Umfrage der Wirtschaftsförderung Unternehmen mit dem Standort (teilweise) zufrieden

Im Rahmen des Strategieentwicklungsprozesses für die Wirtschaftsförderung sind lokale Unternehmen zu Stärken und Schwächen des Standortes befragt worden. Nun liegen die Ergebnisse vor.

Investoren-Tour der Wirtschaftsförderung im Juni 2023 mit der Besichtigung des PPG-Geländes in Vohwinkel.

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Foto: Wirtschaftsförderung

Sechs Wochen lang hatten Wuppertaler Unternehmen die Möglichkeit, sich an einer Online-Befragung zu beteiligen. Sie konnten Kritik, Lob, Anregungen und Wünsche zum Standort Wuppertal und den städtischen Serviceleistungen äußern. Insgesamt wurden 3.800 Unternehmen angeschrieben und zur Beteiligung eingeladen. Davon haben 792 Unternehmen den Fragebogen ausgefüllt.

Das Beratungsunternehmen „LennardtundBirner GmbH“, das von der Wirtschaftsförderung damit beauftragt wurde, die strategische Neuausrichtung zu begleiten, zeigte sich zufrieden mit dem Rücklauf der Unternehmensbefragung. Die Rücklaufquote beträgt knapp 21 Prozent. Das sei laut den Erfahrungen aus anderen Kommunen eine überdurchschnittlich hohe Beteiligung, so „LennardtundBirner“.

Kleine Unternehmen bis 49 Beschäftigte machen dabei den Großteil der aus (78 Prozent). Mittlere Unternehmen bis 249 Mitarbeitende und Großunternehmen sind dagegen seltener vertreten (15 bzw. 7 Prozent). Die meisten entstammen dem verarbeitenden Gewerbe und unternehmensnahen Dienstleistungen. Jedes dritte Unternehmen ist in der Forschung und Entwicklung aktiv. Rund 40 Prozent sind international tätig, vorwiegend in den USA und den EU-Staaten.

Blick auf die Stadt

Grundsätzlich sind laut Wirtschaftsförderung über die Hälfte der Unternehmen mit dem Standort Wuppertal zufrieden (55 Prozent). Entscheidend für diese Beurteilung sind verschiedene Standortfaktoren wie die digitale und verkehrstechnische Infrastruktur, Abgaben und Steuern, Flächenangebote sowie Angebote, die zur Lebensqualität in der Stadt beitragen.

Ein gutes Mobilfunknetz und schnelles Internet sind den Unternehmen sehr wichtig. Die Meinungen über den Ist-Zustand in Wuppertal gehen allerdings auseinander. Nur 54 Prozent sind mit der Mobilfunkabdeckung zufrieden. Jedes zehnte Unternehmen bewertet die Mobilfunkabdeckung derzeit sogar als schlecht. Auch mit der Internetverbindung sind 37 Prozent bisher noch nicht zufrieden.

Bei der Verkehrsinfrastruktur punktet Wuppertal mit der Anbindung an Autobahnen und der Nähe zu Flughäfen. Ein geteiltes Meinungsbild gibt es dagegen wieder bei der Bahn und dem ÖPNV. 53 Prozent sind mit der überregionalen Bahnanbindung zufrieden, der Rest hält sie für ausbaufähig. Ähnlich sieht es beim innerstädtischen ÖPNV aus. Größere Unzufriedenheit gibt es stattdessen mit dem Ausbau der Infrastruktur für E-Mobilität. Nur 27 Prozent finden, dass dieser schnell genug vorangeht.

Auch bei den Faktoren zur Lebensqualität gibt es aus Unternehmenssicht einige Differenzen zwischen den gewünschten und den vorhandenen Angeboten. Die Mehrheit zeigte sich unzufrieden mit der Qualität der schulischen Angebote und der Kinderbetreuung (60 bzw. 72 Prozent wenig bis gar nicht zufrieden). Auch von der Situation in den City-Bereichen sind viele nicht angetan. Hier werden die Aufenthaltsqualität und das Einzelhandelssortiment kritisiert. Die vorhandenen Gastronomie-, Kultur– und Freizeitangebote haben in der Umfrage dagegen gut abgeschnitten.

