensteine aufgetreten, stellt das ebenfalls einen Risikofaktor dar.

Welche Arten von Nierensteinen gibt es?

Je nach der chemischen Zusammensetzung unterscheiden Mediziner verschiedene Nierenstein-Arten: Kalziumsteine (in etwa 80 Prozent der Fälle), Harnsäuresteine (Uratsteine; circa fünf bis zehn Prozent) und Infektsteine (Struvitsteine; ungefähr zehn Prozent).[4] Seltener treten auch Zystinsteine auf. Sie beruhen auf einer angeborenen Krankheit namens Zystinurie.

Nierensteine mit Schallwellen zertrümmern – wie geht das?

Eine nicht-invasive (also rein äußerliche) Möglichkeit, Nierensteine mit geringem Komplikationsrisiko zu behandeln, ist die extrakorporale Stoßwellen-Lithotripsie (ESWL). Dabei erzeugt ein außerhalb des Körpers liegender Generator Stoßwellen, welche die Harnsteine in kleinere Stücke zertrümmern (sogenannte Desintegration).

Die ESWL eignet sich besonders für Harnsteine mit einem Durchmesser von bis zu zwei Zentimetern.[5] Der Eingriff dauert je nach Größe und Lage des Harnsteins etwa eine halbe bis ganze Stunde.[6] Meist ist eine Sitzung ausreichend.[7]

Eine ESWL läuft meist folgendermaßen ab:[8]

Patienten erhalten zunächst ein schmerzstillendes Medikament und auf Wunsch auch ein Beruhigungsmittel. Der Arzt positioniert den Stoßwellengenerator auf der Haut, richtet ihn auf den Stein aus und beschießt den Stein mit Stoßwellen. Bis zu 4.000 Ultraschall-Impulse zertrümmern den Nierenstein.[9]

Der Körper scheidet die kleineren Steine schließlich über die Harnwege mit dem Urin aus. In manchen Fällen muss der Arzt die Steinstücke auch mit einer Sonde (Endoskop) entfernen.

Das Zertrümmern von Harnsteinen mit Ultraschall ist nicht geeignet bei Blutgerinnungsstörungen, in der Schwangerschaft, bei unbehandelten Harnwegsinfekten und bei schlecht eingestelltem Bluthochdruck. Auch bei Einengungen im Harnleiter sowie Entzündungen der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis) kommt die ESWL nicht in Betracht.

 Wie lassen sich Nierensteine noch behandeln?

Ob und wie Sie einen Nierenstein behandeln lassen müssen, hängt von dessen Größe, Art und Lage ab. Bei kleineren Steinen mit einem Durchmesser bis zu vier Millimetern reicht häufig das sprichwörtliche „Abwarten und Tee trinken“: Mit ausreichend Flüssigkeit, Bewegung und Zeit gehen solche Steine häufig von selbst mit dem Urin ab.[10] Fangen Sie den Stein dann am besten mit einem Sieb oder Kaffeefilter auf.

Die Ureterorenoskopie (URS) ist eine minimalinvasive operative Behandlungsmöglichkeit, also mit kleinstmöglicher Gewebeverletzung. Dabei schiebt der Arzt ein Endoskop über die Harnröhre und Blase in den Harnleiter oder die Niere vor, zerkleinert die Steine mithilfe einer Lasersonde und spült sie durch das Endoskop heraus. Einen ähnlichen Eingriff stellt die Perkutane Nephrolithotomie (PNL) dar. Hier platziert der Mediziner das Endoskop allerdings über einen kleinen Hautschnitt im Rippenbereich in der Niere.

Offene Operationen sind heutzutage nur noch selten und finden meist bei sehr großen Nierensteinen Anwendung oder wenn der Patient anatomische Besonderheiten aufweist. In manchen Fällen lassen sich Nierensteine außerdem mit Medikamenten auflösen. Die sogenannte Chemolitholyse funktioniert meist nur bei Harnsäuresteinen.

Quellen:

[1] Deutsche Gesellschaft für Urologie e.V.: Harnsteine. URL: https://www.urologenportal.de/patienten/patienteninfo/patientenratgeber/harnsteine.html (08.02.2021).

[2] Bundesministerium für Gesundheit (BMG): Nierensteine. URL: https://gesund.bund.de/nierensteine (08.02.2021).

[3] ebd.

[4] ebd.

[5] Stiftung für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen: Nierensteine und Harnleitersteine. URL: https://www.gesundheitsinformation.de/behandlung-von-nieren-und-harnleitersteinen.html (08.02.2021).

[6] Klinik und Poliklinik für Urologie und Kinderurologie. Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz: Nierensteinzertrümmerung mit Stoßwellenlithotripter (ESWL). URL: https://www.unimedizin-mainz.de/urologie/patienten/krankheitsbilder/urologie-des-erwachsenen/harnsteine/eswl.html (08.02.2021).

[7] ebd.

[8] Ammerland Klinik GmbH: Zerkleinerung von Harnsteinen durch Stoßwellen (ESWL). URL: https://ammerland-klinik.de/medeport/Boegen/URO_14_DE.pdf (08.02.2021).

[9] ebd.

[10] Techniker Krankenkasse: Was sind Nierensteine und Harnleitersteine? URL: https://www.tk.de/techniker/gesundheit-und-medizin/behandlungen-und-medizin/gynaekologische-und-urologische-erkrankungen/was-sind-nierensteine-und-harnleitersteine-2017462 (08.02.2021).

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