Wuppertal Institut Klimawandel: Städte umbauen und lebenswerter machen
Wuppertal · Hochwasser, Dürren und Starkregen werden Städte und Kommunen in Zukunft immer öfter herausfordern. Ganz entgehen können sie den Folgen des menschengemachten Klimawandels allerdings nicht, so das Wuppertal Institut. Wenn sie sich aber richtig darauf einstellten, ließen sich zumindest katastrophale Folgen vermindern.
Viele der dafür notwendigen Maßnahmen könnten dazu beitragen, dass zugleich die Lebensqualität ihrer Bürgerinnen und Bürger steige.
„Die Fähigkeit, mit den fatalen Folgen des Klimawandels umzugehen, ist nicht nur auf technische Maßnahmen beschränkt“, sagt Anja Bierwirth, Leiterin des Forschungsbereichs Stadtwandel am Wuppertal Institut. Gerade die Hochwasser-Katastrophe im Juli 2021 in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz hat gezeigt, wie sehr die massive Unterstützung von Freiwilligen und Nachbarinnen und Nachbarn geholfen hat, mit den Folgen der Katastrophe umzugehen.
„Diese spontane zivilgesellschaftliche Hilfe ist ein hohes Gut, das gefördert werden muss. Richtig eingesetzt, kann sie die professionellen Einrichtungen wie Technische Hilfswerke und Feuerwehren entlasten. Sie kann nicht nur sehr schnell verfügbar gemacht werden, sondern vor Ort auch in pragmatischer Weise eingesetzt werden“, erklärt Bierwirth.
Es gehe aber in den Städten und Kommunen nicht nur um den richtigen Umgang mit Krisen-Situationen, sondern auch – und gerade nach den Erfahrungen der letzten Monate – um verstärkte und intelligente Krisen-Prävention. In dem jetzt veröffentlichten Brief „Resilient, nachhaltig und zukunftsfähig: Leitlinien für die Stadtentwicklung von morgen“ beschreibt das Wuppertal Institut, welche technischen, planerischen und sozialen Maßnahmen notwendig sind, um die Städte „resilient“ für die Folgen des Klimawandels zu machen und zukünftig große Schäden soweit wie möglich zu vermeiden. Dabei zeige sich, dass viele der Maßnahmen zugleich die Möglichkeit böten, die Lebensqualität vor Ort zu verbessern.
Win-Win-Situation für Lebensqualität und Resilienz
Neben einer richtigen Planung von Überschwemmungsgebieten, dem Einsatz von Versickerungsflächen und technischem Hochwasserschutz geht es demnach dabei auch um die Absicherung von technischen Versorgungsinfrastrukturen – etwa Einrichtungen der Energieversorgung – durch mehr redundante Systeme. Aber auch an anderer Stelle muss vorgedacht werden, beispielsweise in Bezug auf Ausweichmöglichkeiten für Kindergärten, Schulen oder anderen Einrichtungen.
Die aktive Anpassung an das sich ändernde Klima bringe dabei auch Win-Win-Situationen hervor. „Mehr Grün-, Retentions- und Versickerungsflächen machen Städte widerstandsfähiger und sorgen zugleich für Abkühlung in dicht bebauten Stadträumen. Dazu können Gebäude begrünt werden und sparen durch die Kühlung im Sommer die Energie für die Klimaanlage“, so Bierwirth.
Nicht zuletzt ermögliche ein Umschwenken in der Verkehrspolitik im Sinne des Klimaschutzes, Flächen frei zu machen und mehr Grünflächen entstehen zu lassen. Dies führtezu besserer Luft und einer höheren Lebensqualität in der Stadt. Der Ausbau von attraktiven und bezahlbaren öffentlichen Verkehrsmitteln und einer funktionierenden Radinfrastruktur erleichtere außerdem die soziale Teilhabe für die Menschen, die sich kein Auto leisten könnten.
„Der Umbau von Städten und Gemeinden kann in vielen Fällen gleichzeitig der Anpassung an den Klimawandel dienen und die Städte lebenswerter machen“, fasst Anja Bierwirth zusammen.
Vor diesem Hintergrund lädt das Wuppertal Institut zu einem Wuppertal Lunch zum Thema „Resilient, klimaneutral und lebenswert: Wer entwickelt die Stadt?" ein, der am Dienstag (26. Oktober 2021) von 12:30 bis 14 Uhr als digitaler Zukunftssalon stattfindet. Die Veranstaltung ist kostenfrei; um vorherige Anmeldung wird gebeten.
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