Für das Jahr 2021 Jobcenter-Bilanz mit Licht und Schatten
Wuppertal · Das Jahr 2021 verlief für das Wuppertaler Jobcenter nach eigenen Angaben „wie eine Berg- und Talfahrt“. Nach den schrittweisen Lockerungen im Frühjahr wurde im Herbst vor allem das Präsenzangebot wieder zurückgefahren.
„Das betraf die Eingangszonen, die Beratung durch die Fachkräfte und die Bildungsangebote. Dennoch konnte mit 7.080 Integrationen in sozialversicherungspflichtige Arbeit oder Ausbildung fast wieder der Spitzenwert von 2019 erreicht werden“, heißt es.
„Auf den ersten Blick sind das sehr gute Zahlen“, so Thomas Lenz, Vorstandsvorsitzender des Jobcenters. Der Arbeitsmarkt habe sich gerade in für Jobcenter-Kundinnen und -Kunden wichtigen Branchen als sehr aufnahmefähig erwiesen. „Eine Pandemie muss organisiert werden und das ist für viele Bereiche wie Logistik, Versand, Handel oder Produktionshilfen sehr personalaufwändig.“ Gerade im zweiten Halbjahr habe die Zahl der Integrationen trotz wieder verschärfter Maßnahmen deutlich zugenommen – „und das unter Einhaltung des obersten Ziels der Sicherung der Zahlungen zum Lebensunterhalt und der Bearbeitung von Neuanträgen“.
Als Einrichtung der kritischen Infrastruktur habe sich die Organisation auch im zweiten Jahr der Pandemie bewährt. „Der Krisenmodus mit sich ständig ändernden Rahmenbedingungen ist fast zur Normalität geworden“, so Uwe Kastien, Vorstand Personal und Finanzen. Vor allem durch flexible Arbeitsmodelle und dem hohen Digitalisierungsgrad sei es jederzeit möglich gewesen, zwischen Präsenz- und Distanzmodus zu wechseln. Vor allem dank der elektronischen Akte hätten die meisten Anträge und Anliegen kontaktlos bearbeitet werden können
Wichtig sei das Signal gewesen, „in jeder Phase der Pandemie weiter für die leistungsberechtigten Bürgerinnen und Bürger erreichbar zu sein“. Dazu gehörte der Ausbau der zentralen telefonischen Hotline, die im ersten Halbjahr 2022 personell aufgestockt wird: „Und wo notwendig und gewünscht, war auch der persönliche Kontakt vor Ort möglich.“
„Wir haben in der Pandemie gelernt, dass digitale Formate hilfreich sind, aber dass sie persönliche Gespräch nicht ersetzen können. Das gilt vor allem für Menschen in schwierigen Problemlagen und wenn es um die Aufnahme von Arbeit, Ausbildung oder eines Sprachkurses geht“, meint Dr. Andreas Kletzander, Vorstand Arbeitsmarkt und Kommunikation. Vor allem junge Menschen mit unklaren Berufswünschen seien weiterhin in Präsenz beraten worden.
Als Folge des „sehr individuellen Beratungsansatzes“ seien die Vermittlungen in Ausbildung gegenüber dem Vorjahr um 140 auf 581 erhöht worden: „Positiv hat sich dabei auch ausgewirkt, dass das Jobcenter 100 zusätzliche außerbetriebliche Ausbildungsplätze für junge Menschen mit besonderem Unterstützungsbedarf geschaffen hat. Die Vermittlungen in Ausbildung, aber auch die zusätzlichen 190 neuen Beschäftigungsverhältnisse nach dem Teilhabechancengesetz fließen in die Gesamtzahl von rund 7.080 sozialversicherungspflichtigen Integrationen ein, das sind 800 mehr als 2020.“
Auch wenn „viele Zahlen sich schon wieder dem Vor-Corona-Niveau angenähert“ hätten, gebe es auch Personengruppen, die unter den Rahmenbedingungen der Pandemie ganz besonders gelitten hätten. Das seien Alleinerziehende, leistungsschwächere Jugendliche, Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen oder Neuzugewanderte. „Einige von ihnen haben Integrationsrückschritte gemacht, andere haben wir zwischenzeitlich sogar verloren“, weiß Thomas Lenz.
Der Schwerpunkt für 2022 soll daher sein, diesen Menschen wieder Anschluss an Gesellschaft und Arbeitsleben zu ermöglichen. Die finanziellen Rahmenbedingungen seien gut: Mit rund 46,4 Millionen Euro stehe ein ähnlich großes Budget zur beruflichen Eingliederung zur Verfügung wie im Vorjahr. „Ausweiten werden wir niedrigschwellige Angebote für junge Menschen, die Sprachkursberatung, aber auch die Förderung der beruflichen Weiterbildung. Allein für letztgenanntes stehen rund 5,5 Mio. Euro zur Verfügung“, so Dr. Kletzander.
Das große Thema für 2022 und die Folgejahre seien das Thema Gesundheitssorge und Teilhabe am Arbeitsmarkt. „Je länger Menschen im Leistungsbezug sind, desto größer sind ihre gesundheitlichen Einschränkungen“, berichtet Lenz. „Daher haben wir nicht nur unsere Maßnahmen um Gesundheitsmodule erweitert, sondern mit „Bergauf“ ein Gesundheitsprojekt für alleinstehende Frauen gestartet.“
Das Projekt wird im Rahmen des Bundesprogramms „rehapro“ mit zwölf Millionen Euro für die nächsten fünf Jahre gefördert. Ziel ist es, 700 Frauen mit gesundheitlichen Einschränkungen die Rückkehr zur beruflichen und sozialen Teilhabe zu ermöglichen.