Handball-Bundesliga BHC vor der letzten Ausfahrt Balingen

Wuppertal · Der Handball-Bundesligist Bergischer HC hat doch noch gehandelt und Trainer Jamal Naji freigestellt (die Rundschau berichtete). Was das wert ist, zeigt sich am Freitag (19. April 2024) im Auswärtsspiel beim Schlusslicht HBW Balingen-Weilstetten (19 Uhr). Eine Analyse.

 Statt Jamal Naji (li.) betreut nun unter anderem Fabian Gutbrod das Team.

Statt Jamal Naji (li.) betreut nun unter anderem Fabian Gutbrod das Team.

Foto: Dirk Freund

Inhaltlich überraschte die Entscheidung zwar nicht, der Zeitpunkt aber schon. Ein Blick zurück: Die bislang letzten Punkte fuhr der BHC am 10. Dezember 2023 ein, als das Team in der Düsseldorfer Mitsubishi Electric Halle den TVB Stuttgart mit 33:28 bezwang. Es folgten sechs Niederlagen gegen meist bessere Teams (Hannover, Göppingen, Wetzlar, Kiel, Melsungen, erneut Hannover), dann die 22:33-Klatsche in Leipzig. Spätestens nach der 24:31-Niederlage im Derby gegen den VfL Gummersbach wurde erstmals mit der Ablösung von Naji, der einen nur für die erste Liga gültigen Vertrag bis 2028 besaß, gerechnet.

Sie erfolgte nicht, vielleicht auch deshalb, weil dann gegen den SC Magdeburg eine unlösbare Aufgabe anstand. „Bei der Analyse haben wir im Wesentlichen im Auge gehabt, wie es zu der geringen Punktausbeute gekommen ist. Für uns war die unerwartet dünne Personaldecke ausschlaggebend", sagte BHC-Chef Jörg Föste vor dem Duell beim beileibe nicht überragenden TVB Stuttgart, das unglücklich verloren ging (26:27).

Doch auch der K.O. im „Endspiel“ gegen den nicht unschlagbaren direkten Konkurrenten ThSV Eisenach (27:30) hatte für Naji, dessen taktische und personellen Maßnahmen zunehmend in die Kritik gerieten, keine Folgen. Erst nach dem 29:35 bei den Rhein-Neckar Löwen war es soweit – es war die zwölfte Niederlage in Serie.

Nun sollen es die Assistenztrainer Arnor Thor Gunnarsson und Markus Pütz sowie Sportkoordinator Fabian Gutbrod richten. Viele Fragen sind, wie meist in solchen Situationen, offen: Schaffen sie es, dem verunsicherten Team neues Leben einzuhauchen? Sind alle Spieler noch zu 100 Prozent bei der Sache oder (was nicht unverständlich wäre) auf der Suche nach oder in Gedanken schon bei anderen Vereinen? Hält das Team dem Druck und der meist hitzigen Atmosphäre in Balingen stand? Und: Wie motiviert ist der Tabellenletzte, der durch den Eisenacher Sieg in Wuppertal nur noch geringe Chancen auf den Ligaverbleib hat (HBW 11 Punkte, BHC 13, Eisenach 18 bei noch sechs Spieltagen)?

Fest steht immerhin eins: Nur mit einem Sieg am Freitag bei den „Galliern von der Alb“ bleibt dem BHC die Hoffnung, auch 2024/25 wieder im Oberhaus antreten zu können. Allerdings nur dann, wenn Eisenach einen Tag später nicht daheim doppelt gegen Stuttgart punktet. Sonst wäre der Trainerwechsel definitiv zu spät gekommen.

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