Die „Nadelhexe vom Arrenberg“ Tattoos wie in der Steinzeit

Wuppertal · Silke Rohrbeck nennt sich selbst die „Nadelhexe vom Arrenberg“ – und tätowiert mit einer Technik, die ihren Ursprung in der Steinzeit hat.

 Viele von Silke Rohrbecks Kunden schätzen die Ruhe der Natur, um tätowiert zu werden.

Viele von Silke Rohrbecks Kunden schätzen die Ruhe der Natur, um tätowiert zu werden.

Foto: Rohrbeck

61 Tattoos haben Forscher auf Ötzis Körper gezählt. Keine Namen oder Symbole, sondern Muster aus Strichen zierten die Haut des Mannes aus dem Eis. Sie zeugen davon, dass Menschen vor bereits 5.000 Jahren ihre Körper mit Nadel und Farbe verschönert haben. Heutzutage werden Tattoos eher maschinell erstellt. Mit 50 Stichen pro Sekunde fährt die Nadel der Maschine in die Haut. Die Tätowiererin Silke Rohrbeck hat für ihre Kunst einen anderen Weg gewählt und tätowiert, wie damals schon Ötzi tätowiert wurde: mit der Hand.

„Handpoked“-Tattoos sind besonders in der Mittelalter- und Wikinger-Szene beliebt. Um ihre Kunstwerke auf die Haut zu bringen, benutzt die Tätowiererin nur eine Nadel, die mit einem Faden an ein Stück Holz gebunden wird. Punkt für Punkt setzt sie dann von Hand die Farbe in die Haut.

An einem Kunstwerk, das mit einer Maschine in zwei Stunden entsteht, „malt“ Silke Rohrbeck fast 14 Stunden lang. Für die „Nadelhexe vom Arrenberg“ pure Entspannung. „Diese Technik ist sehr meditativ. Meine Kunden schätzen die natürliche Art des Tätowierens.“ Anders als bei Maschinentattoos wird die Haut mit der „Handpoked“-Technik laut Rohrbeck weniger stark verletzt, es kommt zu keinen Blutungen, die Heilung erfolgt innerhalb von zwei anstatt sechs Wochen, Schorfbildung bleibt aus. Mit der Nadel in der Hand ist die Tätowiererin ganz nah am wichtigsten Organ ihrer Kunden und spürt, wenn es erschöpft ist.

Einen Haken haben die handgestochenen Verschönerungen trotzdem: Nicht alle Wünsche lassen sich „handpoked“ erfüllen. Bei filigranen Schriftzügen oder Tattoos mit kräftigen Farben stößt Silke Rohrbeck an ihre Grenzen: „Dafür sticht die Nadel nicht fein genug.“. In der Szene hat sich die Künstlerin und gelernte Schreinerin deshalb auf isländische Runen und keltische Symbole spezialisiert.

Sogar Kunden aus Sachsen kommen in ihr kleines, höhlenartiges Studio im Arrenberg, lassen sich dort tätowieren – oder mitten in Wuppertals Wäldern. „Mein Tätowier-Koffer ist vom Gesundheitsamt abgenommen und kann überall zum Einsatz kommen“, erzählt die Wuppertalerin. Selbst tätowiert ist Silke Rohrbeck übrigens nicht – zumindest nicht „handpoked“. „Ich bin die Künstlerin, nicht die Leinwand“, sagt sie dazu.

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