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Wuppertaler Stadtwerke: Zu wenig Geld, zu wenig Fahrer​

Aktuelle Lage bei den WSW : Zu wenig Geld, zu wenig Fahrerinnen und Fahrer

„ÖPNV in Wuppertal / Aktuelle Situation“ – so Tagesordnungspunkt Nr. 4 im Verkehrsausschuss. WSW-Projektmanagerin Sabine Schnake berichtete über eine ganze Reihe von Schwierigkeiten.

Zwei Jahre Corona und die damit verbundenen Fahrgastverluste hätten, so Schnake, „den ÖPNV arg gebeutelt“. Zurzeit fehlen noch zehn Prozent zu den Fahrgastzahlen der Vor-Corona-Zeit – und man mache sich Sorgen wegen eines möglichen Corona-Herbstes und Winters: „Wir fragen uns, wie viele Kunden werden dann fahren?“

Erstmals hat die Stadt den Stadtwerken acht Millionen Finanzhilfe gezahlt, denn, so Sabine Schnake weiter, „die Fahrgastverluste haben eine Finanzierungslücke gerissen, die nicht von uns alleine geschlossen werden kann“. Die Botschaft ist klar: „Um den ÖPNV in Wuppertal weiterhin wie gewohnt aufrecht erhalten zu können, brauchen wir Geld, auch angesichts des teuren Dieselpreises.“

Sabine Schnake ist Projektmanagerin der WSW mobil.
Sabine Schnake ist Projektmanagerin der WSW mobil. Foto: Wuppertaler Stadtwerke

Gefragt, ob angesichts dieser Misere Preiserhöhungen und/oder Reduzierungen des Linienangebotes zu befürchten seien, gab Sabine Schnake zu Protokoll: „Wir wollen das vermeiden.“ Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) jedenfalls betreibe aktuell intensive Lobbyarbeit für öffentliche Finanzhilfen in Sachen ÖPNV – bundesweit. Denn: „Die ÖPNV-Finanzierung ist durch die Verbände nicht mehr allein zu realisieren.“

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Ein weiteres großes Problem ist der Mangel an Busfahrpersonal: „Das ist keine schöne Situation, betrifft aber die gesamte Branche. Es ist kein Personal zu bekommen“, so die Projektmanagerin. Drei Gründe gibt es für das Personalproblem: Corona, Langzeitkrankmeldungen und der Rück- beziehungsweise Aufstau von Urlaub. Die üblichen 15 Neueinstellungen pro Jahr reichen nicht mehr aus, man stelle nun weitere 15 Fahrerinnen und Fahrer ein, finanziere auch Quereinsteigern einen Busführerschein – trotzdem sei die Fluktuation hoch. Sabine Schnake: „Dass jemand wie früher jahrelang für ein und dasselbe Unternehmen fährt, das gibt es heutzutage nicht mehr.“

Bei der aktuellen Krisenkommunikation in Wuppertal verteidigte Sabine Schnake im Verkehrsausschuss das Verhalten der Stadtwerke, offen und transparant damit umgegangen zu sein, dass bestimmte Linien und Abfahrzeiten wegen des Personalmangels jetzt beziehungsweise auf nicht genau benennbare Zeit nicht mehr bedient werden können. Damit sei für die Kunden klar gewesen, dass sie sich vor Fahrtbeginn digital darüber informieren sollten, ob der gewünschte Bus auch tatsächlich fährt. In diesem Zusammenhang sei „die Kommunikation per Move-App ganz gut gelaufen“.

Auch zum Neun-Euro-Ticket zog Sabine Schnake eine (vorläufige) Bilanz: Die Aktion sei sehr gut angekommen – Wuppertal markiert mit 200.000 verkauften Tickets einen bundesweiten Spitzenwert. Allerdings ist das Ziel, Autofahrer zu neuen ÖPNV-Kunden zu machen, nicht besonders überzeugend realisiert worden. Sabine Schnake im Verkehrsausschuss: „Das Neun-Euro-Ticket ist offenbar kein Thema für die Alltagsmobilität.“ Was man sich in diesem Bereich vorgestellt habe, „scheint nicht ganz so gelungen sein“.

Fest steht aber, dass die Schwebebahn in der Neun-Euro-Ticket-Phase ihre Fahrgastzahlen um 20 Prozent gegenüber den Bussen steigern konnte.