Solidarität und Vielfalt Regenbogenflagge weht an St. Laurentius
Wuppertal · Die Gemeinde St. Laurentius hat die Regenbogenflagge gehisst. Die Pfarrgemeinderatsvorsitzende Ricarda Menne und Stadtdechant Bruno Kurth erklären den Hintergrund.
Knapp eine Woche dauerte es von der Idee, bis sie hing – die Regenbogenflagge, das Zeichen für sexuelle Vielfalt und Akzeptanz der homosexuellen Lebensweise, mitten in Elberfeld, an einer der wohl schönsten und prominentesten Kirchen Wuppertals. Andere Gemeinde hatten es vorgemacht.
Die Vorsitzende des Gemeinderats von St. Laurentius, Ricarda Menne, hat Fotos der bunten Flaggen an katholischen Gotteshäusern im Internet gesehen. Können, sollen wir auch? Der Pfarrgemeinderat stimmte für die Aktion: 18 Ja, einmal Nein, zwei Enthaltungen. „Es war schön zu spüren, dass die Mitglieder des Pastoralteams und die gewählten Vertreterinnen und Vertreter des Pfarrgemeinderates an einem Strang ziehen“, so Ricarda Menne. Dazu gehört auch Stadtdechant Bruno Kurth: „Klar habe ich die Fahne an unserer Kirche gesehen. Der Regenbogen ist vor allem schön, weil er in der Bibel Zeichen des Bundes Gottes mit den Menschen ist. In der aktuellen kirchlichen Debatte um die Segnung homosexueller Partnerschaften hat unser Pfarrgemeinderat mit der Fahne ein Signal gesetzt. Das finde ich richtig und stehe dahinter.“
Von außen betrachtet mag die Aktion als gewaltiger Fortschritt der katholischen Kirche in Gänze wirken. Tatsächlich aber bekennt sich die Gemeinde damit eher gegen die Rückständigkeit ihrer Kirchenoberen. Am 15. März hat die römische Glaubenskongregation eine Erklärung veröffentlicht, die festhält, dass in der katholischen Kirche Segnungen homosexueller Partnerschaften grundsätzlich nicht möglich sind. Dass der Vatikan die Öffnung hin zu mehr Vielfalt und Akzeptanz verschiedener Lebensweisen eindeutig ablehnt, hat in vielen Gemeinden einen Diskurs entfacht. St. Laurentius lässt den symbolischen Regenbogen flattern. Und auch andere Kirchen in Wuppertal schließen sich an.
Für Bruno Kurth stellt das Hissen der Fahne nach der Deklaration weniger einen Akt der Rebellion, sondern eher der Solidarität mit den eigenen Gemeindemitgliedern dar. „In unseren Reihen sitzen Menschen, die selbst in einer homosexuellen Partnerschaft leben, Jugendliche, die ihre geschlechtliche Identität entdecken“, sagt Bruno Kurth. „Ihr seid willkommen“, das sei das Zeichen, das sie nun bekommen sollten.
Eine Botschaft, die auch für die katholische Kirche nicht selbstverständlich zu sein scheint. Das Hissen der Regenbogenflagge hätten nicht alle Gemeindemitglieder gutgeheißen, weiß der Stadtdechant. Auch Ricarda Menne, Lehrerin am katholischen St. Anna-Gymnasium, erreichen in diesen Tagen Zustimmung sowie Kritik. „Wenn wir diese Debatte in Sorgfalt und Liebe führen und das Toleranzprinzip untereinander leben, dann hat uns diese Aktion auch als Gemeinde etwas genützt.“, sagt Bruno Kurth. Ricarda Menne ist überzeugt, die Flagge könne auf zwei Arten etwas bewirken: „Wenn sie homosexuellen Menschen ein Willkommenszeichen sendet und uns als Katholiken in einen vertieften Austausch bringt, der es schafft, Spannungen und unterschiedliche Meinungen zu diesem Thema auszuhalten, dann hat sie sich rentiert.“
Und was kommt danach? Vielleicht doch irgendwann die Segnung homosexueller Partnerschaften? Während der Vatikan sich dagegen ausgesprochen hat, herrscht in der deutschen Bischofskonferenz Uneinigkeit. Und auch in den Gemeinden wird diskutiert. Bruno Kurth: „Gott begleitet die Menschen. Und ich bin für all jene, die sich auf den Weg zu ihm machen, zuerst Seelsorger und nicht Richter ihrer Moral.“