Missbrauch auf Kinderkuren Verein sucht Verschickungskinder

Wuppertal · Zwischen 1948 und Ende der 1980er Jahre wurden mehr als acht Millionen Kinder in der Bundesrepublik Deutschland auf so genannte Kinderkuren verschickt. Ein Verein sucht nun Menschen, die auf solchen Reisen missbraucht wurden oder Gewalt erfahren haben. Auch in Wuppertal gibt es bereits eine Selbsthilfegruppe.

 Verschickungskindern wurde oft Gewalt angetan. Nun möchte ein Verein diese Geschichte aufarbeiten.

Verschickungskindern wurde oft Gewalt angetan. Nun möchte ein Verein diese Geschichte aufarbeiten.

Foto: Detlef Lichtrauter

Die Kinder waren zwischen zwei und vierzehn Jahren alt. Die in der Regel sechs- bis achtwöchigen Kuren wurden von Ärzten – zumeist ohne nachvollziehbare medizinische Begründung – verschrieben und unter anderem von der Kranken- oder Rentenversicherung finanziert. Viele Kinder erlitten dort Misshandlungen, Esszwang, Toilettenverbot, körperliche Strafen, Demütigungen und Erniedrigungen. Sogar von Todesfällen wird berichtet. Von allen Beteiligten – Eltern, Ärzten, Kostenträgern und Heimträgern – wurden diese Misshandlungen jahrzehntelang ignoriert.

„Wir haben es uns als ausnahmslos ehemalige Verschickungskinder zur ehrenamtlichen Aufgabe gemacht, einen gesellschaftlichen Diskurs über das widerfahrene massenhafte Leid, die Anerkennung, Aufarbeitung und sorgfältige Erforschung der Geschehnisse zu führen. Es finden Gespräche mit der Bundesregierung, Landesregierungen und Trägern der Kinderkurheime statt, um zu erreichen, dass die Archive für die Menschen, die zur Aufklärung des Schicksals der Verschickungskinder beitragen wollen, geöffnet werden.“, sagt Detlef Lichtrauter als Erster Vorsitzender des Vereins. „Unser Ziel ist es, selbstverwaltete Anlaufstellen für Betroffene im Bundund in den Ländern zu schaffen.“

Erste Selbsthilfegruppen in NRW gibt es bereits auch in Wuppertal. Lichtrauter: „Wir bieten ehemaligen Verschickungskindern die Möglichkeit, sich mit ihrer Geschichte an uns zu wenden, sowie unsere Beratungshotline und andere Hilfsangebote in Anspruch zu nehmen.“

Ehemalige Betroffene können sich bei per E-Mail unter info@akv-nrw.de melden, oder telefonisch bei Jutta Redecker, Tel. 01520 / 8562401, und Detlef Lichtrauter, Tel. 0163 / 1328215.

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