Foto-Ausstellung in Elberfeld Ein Ukrainer „sieht“ Wuppertal

Wuppertal · Anatoli Moskalets ist mit seinem Vater und seinem Sohn aus der Ukraine nach Wuppertal gekommen. Mit auf die Flucht nahm er seine Kamera. Mit ihr erkundet er Wuppertal und lernt, diese neue Stadt zu lieben.

 Anatoli Moskalets‘ Blick auf den Döppersberg, wo Menschen auch auf den Wiesen statt auf den Bänken sitzen. Das erstaunt ihn: „So etwas gibt es in der Ukraine nicht.“

Anatoli Moskalets‘ Blick auf den Döppersberg, wo Menschen auch auf den Wiesen statt auf den Bänken sitzen. Das erstaunt ihn: „So etwas gibt es in der Ukraine nicht.“

Foto: Anatoli Moskalets

Es ist ein wunderschöner Julitag, als der blaue Bus über Anatoli Moskalets Kopf hinweg saust und er blitzschnell seine Canon in den Himmel richtet. „Ich wusste nicht, was geschah. Ich dachte, ich bin Zeuge eines einmaligen Ereignisses“, erzählt der 56-Jährige. Dann, zwei Minuten später, kommt die nächste Schwebebahn. Und dann wieder die nächste. Der 56-Jährige lacht und staunt. Es ist einer seiner ersten Tage in Wuppertal. Und sein erstes Wuppertal-Bild.

Anatoli Moskalets ist mit seinem Vater und seinem 31-jährigen Sohn aus der Ukraine geflohen. Eigentlich sollten sie nach Göttingen. Aber die kleine Familie landete in Wuppertal, in der Notunterkunft an der Vogelsangstraße. Von dort aus zogen sie los. Und verliebten sich in diese Stadt. Sie staunen über Tony Craggs Skulpturen und die Wiesen in den Parkanlagen.

Anatoli Moskalets vor der Laurentiuskirche.

Anatoli Moskalets vor der Laurentiuskirche.

Foto: Wuppertaler Rundschau/Nina Bossy

In der Ukraine arbeitete Moskalets in einem Forschungsinstitut im Labor, seit seiner Jugend fotografierte er in seiner Freizeit gern. In der Stadt, die ihm Herberge gab, fotografiert er alles, was ihm besonders ins Auge fällt. Seine Fotos lassen alltägliche Orte, an die unser Auge so gewöhnt ist, als touristische Hotspots erstrahlen.

Der Sommer weicht dem Herbst und Anatoli Moskalets Sammlung wird reicher. Und irgendwann drückt er in der Notunterkunft der Caritas-Mitarbeiterin Barbara Drewes einen USB-Stick in die Hand. „Als sich die Fotografien auf meinem Laptop öffneten, war ich total erstaunt. Und begeistert.“ Der Stick wandert durch die Mitarbeiterschaft. „Wir waren fasziniert von seinem Blick, dem Bildaufbau und den wunderschönen Details“, sagt Drewes. „Uns war schnell klar: Wir möchten diese besondere Perspektive gerne der Öffentlichkeit zeigen.“

 Die Schwebebahn am islandufer.

Die Schwebebahn am islandufer.

Foto: Anatoli Moskalets

Für seine erste Ausstellung sichtete er gemeinsam mit Barbara Drewes, ihrem Team der „Aktion Neue Nachbarn“ und dem Katholischen Bildungswerk seine Bilder. Gemeinsam wählten sie 25 Fotografien aus, die einen Querschnitt von Oberbarmen bis Sonnborn zeigen, wo die Familie mittlerweile wohnt.

Auch wenn es ihn zunächst Überwindung gekostet hat, freut sich der 56-Jährige, seinen Blick auf Wuppertal mit der Öffentlichkeit zu teilen. „Dann sehen alle, wie schön es hier ist“, sagt er: „Neuankömmlinge und Einheimische.“

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