Bergische Uni Stillförderung und Muttermilchbanken

Wuppertal · Wie wirkt sich Stillen auf die Entwicklung von Frühgeborenen aus und wie können sie besser mit Muttermilch versorgt werden? Das sind zentrale Fragen, die das interdisziplinäre Forschungsprojekt „NEO-MILK“ zukünftig erforscht. Die Bergische Uni ist beteiligt.

 Symbolbild.

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Foto: RitaE

Ziele sind unter anderem die Entwicklung eines Stillförderungskonzepts sowie eine wissenschaftlich fundierte Erarbeitung von Bewertungskriterien zur Etablierung von Muttermilchbanken.

Der Lehrstuhl für Versorgungsforschung und Gesundheitsökonomische Evaluation an der Bergischen Uni ist unter der Leitung von Prof. Dr. Juliane Köberlein-Neu federführend zuständig für die wissenschaftliche Evaluation der geplanten Maßnahmen. Das Projekt startet zum 1. Januar 2021 und wird für vier Jahre mit insgesamt rund 4,7 Millionen Euro aus dem Innovationsfonds der Bundesregierung gefördert. Konsortialführerin des Projekts ist das Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft (IMVR) der Universität zu Köln.

In Deutschland kommen jedes Jahr circa 10.500 Frühgeborene mit weniger als 1.500 Gramm Geburtsgewicht zur Welt. Sie sind in besonderem Maße von Komplikationen betroffen, die zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen oder zum Tod führen können. Stillförderung ist ein Schlüsselelement, um Frühgeborene bestmöglich zu versorgen: Muttermilch ist gerade für frühgeborene Kinder essenziell – zum einen für die Verhinderung vital bedrohlicher Infektionen wie beispielsweise die nekrotisierende Enterokolitis, eine häufig akute Erkrankung des Magen-Darm-Traktes; zum anderen ist sie für die Prägung des Immunsystems und die kognitive Entwicklung entscheidend.

In einem ersten Schritt wollen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler 2.700 Mütter von Frühgeborenen nach ihren Erfahrungen und Bedürfnissen befragen. Auf dieser Grundlage soll neben dem Stillförderungskonzept auch eine App für Mütter von Frühgeborenen entwickelt sowie Schulungen für Pflegekräfte sowie Ärztinnen und Ärzte durchgeführt werden. Ab 2022 soll die Umsetzung der Maßnahmen an zwölf beteiligten Perinatalzentren starten. Prof. Köberlein-Neu und ihr Team untersuchen in diesem Rahmen mit einer Studie die Wirksamkeit und Kosten-Effektivität des Stillförderungskonzepts sowie der Muttermilchbanken. Zudem evaluieren sie den Einführungsprozess und die Verankerung dieser Projektintervention in den teilnehmenden Versorgungseinrichtungen.

„Einer dezidierten Betrachtung der Implementierungsprozesse werden wir neben der Wirksamkeitsanalyse viel Raum geben, da diese Erkenntnisse für eine gegebenenfalls im Anschluss an das Projekt stattfindende, bundesweite, Etablierung von Muttermilchbanken von zentraler Bedeutung sind“, so Köberlein-Neu.

Mit „NEO-MILK“ streben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an, mehr Frühgeborene mit Muttermilch versorgen und so das Auftreten von Komplikationen bei Frühgeborenen reduzieren zu können, „um eine langfristige Verbesserung der Entwicklungschancen von Frühgeborenen und eine damit einhergehende gesamtgesellschaftliche Kostenreduktion zu erreichen“, resümiert Köberlein-Neu.

Neben Wuppertal und Köln sind auch die Universitäten Bielefeld, Bonn, Düsseldorf und Mainz sowie weitere klinische Kooperationspartner und Krankenkassen an dem Projekt beteiligt.

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