Villa Luhns in Oberbarmen Inklusives Wohnprojekt in ehemaliger Seifenfabrik

Wuppertal · Der Umbau des Verwaltungsgebäudes der ehemaligen Seifenfabrik Luhns in Oberbarmen soll Mitte des Jahres abgeschlossen sein. Sieben von acht Wohneinheiten sind schon vermietet.

 Das Gebäude wird wieder mit Leben gefüllt.

Das Gebäude wird wieder mit Leben gefüllt.

Foto: Wirtschaftsförderung Wuppertal

Mit ihrem ersten Wohnbauprojekt haben sich Sabine Tunnat-Seidel und Ralf Seidel direkt einer großen Herausforderung gestellt. An der Schwarzbach in Oberbarmen erwecken sie die ehemalige Villa Luhns wieder zum Leben. Sie war das Verwaltungsgebäude einer Seifenfabrik, die schon seit vielen Jahren leer steht.

„Es war praktisch eine Ruine, als wir es übernommen haben“, sagt Investor Ralf Seidel. Aber die Motivation des Ehepaares war groß, an diesem Ort ein inklusives Wohnprojekt zu realisieren. „Aus meiner beruflichen Erfahrung wusste ich, wie schwer es für Menschen mit Behinderung ist, eine passende Wohnung zu finden“, sagt Sabine Tunnat-Seidel. Für ihren Mann war vor allem das klimaeffiziente Bauen ein Thema, das er fördern wollte. Eine perfekte Kombination. Und: „Wir wollten auch etwas zum Erhalt des Stadtbildes beitragen. Uns war es wichtig, nicht auf der grünen Wiese zu bauen, sondern ein vorhandenes Gebäude zu revitalisieren“, so Seidel.

 Architektin Susann Köhler (li.) mit dem Investoren-Ehepaar Sabine Tunnat-Seidel und Ralf Seidel.

Architektin Susann Köhler (li.) mit dem Investoren-Ehepaar Sabine Tunnat-Seidel und Ralf Seidel.

Foto: Wirtschaftsförderung Wuppertal

Acht Wohnungen mit insgesamt 800 Quadratmetern Fläche sind entstanden. Bei sechs davon handelt es sich um Sozialwohnungen, bei denen die Mieten preisgebunden sind. Zwei sind zudem barrierefrei und für Rollstuhlfahrerinnen und -fahrer geeignet. So zieht im Erdgeschoss eine Familie mit zwei schwerstbehinderten Kindern ein. „Für solche Familien ist es fast unmöglich passenden Wohnraum zu finden“, sagt Tunnat-Seidel. Auch eine Wohngemeinschaft für vier Menschen mit Autismus wird in der Villa Luhns gegründet. „Wir wollten ganz bewusst die Inklusion fördern und Menschen, egal ob mit oder ohne Behinderung, unter einem Dach zusammenbringen“. Im Mai sollen die Mieterinnen und Mieter einziehen.

Bis auf eine nicht-preisgebundene Wohnung im Obergeschoss sind bereits alle Einheiten vermietet. Für die größte Wohnung mit zwei Kinderzimmern, offenem Dachstuhl und eigener Dachterrasse gibt es aber durchaus schon Interessenten. „Das Wohnprojekt Villa Luhns ist kein Renditeobjekt, sondern aus dem idealistischen Gedanken heraus entstanden, einen Beitrag für die Gesellschaft und das Quartier leisten zu wollen. Das verdient ganz großen Respekt“, sagt Alexander Buckardt (Wohnflächenexperte bei der Wirtschaftsförderung Wuppertal).

Nachhaltige Gebäudereaktivierung

Um den Charme des alten Verwaltungsgebäudes zu erhalten, hat Architektin Susann Köhler den originalen Grundriss so gut es ging beibehalten. Das war eine anspruchsvolle Aufgabe, denn die vorhandenen Bedingungen mussten auch mit den Anforderungen für barrierefreies Wohnen in Einklang gebracht werden.

Um ihrem Anspruch der Nachhaltigkeit gerecht zu werden, gingen die Investoren über die vorgeschriebenen Standards hinaus. Das Gebäude wurde außen und innen komplett gedämmt. Eine Wärmepumpe wurde installiert, die Toiletten werden mit Regenwasser betrieben, eine Photovoltaik-Anlage sorgt für Strom. „Wir haben auch eine kontrollierte Lüftungsanlage eingebaut, die Frischluft zuführt und den Kälte-Wärme-Austausch energieeffizient regelt“, so die Architektin.

Auch im Außenbereich des 2700 Quadratmeter großen Grundstücks passiert noch einiges. „Um die Fläche zu entsiegeln, haben wir den Asphalt abgetragen“, so Köhler. Stattdessen wird ein Gemeinschaftsgarten mit insektenfreundlichen Pflanzen, einer Zisterne für die Bewässerung und Spielplatz angelegt.

Die Ideen für den Garten wurden bei einem gemeinsamen Workshop mit den künftigen Bewohnerinnen und Bewohnern gesammelt. Materialien wie Steine werden auf der Baustelle in neuer Funktion wiederverwendet, zum Beispiel zur Modellierung des Geländes.

Trotz komplizierter Auflagen beim Bau, arbeitsintensiver Fördergeldbeantragung und Rückschlag durch das Hochwasser 2021, hätte das Investorenehepaar durchaus Lust auf weitere Projekte. Auch weil die Zusammenarbeit mit der Wuppertaler Wohnraumförderung sehr gut funktioniert habe, betont Ralf Seidel.

Auf dem Grundstück der Villa Luhns steht noch eine alte Lagerhalle, die abmontiert werden soll. Hier könnte der Investor sich zum Beispiel ein Mobilitätskonzept mit Car Sharing und Fahrradverleih für das Quartier vorstellen. Zunächst aber gilt es, alles für den baldigen Einzug der Mieterinnen und Mietern vorzubereiten.

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