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Ungewöhnliche Begegnung: Wiedersehen in der Wüste

Ungewöhnliche Begegnung : Wiedersehen in der Wüste

Der Wuppertaler Ralph Burchardt läuft als Extremwanderer in kleinen Etappen durch aller Herren Länder. Unglaublich: Bei einer Rast in Israel entpuppte sich sein Gastgeber als Gegenspieler bei einem Wasserball-Match 1972 auf Küllenhahn.

Die Geschichte eines eigentlich unmöglichen Zusammentreffens, das jetzt in Wuppertal fortgesetzt wurde.

Wer sich wie Burchardt mit dem Rucksack auf Reisen begibt, muss mit Überraschungen rechnen. Doch dass eine ganz besondere ausgerechnet in einer kleinen Stadt am Rande des "Israels National Trail" auf ihn warten würde, kann er bis heute kaum glauben. Als er dort sein Quartier bei einem privaten "Trail-Angel" aufsucht, steht nach über 40 Jahren plötzlich ein alter Bekannter vor ihm: Rami Shomer (63) aus Tivon, 18 Kilometer östlich von Haifa, ergeht es ähnlich. Auch für ihn gleicht das Wiedersehen 2013 einem Sechser im Lotto! Die erste Begegnung der Männer fand 1972 statt. Damals standen sich beide bei einem Wasserball-Match im Schwimmleistungszentrum am Jung-Stilling-Weg auf Küllenhahn gegenüber.

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Rami spielte im erfolgreichen Team seiner Heimatstadt, Ralph kämpfte für die "SSF Delphin Barmen". Den Sieg verbuchten die Israelis. Mit einem 6:3 im Koffer kehrten sie aus der bergische Metropole heim.

Ralph und Rami wurden älter, hängten irgendwann die Wasserballkappen an den Nagel, gründeten Familien und gingen ihren Berufen nach. So arbeitete der Wuppertaler viele Jahre als Geschäftsführer, bis er 2010 den stressigen Job aus gesundheitlichen Gründen aufgab. Rami ist kaufmännischer Leiter einer Firma.

Zurzeit verbringt er mit seiner Frau Noa (59) eine Woche Urlaub in Deutschland. "Wir haben beide zu uns eingeladen", sagt Sabine Burchardt (60). Als kleiner Dank für die große Gastfreundschaft, die Ralph beim unglaublichen Wiedersehen 2013 in Israel erfahren hat. Auch die beiden Damen fanden sich gleich sympathisch: "Noa versteht sogar etwas Deutsch."

Es gab eine deutsch-israelische Begegnung mit der Rundschau im Vohwinkeler Stationsgarten mit Blick auf die Schwebebahn. Noa ist zum zweiten Mal in Deutschland, zuletzt war sie vor 25 Jahren hier. "Die Luft ist so frisch und es gibt so viel Grün", schwärmt sie. Auch ihr Mann mag das Klima — und Bratwurst, Apfelstrudel sowie die vielen Biersorten. Und Schalke 04. Vom Wuppertaler SV hat er noch nichts gehört…

Mit den Burchardts wollen die Shomers zwei Tage am Rhein entlang wandern und touristische Hochburgen wie Rüdesheim besichtigen. Doch auch Wuppertal hat es den Gästen angetan. Noa ist begeistert von den "Hanging trains". Die Fahrt von Oberbarmen bis ans westliche Talende — 13,3 Kilometer mit 19 Stationen — in einer der schicken neuen Schwebebahnen hat sie sehr genossen. "Ein blaues Wunder! Eine geniale Idee!", lobt Rami Eugen Langens Ingenieurskunst.

Als er zum ersten Mal in Wuppertal weilte, hatte man gerade die orange-blauen Waggons eingeführt. "Ich bin schon 1972 mit der Schwebebahn gefahren", erinnert sich Rami. Und das Uhrenmuseum habe er besichtigt. Nun will er mit dem Rad die Nordbahntrasse kennenlernen.

Für das Frühjahr 2018 hat Ralph Burchardt wieder eine Wanderung geplant. Mit 16 Kilo Gepäck auf dem Rücken will er vier bis fünf Wochen den "Camino Levante" gehen. Start des noch wenig bekannten Jakobus-Pilgerweges von der Ostküste Spaniens nach Santiago de Compostela ist Valencia. "Bei der Gelegenheit kann ich im Schwebebahnwerk mal nachfragen, wann die neuen Bahnen endlich alle fertig sind!"