"Was braucht ein Mensch am Ende?"

Sterbebegleitung und der Aufbau einer stationären und ambulanten Hospizarbeit sind in Wuppertal untrennbar mit Tabea Luhmann verbunden. Jetzt ist sie in den Ruhestand gegangen.

 Tabea Luhmann — hier noch vor ihrer Verabschiedung als Pfarrerin in den Ruhestand.

Tabea Luhmann — hier noch vor ihrer Verabschiedung als Pfarrerin in den Ruhestand.

Foto: Klaus-Günther Conrads

Mit ihren ab 1986 gemachten Erfahrungen aus dem Pflegeheim "Haus auf der Waldau" in Stuttgart kam Pfarrerin Tabea Luhmann 1996 nach Wuppertal. Sterben, Tod und Hospizarbeit waren damals Tabu-Themen. Auch politisch mussten dicke Bretter gebohrt werden. Aber sie wusste: "Ich will Sterbende begleiten."

Zu ersten öffentlichen Vorträgen strömten die Menschen. Mit Unterstützung des damaligen Geschäftsführers des Reformierten Gemeindestiftes an der Blankstraße, Hans-Joachim Schwunk, gründete Tabea Luhmann den ersten ambulanten Hospizdienst für ein Pflegeheim in NRW. Von den damals 330 Heimbewohnern starben jährlich 130.

Heute ist Altenheimseelsorge ohne Hospizarbeit undenkbar. Obwohl die evangelische Kirche gemeinsam mit der Diakonie in Wuppertal die größte Hospizarbeit leistet, spielt Religion keine Rolle. Tabea Luhmann: "Wir stellen die Einstellung der Sterbenden in den Mittelpunkt unseres Wirkens."

Jedes Jahr sterben in Deutschland rund 900.000 Menschen, die Hälfte von ihnen in Krankenhäusern, ein Drittel in Pflegeheimen. Eine würdevolle, einfühlsame Begleitung aus dem Leben ist für Tabea Luhmann eine selbstverständliche Verpflichtung — wobei Angehörige oft anderswo wohnen, sich die Aufgabe nicht zutrauen oder Familien zerstritten sind. Die Pastorin weiß aus Erfahrung: "Menschen sollten keine Angst vor ihren Gefühlen haben, wohl aber Liebe zu den alten, einsamen Menschen zeigen."

Ehrenamtliche Hospizhelfer begleiten die Schwerkranken und sterbenden Menschen auf ihrem Weg — ob zu Hause, im Krankenhaus oder im Pflegeheim. Sie folgen Luhmanns Maxime: "Was braucht ein Mensch und welche Wünsche hat er, um sein Leben gut zu beenden?"

Bereits 1994 ist der ambulante Hospizdienst "Lebenszeiten" gestartet. Später kam "Die Pusteblume" hinzu. Immer mehr Alten- und Pflegeheime ließen zehn Jahre später diese Zusatzaufgabe zu, die dann auch endlich von den Krankenkassen finanziert wurde. Auf dem Dönberg gibt es ein stationäres Hospiz, dem als Ergänzungsangebot in diesem Jahr das Kinderhospiz im Burgholz folgt. Pionierarbeit bei der Finanzierung hat in den vergangenen Jahren die Bethe-Stiftung geleistet. Doch ohne Ehrenamtler ist die Aufgabe nicht zu leisten.

In einem Festgottesdienst in der Sophienkirche haben der Kirchenkreis Wuppertal und das Diakonische Werk Tabea Luhmann als Pfarrerin in den Ruhestand verabschiedet. Nun ist sie die organisatorische Verantwortung los und engagiert sich ehrenamtlich in der Hospizarbeit.

(Rundschau Verlagsgesellschaft)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort