Corona-Pandemie Unterbarmer Kinderteller: Trotzdem da – irgendwie

Wuppertal · Der Lockdown trifft besonders die Kinder hart, die zu Hause wenig oder keine Unterstützung erfahren. Wer hilft bei den Hausaufgaben, wenn die Eltern mit dem digitalen Unterricht überfordert sind? Der Unterbarmer Kinderteller bietet eigentlich für genau solche Kinder kostenlose Hausaufgabenbetreuung und ein warmes Mittagessen.

 Der Vereinsvorsitzende Markus Pilters.

Der Vereinsvorsitzende Markus Pilters.

Foto: Simone Bahrmann

Eigentlich. Und nun? Trotz geschlossener Türen hat der Verein Wege gefunden, weiter Stütze zu sein. Über ein Angebot, das Lücken schließt.

Zoom und Skype, na klar. Das sind die Mittel der Stunde, die große Konferenzen möglich machen. Und bei Grundschülern die Nachhilfelehrer ins Kinderzimmer holen. Während mancher Arbeitnehmer sich zum ersten Mal vor der Webcam platzierte, lernten auch die fünf Wuppertaler Ehrenamtlichen der Hausaufgabenhilfe des Kindertellers in der Pandemie das Erklären via Web. 15 Kinder werden so derzeit von dem Verein durch den Schulstoff gelotst. Da geht es um Mathe, Deutsch. Und ganz viel: Du schaffst das. 

„Für unsere Kinder bricht momentan so viel weg“, erklärt der Vereinsvorsitzende Markus Pilters. Er hat als Bezirkspolizist vor zwölf Jahren den Kinderteller, der sich um bedürftige Grundschüler im Stadtteil kümmert, mitgegründet. Und er weiß: Nicht den Anschluss zu verlieren, ist für manche Kinder in der Pandemie viel schwieriger als für andere. Was passiert gerade beim viel besprochenen „Homeschooling“? Das kommt auf die Familie an. Und manche haben eben noch nicht einmal einen Computer, um dem Anspruch von digitalem Unterricht gerecht zu werden. 

Deshalb haben die Ehrenamtlichen vom Kinderteller nicht nur selbst am PC geübt, sondern auch vier Tablets angeschafft und zehn weitere gemietet, um ihre Schützlinge überhaupt zu Hause zu erreichen. Und einen Drucker, um die Hausaufgaben der Schule ausdrucken und den Kindern in den Briefkasten werfen zu können. „Ohne Hardware ist Schule ja gerade gar nicht machbar“, erklärt Markus Pilters die elementaren Dinge, von denen während der Pandemie die Chancengleichheit abhängen kann. Hausaufgabenhilfe 2.0. 

Und dann steht der Kinderteller eigentlich noch für eine warme Mahlzeit und Spaß und Geselligkeit. Das Essen, das fällt während des Lockdowns wirklich weg. Dafür bietet das Küchenteam ein Sorgentelefon an, dass die Kinder jederzeit bei Fragen oder Kummer anrufen dürfen. Und der Spaß, den sie sonst in den Räumen an der Martin-Luther-Straße haben, landet nun als Rätsel- und Bastelpaket, mal noch mit einem Lolli oder einem Teelicht versehen, im Briefkasten der Kinder. Und am Telefon oder eben wieder vor der Webcam können sie dann erzählen, was ihnen an diesem Paket Spaß gemacht hat.

Nicht den Anschluss verlieren, das wünscht sich das Team um Pilters für seine Kinder während dieser schon für Erwachsene herausfordernden Zeit. Aber während manch ein Politiker in diesen Tagen bereits von einer verlorenen Generation spricht, hat Pilters Hoffnung. „Sie holen das wieder auf. Kinder sind clever“, sagt er. Und irgendwann geht es schließlich weiter. Vielleicht nach den Sommerferien? Markus Pilters sagt: „Wir wissen nur: Sobald wir dürfen, öffnen wir.“

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