Fußball-Regionalliga: Samstag ab 14 Uhr Liveticker: Wuppertaler SV - Sportfreunde Lotte

Wuppertal · In der Fußball-Regionalliga empfängt der Wuppertaler SV am Samstag (21. November 2020) um 14 Uhr in einem Kellerduell die Sportfreunde Lotte – und muss zwei Ausfälle verkraften. Der Vorstand blickt in die Zukunft.

 WSV-Torwart Daniel Szczepankiewicz fällt verletzt aus.

WSV-Torwart Daniel Szczepankiewicz fällt verletzt aus.

Foto: Dirk Freund

Torjäger Marco Königs ist gesperrt, nachdem er beim 0:1 bei der U21 des 1. FC Köln die gelb-rote Karte gesehen hatte und die Nachholpartie gegen den SV Straelen erneut abgesetzt worden war. Torwart Daniel Szczepankiewicz hat sich nach Angaben von Trainer Alexander Voigt eine Muskelverletzung im Oberschenkel zugezogen. Ihn ersetzt Niklas Lübcke.

Und das in einer Partie, die überaus wichtig ist: Lotte hat mit zwölf Zählern noch weniger als der seit vier Spieltagen sieglose WSV (12) und liegt auf dem drittletzten Platz. Die Rot-Blauen trennt ihrerseits nur ein Punkt von der Abstiegszone. Dass das Voigt-Team am Mittwoch (19:30 Uhr) bei RW Essen einen Coup landet, ist nicht direkt zu erwarten. Eher in den Aufgaben gegen Wiedenbrück (28. November) und im dritten Versuch gegen Straelen (2. Dezember). Natürlich, sagt Sportvorstand Thomas Richter, sei man über die momentane Phase nicht glücklich. Den grundsätzlich eingeschlagenen Weg werde man aber keinesfalls verlassen.

Wie der aussehen soll, haben Richter, Finanzvorstand Melanie Drees und Vorstandsmitglied Ulrich Zerrath in einem Interview mit der Stadionzeitung „neunzehn54“ dargelegt. „Wir wollten unsere Mitglieder, denen die Ausgabe zugeschickt wurde, und Fans über die aktuelle Lage informieren“, so Richter.

Corona und der Lockdown habe dem Verein „komplett die Beine weggehauen und es ging nichts mehr“, erinnert sich Drees. „Zu diesem Zeitpunkt ist Herr Runge bei uns eingesprungen und hat die gesamte Zeit die wesentlichen Fixkosten, also insbesondere die Spielergehälter, getragen.“ Richter ergänzt: „Herrn Runge liegt der WSV so sehr am Herzen, dass er den Verein nicht untergehen lassen wollte. Ankersponsor heißt, dass er für diese und nächste Saison die Basis sicherstellt, so dass wir mit einem vernünftig kalkulierten Etat und sauberen, glatten Spielerverträgen eine wettbewerbsfähige Mannschaft auf die Beine stellen konnten. Vor allem mit Verträgen, bei denen die Spieler sich nicht schon am 20. des Monats fragen müssen, wie sie die restlichen zehn Tage überstehen sollen.“

Zerrath ist sich sicher: „Die Einleitung des Insolvenzverfahrens war der einzige und auch richtige Schritt. Auf dem WSV lasteten Verbindlichkeiten von 1,5 Millionen Euro, 400.000 Euro waren sofort fällig und 1,1 Millionen Euro waren Darlehen, die natürlich eines Tages zurückgezahlt werden müssen. Aus der Ertragskraft Zuschauereinnahmen ist dies nicht möglich.“ Kein Sponsor sei bereit, Altverbindlichkeiten zu bezahlen.

Nun komme es auf den 18. Dezember (wir berichteten) an: „Mit dem Insolvenzplan wurde dem Gericht ein Vorschlag gemacht, wie es weitergehen könnte. Zu dem Plan gehört, die Profiabteilung demnächst auszugliedern. Zu dem Plan gehört, den Gläubigern eine gewisse Quote zu unterbreiten, mit der der Verein erhalten bleibt und die Gläubiger bessergestellt sind, als in die Pleite zu gehen. Das Gericht hat den Insolvenzplan als schlüssig beurteilt und angenommen. Auch der Sachwalter hat den Insolvenzplan bestätigt.“

Zerrath: „Die Gläubiger werden zuvor schriftlich über den Insolvenzplan informiert, nehmen dann an dem Termin teil und stimmen ab. Es sollte zu erwarten sein, dass die Gläubiger vernünftigerweise für die unterbreitete Quote stimmen anstatt letztlich gar nichts zu bekommen.“ Danach wäre der WSV „absolut schuldenfrei und die neue Saison wäre bereits abgesichert durch Sponsoren“. Und: „Im nächsten Schritt soll dann – so hat es der Verwaltungsrat beschlossen – die Ausgliederung der ersten Mannschaft bis zum Saisonstart am 1. Juli 2021 abgeschlossen sein.“

Die Gemeinnützigkeit habe der WSV, der mit 10.000 Euro Einnahmen pro Partie vorsichtig kalkuliert hatte, wiedererlangt, so Drees: „Zum Schutz der Jugend und des Gesamtvereins – damit die Gemeinnützigkeit künftig erhalten bleibt und die Abteilungen über Spenden finanziert werden können – ist die Ausgliederung der ersten Mannschaft der einzig logische Schritt.“ Zerrath: „Die Sponsoren möchten ja nicht nur Geld geben, sondern auch einen gewissen Einfluss haben. Das haben sie bei einem eingetragenen Verein nicht. Aber in einer Gesellschafterversammlung können sie eine gewisse Stimmenanzahl geltend machen und ihre Ziele einbringen.“

Es bleibe, findet Richter, die Frage: „Wenn wir dieses Jahr der Konsolidierung auf beiden Ebenen, wirtschaftlich und sportlich, erfolgreich gemeistert haben, ist im Folgenden in Wuppertal leistungsorientierter Fußball gewünscht? Und damit ist natürlich konkret eine entsprechende Finanzierung der Abteilung ,Erste Mannschaft, gemeint.“ Es mache „keinen Sinn, wenn Friedhelm Runge zwei Jahre lang sämtliche Abmachungen einhält, aber nicht gleichzeitig das Fundament für leistungsorientierten Fußball geschaffen wird“. Auch wegen der Corona-Krise. „Wenn das nicht der Fall sein sollte, sage ich auch ganz klar: Wir wollen nicht mehr in dieselbe Situation hineingeraten, die wir jetzt gerade durchgestanden haben. Dann wäre die Konsequenz, dass der Etat, den wir auf die Beine stellen können, nicht für leistungsorientierten Fußball ausreichen würde. Und wenn diese Ambitionen nicht gewünscht wären, müsste man konsequenterweise wieder in die Oberliga zurückgehen oder in der Regionalliga Jahr für Jahr ums sportliche Überleben kämpfen. Wir werden jedoch nicht mehr zulassen, dass der Verein beispielsweise in zwei Jahren wieder in einer Schieflage dasteht.“

Melanie Drees: „Wir wissen darüber hinaus auch, dass es unser Ziel sein muss, Leute für uns zurückzugewinnen, die sich irgendwann mal abgewandt haben, weil sie sich nicht mehr identifizieren konnten. Wir müssen offen auf sie zugehen, Fehler eingestehen und sie wieder zurück ins Boot holen. Dabei wollen wir ehrlich sein, keine Luftschlösser bauen, aber versichern, dass wir unser Bestes für den Neuaufbau geben.“

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