Kritik äußern die Unternehmen auch an ihrer Belastung durch Steuern und Gebühren am Standort Wuppertal (81 Prozent sind wenig bis gar nicht zufrieden).

Flächenknappheit, Fachkräftemangel und Nachhaltigkeit

Ein großes Thema ist die Knappheit bei Gewerbeflächen. Mit den Preisen für Gewerbe-, Industrieflächen und Immobilien zeigten sich über die Hälfte der befragten Unternehmen nicht einverstanden. Noch größer ist die Unzufriedenheit mit Blick auf das vorhandene Flächenangebot (38 Prozent weniger zufrieden; 29 Prozent gar nicht zufrieden). Zwei von drei Unternehmen sehen keine Möglichkeit zur Erweiterung für sich an ihren aktuellen Standorten. Gleichzeitig plant jedes vierte Unternehmen in den kommenden drei Jahren weiter zu wachsen. Im Durchschnitt werden dafür 2.500 Quadratmeter Fläche benötigt. Laut Aussage von 35 Unternehmen ist für sie eine teilweise oder vollständige Standortverlagerung in andere Städte eine Option.

Wie fast überall kämpfen auch die Wuppertaler Unternehmen mit dem Fachkräftemangel. 75 Prozent sind mit der Verfügbarkeit von Fachkräften auf dem Arbeitsmarkt unzufrieden. Aber auch die Besetzung von Stellen für Auszubildende, Hochqualifizierte und Führungskräfte ist für mehr als jedes zweite Unternehmen eine Herausforderung.

Das Thema Nachhaltigkeit ist dagegen noch nicht bei allen Unternehmen präsent. Zwei Drittel nutzen aktuell noch keine erneuerbaren Energien. Bei jedem vierten Betrieb ist das Thema noch nicht offiziell adressiert. Dazu passt, dass 15 Prozent der Unternehmen Unterstützung bei der Beratung und Umsetzung für eine alternative und klimaneutrale Energieversorgung benötigen.

Blick auf Wirtschaftsförderung und Verwaltung

Die Hälfte der Unternehmen hatte in den vergangenen drei Jahren Kontakt zur Wirtschaftsförderung. 90 Prozent davon bewerten die Kundenfreundlichkeit mit zufrieden bis äußerst zufrieden. Ähnlich gute Werte werden unter anderem bei der Erreichbarkeit, Qualität der Beratung und Serviceorientierung erzielt. Beratungsbedarf hatten die Unternehmen vor allem in den Servicebereichen Flächen- und Immobiliensuche und Fördermittelberatung.

Trotz guter Bewertung wünschen sich die meisten Unternehmen noch umfangreichere Unterstützung bei Fachkräftegewinnung und -sicherung, Weiterbildung von Beschäftigten, Digitalisierung, Innenstadt- und Einzelhandelsentwicklung, Gründungsberatung, Ansiedlungsförderung, Flächenentwicklung und Standortmarketing.

Von der Stadtverwaltung wünschen sich die Unternehmen deutlich mehr Serviceorientierung, den Abbau bürokratischer Hürden bzw. den schnelleren Ausbau digitaler Leistungen. Über 80 Prozent der Unternehmen fühlen sich nicht genügend durch die Kommunalpolitik unterstützt.

Für die Zukunft erwarten die Unternehmen eine klare Profilbildung für die Stadt Wuppertal. Es fehlt ihnen an einer Marke für diese Stadt. Dazu kommt, dass weniger als die Hälfte Wuppertal als innovativ, familien-, umwelt- und fremdenfreundlich oder international beschreiben würde.

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