Abschied nach 24 Jahren Stadtdirektor Stefan Kühn: Keine weitere Amtszeit

Wuppertal · Stadtdirektor Dr. Stefan Kühn hat beschlossen, nicht für eine weitere Amtszeit im Verwaltungsvorstand der Stadt Wuppertal zur Verfügung zu stehen. Im kommenden Jahr hätte der Rat über seine Wiederwahl nach insgesamt 24-jähriger Amtszeit (drei achtjährige Wahlzeiten) zu entscheiden gehabt.

Dr. Stefan Kühn.

Dr. Stefan Kühn.

Foto: Christoph Petersen

Kühn (61) hört Ende April / Anfang Mai 2024 auf und nimmt anschließend seinen Urlaub. Dann sei „das große Abenteuer Freiheit“ angesagt. Er will nach eigenen Angaben seine Lebensgefährtin heiraten. Der Stadtdirektor nahm am Montag (23. Oktober 2023) im Rathaus ausführlich Stellung. Seine Aussagen im Wortlaut.

„In den nächsten Monaten stehen viele Neubesetzungen im Verwaltungsvorstand der Stadt Wuppertal an. Und auch für mich wird es Veränderungen geben. Ich werde im nächsten Jahr nicht mehr für das Amt des Dezernenten für Soziales, Jugend, Schule und Integration kandidieren.

Ich möchte damit den Weg frei machen für eine noch umfassendere personelle Neuaufstellung der Verwaltungsspitze. Eine solche Veränderung ist natürliche mit Unsicherheiten verbunden. Aber auch mit Chancen. Denn es kann ein neues Team entstehen. Ein Team, das in den nächsten acht Jahren gemeinsam Gestaltungskraft entfaltet.

Damit gibt es eine personelle Stabilität, und zwar in dieser und der nächsten Legislaturperiode. Dies ist in meinen Augen eine gute Grundlage, um die zahlreichen Herausforderungen der nächsten Jahre anzugehen. Ich will nur einige nennen:

● Auch die Stadtverwaltungen spüren den Fachkräftemangel. Personalgewinnung und Personalentwicklung haben an Bedeutung gewonnen und müssen noch intensiver betrieben werden.

● Wir brauchen dringend mehr Schulraum. Denn die Zahl der Schülerinnen und Schüler steigt, der Offene Ganztag muss ausgebaut und die Klassen müssen kleiner werden.

● Wuppertal ist eine Stadt der Vielfalt. Integration muss weiter gefördert werden, damit diese Vielfalt Chance für Entwicklung unserer Stadt bleibt.

● Die Arbeit der freien Träger ist unverzichtbar. Ihre Förderung muss an die gestiegenen Kosten angepasst werden, damit sie ihre Arbeit fortsetzen können.

Diese Beispiele stehen stellvertretend für die vielen Herausforderungen in allen Bereichen der Stadtverwaltung. Es ist gut, dass ein neues Team mit einem neuen Blick und neuen Ideen Lösungen entwickelt und umsetzt.

Der Verwaltungsvorstand, der Stadtrat und die Menschen in unserer Stadt können sich dabei auf die Beschäftigten der Stadtverwaltung verlassen. Sie erbringen vielfältige Aufgaben. In hoher Qualität und mit großem Engagement. An 7 Tagen in der Woche. Rund um die Uhr. Sie haben Wuppertal gerade in den letzten Jahren gut durch die Krisen geleitet.

Für mich waren es 24 faszinierende Jahre. Ich durfte mit ganz vielen Menschen zusammenarbeiten, die sich haupt- oder ehrenamtlich für Wuppertal einsetzen. Und ich konnte ein wenig zur Entwicklung meiner Heimatstadt beitragen. Das war mir ein Herzensanliegen und eine große Ehre.

Es waren aber auch intensive und anstrengende Jahre. Daher ist es gut, im nächsten Jahr die Stafette weiterzugeben. Ich freue mich darauf, bis Ende April 2024 noch einiges zu bewegen, anzustoßen und zu begleiten - mit ganz viel Unterstützung in meinem Geschäftsbereich und von außerhalb.

Während meiner Amtszeit konnte immer wieder spüren: Wuppertal ist eine ganz besondere Stadt. Sie lebt vom Engagement, von der Kreativität und der Vielfalt ihrer Menschen. Menschen, die unverdrossen anpacken und ohne große Worte Großes leisten. Sie sind der größte Reichtum Wuppertals."

OB Schneidewind: „Massive Zäsur“

Oberbürgermeister Uwe Schneidewind bewertete die Entscheidung von Stefan Kühn als „massive Zäsur für Wuppertal“. Nach 24 Jahren „bis an alle Grenzen und sicher auch oft darüber hinaus engagierter Arbeit für die Stadt“ sei der Perspektivwechsel sehr nachvollziehbar und mit Blick auf eine Neuausrichtung des Verwaltungsvorstandes hoch achtbar, aber auch eine große Herausforderung.

Der OB: „Insbesondere die Integrationskraft und die Erfahrungen von Stefan Kühn werden uns fehlen. Er hat durch seine einfühlsame und gleichzeitig ergebnis-fokussierte Amtsführung als Dezernent für Soziales, Jugend, Schule und Integration unsere Stadt geprägt und dafür gesorgt, dass Wuppertal gerade in diesem Bereich häufig bundesweit als vorbildlich wahrgenommen wurde. Seine greifbare Nähe zu den Menschen zeichnet ihn aus.

In den schweren Krisenjahren hat er mit an vorderster Front gestanden und nach dem Ausscheiden von Johannes Slawig noch zusätzliche Verantwortung und Belastungen als Stadtdirektor und Interims-Kämmerer übernommen. Auch in dieser Aufgabe hat er erfolgreich und sehr stabilisierend gewirkt.

Zusammen mit der Politik werden wir mit aller Energie darangehen, wieder eine gute, schlagkräftige Verwaltungsvorstands-Mannschaft aufzustellen, denn die Herausforderungen werden nicht kleiner werden.“

Die einstimmigen Wahlen von Stadtkämmerer Thorsten Bunte und der zum Jahreswechsel startenden Dezernentin Sandra Zeh bezeichnete Schneidewind als Mut machende Kooperations-Erfolge im Zusammenspiel von Rat und Verwaltung: „Jetzt stellt sich eine weitere anspruchsvolle Besetzungsaufgabe, der wir gemeinsam im Bewusstsein der großen Verantwortung für unsere Stadt gerecht werden müssen.“

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