Band-Comeback Rockpommel lebt wieder auf

Wuppertal · Es war im Jahr 1988, als „Grobschnitt“ zum letzten Mal komplett mit den beiden führenden Köpfen in Wuppertal zu sehen war. Jetzt gibt es ein Wiedersehen mit den legendären Progrockern aus Hagen. Im neuen Akustik-Format treten Lupo, Willi Wildschwein und dessen Sohn Nuki im LCB auf.

Brennen ein musikalisches Feuerwerk ab: Grobschnitts „Altväter“ Lupo (li.) und Willi Wildschwein mit Willis Sohn Nuki (re.).

Brennen ein musikalisches Feuerwerk ab: Grobschnitts „Altväter“ Lupo (li.) und Willi Wildschwein mit Willis Sohn Nuki (re.).

Foto: Rudi Brand

Eigentlich hatte sich die Band, die in den 70er und 80er Jahren landesweit Zehntausende in die großen Hallen zog, 1989 zurückgezogen. „Jedes Jahr ein neues Album, jedes Jahr wieder eine Tour dazu, die Akkus waren ziemlich leer“, erklärt Lupo im Gespräch die Entscheidung. Doch nachdem Willi Wildschwein 2007 bis 2012 mit neuen Musikern ein Revival testete, wurde deutlich, dass Grobschnitt immer noch eine große Fangemeinde hat.

Lupo: „Und weil wir ein gigantisches Live-Archiv besitzen, haben wir mit der Plattenfirma 2015 eine Box aufgelegt mit allen 14 Alben, einer 100-seitigen Bandgeschichte und zahlreichen Bonus-Tracks“ - übrigens auch mit Wuppertaler Mitschnitten der Last Party-Tour.

Es war ein Coup in den Charts und zugleich der Beginn einer neuen Grobschnitt-Phase. Wildschwein und Lupo probten heimlich, ob ihre Werke auch akustisch funktionieren. „Nur unsere Frauen wussten, was wir da 2016 und 2017 ausbaldowerten“, verrät Lupo. Aber „Solar Music“, das Markenzeichen der Band, das mit schier endlosen Improvisationsgebilden jedes Konzert schloss – kann man das überhaupt akustisch darstellen? Sie hätten viel und lange daran gearbeitet, erklärt Lupo und – es klappt, davon können wir uns an diesem Januarabend im Gevelsberger Schulzentrum überzeugen.

Es ist natürlich ein Heimspiel vor einem Publikum, dass zum Teil schon 1972 dabei war, als die Combo ihre ersten Schritte zu einer der führenden Bands in Deutschland unternahm. Und sie erleben, wie die Stücke neu auferstehen. Ganz ruhig – wie bei beim Instrumental „Silent Movie“, aber immer noch giftig wie bei „Vater Schmidts Wandertag“. In einem fast kammermusikalischen Arrangement reisen die drei Musiker eine halbe Stunde lang durch Rockpommels Land, jenes Konzeptalbum, das den Ruhm der Band entscheidend mitprägte.

Und dann nach der Pause und nach weiteren Klassikern geht am späten Abend die Sonne auf: „Solar Music“ mit den bekannten Motiven aber auch neuen musikalischen Ideen, teils im rhythmischen Hagel der drei Akustikgitarren, teils mit Lupos elegischen Cello-artigen Klängen, die er ohne jeden elektronischen Trick erzielt.

Es ist schon anstrengend, gesteht Lupo am Tag darauf, denn die Akustik-Gitarre ist ein „richtig harter Gegner“ und verzeiht keine Fehler. Zweieinhalb Stunden volle Konzentration im Scheinwerfer-Licht kosten Kraft, schließlich sind die beiden Protagonisten über 70 Jahre alt, was man kaum glauben und schon gar nicht hören kann.

Nur die Feuerwerk-Eskapaden früherer Zeiten haben nicht überlebt. „Vor der Wuppertaler Stadthalle stand damals eine Brandwache mit zwei Mannschaftswagen“, schmunzelt Lupo – das würde heute nicht mehr genehmigt. Aber dafür brennt Grobschnitt eben ein musikalisches Feuerwerk ab.