Zu wenig Notunterkünfte Immer mehr Obdachlose

Wuppertal · Margert O. lebt im Zelt. Direkt neben einer Wuppertaler Hauptstraße. Sie ist, wie immer mehr Menschen in der Stadt, ohne Wohnung. Ihre Situation steht auch dafür, dass es für zuständige Stellen immer schwieriger wird, das Problem der Obdachlosigkeit in den Griff zu bekommen.

 Zu Hause im Zelt an der Straße: Margert O. ist ein (krasser) Fall von vielen.

Zu Hause im Zelt an der Straße: Margert O. ist ein (krasser) Fall von vielen.

Foto: Manfred Bube

Die Notunterkünfte können den Bedarf nicht mehr decken.

Es ist kalt am frühen Morgen, als Margert O. ihr Zelt im Grünstreifen an einer Elberfelder Straße verlässt. Seit etwa fünf Monaten lebt die 57-Jährige dort. Warum? Sie erzählt von ihrem Leben, von ihren drei Kindern in Ghana und davon, dass sie seit 1986 in Deutschland und seit 1991 in Wuppertal lebt. Ihr Wortmix aus Deutsch und Englisch mündet zwischendurch ins Unverständliche.

Klar wird aber, dass sie nach einigen enttäuschenden Beziehungen und Differenzen mit städtischen Ansprechpartnern das provisorische Camp als Übergangslösung gewählt hat. Und dort bleiben will, bis sie eine kleine Wohnung gefunden hat. "Gesucht habe ich schon, bis jetzt ohne Erfolg", sagt Margert O.

Bärbel Mittelmann, städtische Koordinatorin für den Komplex Obdachlosigkeit, kennt ihr Schicksal und das anderen Obdachloser. Und sagt: "Die Zahl der Betroffenen steigt deutlich. Unabhängig von den Gründen dafür stehen zahlreiche Hilfsangebote zur Verfügung, die jetzt aber in einem Punkt an ihre Grenzen stoßen."

Das Problem: Zentrale Anlaufstellen für Obdachlose in Wuppertal sind das Hopster-Fiala-Haus der Diakonie an der Deewerthstraße sowie die Beratungsstelle an der Oberstraße. Dort werden mit den Betroffenen entsprechend der individuellen Schieflagen Lösungsstrategien erarbeitet, vor allem aber bietet man ihnen einen Platz zum Übernachten, Kochen und Waschen an. Letzteres allerdings wird immer schwieriger.

"2016 hatten wir 7.341 Übernachtungen in Notunterkünften und sind damit an die Grenzen unserer Kapazitäten gestoßen. Bis zum Juli 2017 waren es jetzt bereits 5.832. Wenn sich der Trend fortsetzt, ist der Bedarf noch einmal ein Drittel größer als im vergangenen Jahr. Den können wir nicht decken. Schon jetzt müssen wir zusätzliche Betten in Aufenthaltsräumen aufstellen, doch das kann nicht noch weiter ausgereizt werden. Was wir dringend brauchen, sind weitere Wohnungen", so die städtische Koordinatorin.

Wer für Margert O. und Menschen in gleicher Situation Wohnraum zur Verfügung stellen kann und möchte, sollte sich unter der Telefonnummer 978 565 110 mit dem Hopster-Fiala-Haus in Verbindung setzen.

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